Wenn aus Büchern Schätze werden.
Ich bin ein Mensch, dessen Kindheit von Trickfilmen der besonderen Art geprägt war. Ich wuchs auf mit dem Wissen, an jedem Weihnachtsfest einen weiteren Film über kleine und große Helden, mit viel Gesang und einer guten Prise Herzschmerz dem stetig wachsenden Repertoire heimischer Videokassetten hinzufügen zu können. Die Rede ist – selbstverständlich – von Disney.
Auch heute schaue ich mir die liebgewonnenen Geschichten gerne immer und immer wieder an, singe aus vollem Hals mit und weine um die Verlorenen. Doch mich interessieren nun die Geschichten, die dahinterstecken. Welches Buch war ausschlaggebend für welchen Film? Und wie wurde die Geschichte umgesetzt? Dem möchte ich in dieser Beitragsreihe nachgehen. Werfen wir einen Blick hinter die Kulissen, suchen wir gemeinsam The Story Behind.
101 Dalmatiner kam 1961 zum ersten Mal auf die große Kinoleinwand und ist somit der 17. abendfüllende Zeichentrickfilm aus dem Hause Disney. Ursprünglich unter dem Namen Pongo und Perdita veröffentlicht, basiert dieser Film auf dem 1956 erschienenen Kinderroman 101 Dalmatians von Dodie Smith.
Der Film beginnt mit der romantischen Suche Pongos nach einer Frau für sich und für sein Herrchen Roger. Die bezaubernde Perdita weckt seine Aufmersamkeit und nach einigen Tricks und Kniffen sind er und Roger nicht mehr allein. Auch kündigt sich schon bald Nachwuchs bei den beiden Hunden an.
Doch die kleinen Welpen bringen, neben ganz viel Mutterglück, ebenfalls den Bösewicht auf den Plan: Cruella de Vil. Immer im weißen Pelzmantel zu sehen, möchte sie nichts lieber, als die kleinen Welpen zu neuen pelzigen Accessoires zu verarbeiten. An einem düsteren Abend werden die Welpen gestohlen und es beginnt eine verzweifelte Suche für Mensch und Tier.
Ich wette, sie haben unser gutes Silber mitgenommen, vielleicht waren sie sogar am Safe und …
Die Welpen! Die kleinen Hundchen! Gestohlen! Weg!
101 Dalmatiner
Pongo und Perdita machen sich schließlich auf den weiten Weg nach Suffolk, wo sie nicht nur ihre fünfzehn Welpen finden, sondern noch mehr. Genauer gesagt: vierundachtzig mehr.
Doch wie sieht es denn nun in der literarischen Vorlage aus? Dodie Smith schrieb 1956 das Buch 101 Dalmatians, bei dem sie ihre Erinnerungen an ihren eigenen Dalmatiner Pongo verarbeitete.
Das Buch beginnt später als der Film, denn Pongo und Missis sind bereits ein Paar und erwarten ihren ersten Nachwuchs. Die Augenbrauen sind zurecht erhoben, Pongo und wer? Richtig, denn Perdita heißt eigentlich einfach nur Missis (Pongo). Doch es gibt eine Perdita im Buch. Sie wird von den Dearlys, der menschlichen Familie der Pongos, völlig erschöpft am Straßenrand gefunden und kurzerhand bei sich aufgenommen. Hier erklärt sich auch der ungewöhnliche Name. Denn Perdita leitet sich vom lateinischen perditus ab, was wiederum verloren bedeutet. Auch sie hatte Welpen, doch ihre sind verschwunden. Disney skippte kurzerhand die Rolle der zweiten Hündin und machte aus ihr die Einzige für Pongo. Was die Missis wohl dazu gesagt hätte? Auch führt diese kleine Veränderung zu einer zahlenmäßigen Veränderung von Film zu Buch. Denn in Dodie Smith‘ Geschichte sind es lediglich 97 Dalmatinerwelpen, die den Weg nach Hause finden müssen, nicht 99 wie im Film. Lustig fand ich eine Anmerkung der Autorin am Ende des Buches, die ebenfalls auf eine zahlenmäßige Ungereimtheiten hinweist:
Most people who are good at arithmetic are likely to think there is a mistake in this book. It is called The Hundred and One Dalmatians. Well, Pongo and Missis and Perdita make three. There where ninety-seven Dalmatian pups at Hell Hall including those belonging to Pongo, Missis and Perdita. Three and ninety-seven make one hundred.
Where, then, is the hundred and oneth Dalmatian?
(101 Dalmatiner, S. 264)
Man kann es sich denken, Disney reduzierte die Geschichte auf ein Hundepaar, während es im Original zwei Paare gibt. Pongo und Missis, Perdita und Prince. Ansonsten folgt der Film erstaunlich weit dem ursprünglichen Weg, vom Dämmerungsbellen zur einsamen Spurensuche bis nach Suffolk. Dabei kürzt der Film, wo das Buch sich streckt. Viele Freundschaften werden geschlossen und Essen geteilt. Auch nimmt Cruella de Vil einen weitaus weniger präsenten Part ein als im Film. Zwar ist sie auch hier auf der Jagd nach Pelzmänteln aus Dalmatinerfell, doch taucht sie eigentlich mehr am Rande des Geschehens auf. Es gefällt mir, wie Disney dieses personifizierte Böse mehr herausgearbeitet hat und mit Cruella einem Charakter Platz schuf, der wirklich gruselig ist. Die Pongos müssen auch im Buch unglaubliche Mühen auf sich nehmen und diverse Gefahren überstehen, doch rückt die Frau mit den schwarz und weiß geteilten Haaren ein Stück weit in den Hintergrund. Dafür erhält sie im Buch die Gerechtigkeit, die im Film leider verloren ging: Die Dalmatiner zerstören schlussendlich ihre Pelzsammlung.
Im Gegensatz zu Cap & Capper folgt die Geschichte rund um die 101 Dalmatiner relativ geradlinig der literarischen Vorlage. Zwar wurde hier und da gekürzt und mancher erkennt seinen Namen nicht mehr wieder, doch trotzdem sind hier Vorlage und Adaption Hand in Hand gegangen. Die Sprache, die Dodie Smith wählt, ist eine sehr schöne, und so gar nicht kindlich. Sie erklärt häufig, wie die Reaktionen der Hunde aussehen, während sie sich ‚unterhalten‘ und gibt dem Ganzen eine Spur Realität zurück. Die Geschichte ist ein spannender Roadtrip, der leider nicht im deutschen verfügbar ist, aber schon mit wenigen Englischkenntnissen gelesen werden kann.
Disneys abendfüllende Zeichentrickfilme im direkten Vergleich zu ihren literarischen Vorlagen:
The Story behind.
Mehr Beiträge zu dieser Reihe gibt es hier:
Cap & Capper: Fuchs und Hund – Freunde oder Feinde?
101 Dalmatiner: Wertvoll gepunktet
Dumbo: Ich hab viel gesehen auf dieser Welt, …!
Bambi: Von Reh zu Hirsch
Aladdin: Der ungeschliffene Diamant
Arielle: Unter dem Meer
Robin Hood: Im wilden Sherwood Forest
Das Dschungelbuch: Dschungelgeschichten
Hallo meine Liebe,
das ist mal wieder ein wundervoller Disney-Beitrag von Dir! Das Buch wandert gleich auf meine Liste und ich freue mich nun schon wahnsinnig auf die nächste Story behind 🙂
Liebe Grüße
Bella
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Meine liebe Bella! ♥
Dankeschön! Na das freut mich doch, hoffentlich gefällt es dir ebenso gut 🙂
Hab einen wundervollen Tag!
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Liebe Gabriela,
beinahe hätte ich deinen Disney-Beitrag überscrollt! :-O Dabei gehört 101 Dalmatiner zu meinen liebsten Disney-Filmen – das Buch, auf dem der Film basiert, habe ich allerdings noch nie gelesen. Vielleicht muss ich das auch mal ändern, wenn mir der Film schon immer so gefällt. 🙂
Liebste Grüße,
Ida ❤
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Das wäre ja fatal gewesen! 😮 es wäre zumindest der Vollständigkeit halber sehr zu empfehlen 😊
Liebste Grüße!
Gabriela
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Mein erster Kinofilm! Die Dalamtiner fand ich gar nicht so spannend, aber ich bin ein Sergeant Tibs-Fan. 😉
Freue mich schon auf das nächste story behind.
Grüße, Katharina
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Oh ja, der Kater (der im Buch tatsächlich weiblich ist) ist wirklich herrlich 😁
Das freut mich sehr, das nächste kommt dann im Mai 🙂
Liebe Grüße!
Gabriela
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Liebe Gabriela,
ich habe mich so sehr gefreut, als ich mitbekommen habe, dass es einen neuen Beitrag in dieser Reihe gibt. Und dann auch noch von 101 Dalmatiner! Ich habe den Film früher geliebt. Ich liebe ihn auch immer noch. Und dank deines tollen Beitrages möchte ich ihn unbedingt bald wieder gucken ❤
Das Format ist wirklich klasse und echt großartig von dir herausgearbeitet ❤
Alles Liebe
Janika
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Liebe Janika!
Ich find ihn auch immer wieder zauberhaft, auch weil die Zeichenart hier ein wenig anders ist als bei den meisten Disneyfilmen) ♥ Und es freut mich so so sehr, dass dir die Reihe so gut gefällt, sie liegt mir doch schon arg am Herzen mittlerweile =)
Liebste Grüße! ♥
Gabriela
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101 Dalmatiner war immer einer meiner liebsten Disneyfilme und auch einer der Gründe, warum ich Dalmatiner im Allgemeinen großartig finde. Und dass Disney sich ziemlich genau an die Buchvorlage gehalten aht, macht das ganze antürlich umso schöner. Ich finde es klasse, wie du dich mit den Filmen und ihren Vorlagen beschäftigst, das ist sehr interessant! 🙂
Liebe Grüße ♥
Kat
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Huhu Kat!
Dalmatiner sind auch wirklich wunderschöne Tiere! Das freut mich natürlich sehr, dass dir die Beiträge hier so gut gefallen! Es ist für mich auch wirklich eine Herzensangelegenheit, da ich Disneyfilme nach wie vor, ja, vergöttere, möchte ich fast schon sagen. 😀 ♥
Liebe Grüße!
Gabriela
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Ich habe den Film von Disney geliebt und mir bestimmt 101x angesehen 😉 ich finde deine Beitragsreihe dazu sehr wertvoll und lerne unglaublich viel Background dazu 😀 danke dir viel mal fürs teilen ❤
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Hach … Danke ♥♥♥
Ich entdecke dadurch die Geschichten auch nochmal ganz ganz neu für mich selbst, das macht unglaublich viel Spaß. Die nächsten beiden Beiträge sind schon in Planung, es wird luftig und … waldig. 😀 ♥
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Ich wusste gar nicht, dass 101 Dalmatiner auf einem Buch basiert. Aber überraschen tut es mich auch nicht irgendwie.
Ich fid es unglaublich toll die Geschichten hinter den Filmen kennen zu lernen.
Liebe Grüße
Lilly
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Huhu Lilly!
Ich wusste es bis vor kurzem auch noch nicht, bin aber froh, so langsam all die kleinen Geheimnisse aufzudecken 🙂 Hoffentlich gefallen dir auch die nachfolgenden Geschichten!
Liebe Grüße!
Gabriela
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Das ist ja mal eine tolle Reihe.
Ich liebe diesen Film und auch ich wusste nicht das er ein Buch als Vorlage hat.
Danke für deine Bemühungen und diesen tollen Beitrag.
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Sehr gern! Viele Disneyfilme haben literarische Vorlagen, auch wenn sie zuweilen kaum noch zu erkennen sind (Wie bei Cap und Capper zum Beispiel)
Nächsten Dienstag gibt es auch schon einen neuen Beitrag dazu, vllt schaust du dann ja nochmal vorbei! 😊
Alles liebe!
Gabriela
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Hi meine Liebe,
finde ich eine coole Idee, die Disneyfilme mit ihren Buchvorlagen zu vergleichen. Ich liebe Disneyfilme total auch 101 Dalmatiner und die Geschichte von Cap und Capper! Interessant, was sich dann doch auch unterscheidet.
Liebe Grüße
Desiree
#litnetzwerk
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Heyo! 🙂
Das freut mich wirklich! Ich bin auch immer wieder ganz erstaunt, wie sehr die Wege doch teilweise auseinanderklaffen. Nächsten Dienstag gibt es da auch schon den nächsten Beitrag dazu, vllt ist das ja dann auch was für dich 🙂
Alles Liebe!
Gabriela
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