[Comicperlen] Auf hoher See: Die Fahrten des Odysseus!

Liebe Comic-Freunde –

und natürlich solche, die es noch werden wollen! Im vergangenen Jahr wuchs die Liebe zu Comics und Graphic Novels immer höher bei mir. Und irgendwann beschlich mich das Gefühl, mit einer klassischen Rezension nicht jedem Comic gerecht zu werden. Viele Geschichten sind als Reihen aufgebaut, entfalten erst nach und nach ihre Wirkung und einzelne Bände zu besprechen, ist manchmal auch nicht das Gelbe vom Ei.

Bei den Comicperlen auf dem Canapé (Kurz: das Comic-Canapé!) möchte ich einfach über Comics plaudern, die mir ins Auge fallen, möchte Reihen vorstellen, von denen ich denke, dass sie auch für andere sehr interessant sein könnten, egal ob sie neu oder älter sind. Setzt euch zu mir, lehnt euch zurück und lasst euch mitnehmen auf hohe See. Die Odysseus läuft aus und sucht das große Abenteuer.

Sophie Michel | René Follet | Emmanuel Lepage

Die Fahrten des Odysseus

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Werbung | Autor: Emmanuel Lepage, Sophie Michel |
Zeichner:
Emmanuel Lepage, René Follet |
Titel: Die Fahrten des Odysseus |
Erscheinungsdatum: 2019 | Verlag: Splitter | Genre: Historie | 250 Seiten |
Reihe: Einzelband |

Ein Mix der Geschichten

Wer bei dem Titel zuerst an Homers Klassiker der Odyssee denkt, der liegt nur zum Teil richtig, denn die Graphic Novel von Emmanuel Lepage vermischt das Epos vergangener Tage mit einer frischen, neuen Geschichte. Vielmehr begleitet man den jungen Maler Jules auf seiner Suche nach einem Mädchen, dass er einst kannte und liebte. Sein Weg führt ihn an Deck der Odysseus, ein beeindruckendes Schiff, welches von Salome Ziegler geführt wird. Diese außergewöhnliche Frau mit der wilden Lockenpracht wird ihn aufnehmen und begleiten, als Zahlung will sie seine Bilder.

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Die Fahrten des Odysseus | S. 9

Befinden wir uns nun also auf der Odysseus, verknüpft sich langsam aber stetig Salomes Vergangenheit mit dem namensgebenden Epos. Als sie beginnt, Jules zu vertrauen, tauchen wir nach und nach ab in ihre Kindheit, ihre Erinnerungen an die unbezähmbare Mutter, an Schicksalsschläge, die ihresgleichen suchen. Ein bestimmter Maler taucht dabei immer wieder auf: der geheimnisvolle Ammon Kasacz, der sich der Antike verschrieb und eine Weile in Salomes Familie verweilte. Den Salome nun verzweifelt sucht, um ein Stück Vergangenheit zurückzubekommen.

Starkes Szenenbild

Schon vergangenes Jahr habe ich mein Herz an die unglaublichen Darstellungen Lepages verloren, als ich Ar-Men las. Das Meer liegt ihm scheinbar im Blut, die schäumenden, wogenden Wellen, die sprühende Gischt, die Gewalt des Elements. Jedes Mal hielt ich gebannt inne, verlor mich in den Weiten des Ozeans und in der jeweiligen Farbgebung.

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Diese ist übrigens im gesamten Buch einfach phänomenal. Jede Szene hat ihre eigenen Farben, mal plakativ in rot und blau gehalten, abstrakt vereinfacht oder bis ins kleinste detailliert festgehalten. Szenen mit Jules und Salome findet man immer wieder in warmen Sepiafarben und einem zarten Aquarellstrich versehen, das Meer dagegen strotzt nur so vor Leben und Kraft. So entdeckt man beständig neues, lässt sich durch die Geschichte tragen, die viel Liebe in sich vereint, und doch keine Liebesgeschichte ist. Höchstens eine an die Kunst und an das Meer.

Stilwechsel

Besonders beeindruckend fand ich jedoch, dass der fiktive Antikenmaler Ammon Kasacz einen ganz eigenen Stil bekam. Seine Ölbilder heben sich deutlich von den geschichtstragenden Panels ab. Die Skizzen für all die Bilder aus der Odyssee, die er im Laufe des Buches anfertigt, haben ihren ganz eigenen Stil und das Nachwort, das aus all diesen Malereien besteht, lässt durchaus den Schluss zu, dass es diesen Maler einst wirklich gab. Auch Jules‘ Bilder haben eine ganz eigene Handschrift, und auch ohne seine Unterschrift würde man sie erkennen, was ich wirklich gelungen finde.

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Die Fahrten des Odysseus | S.2

Auch wechselt die Erzählung immer wieder zwischen den Dialogen der Gegenwart hin zu Auszügen der Odyssee. Wir erleben also, wie Odysseus seine Abenteuer bestreitet, und welche Parallelen sich zu Salome und Jules ergeben. Auch wenn der Stil dieser Abschnitte natürlich gänzlich anders daherkommt, so fügt er sich doch ohne Probleme ein.

Ein großartiges Kunstwerk ist Die Fahrten des Odysseus, sowohl aus zeichnerischer als auch erzählerischer Sicht. Die Geschichte verwebt Vergangenes mit Gegenwart, die Suche nach Liebe und Hoffnung, und ist eine wundervolle Hommage an das Meer und die Antike.

schnörkel


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19 Comments on “[Comicperlen] Auf hoher See: Die Fahrten des Odysseus!

    • Hallo Nico!
      Danke dir 🙂 Ich fand sie wirklich ganz ganz großartig. Nicht gerade die leichteste Kost, aber es lohnt sich so sehr ♥ Viel Freude daran!

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  1. Liebste Gabriela, wow was für ein Buch! Ich finde bei dir wirklich immer wieder Buch / Graphic Novel – Schätze, die ich dann auch alle am liebsten lesen würde 😀 danke fürs vorstellen und für diese wunderbare Rezension ❤

    Gefällt 1 Person

    • Liebste Elizzy!
      Dankeschön, ich bin auch total froh, so viele wunderbare Bücher zu entdecken, an denen ich früher wohl vorbei gegangen wäre. Vielleicht kannst du ja mal einen Blick in Odysseus werfen, es lohnt sich schon der Zeichnungen wegen sehr! ❤️

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      • Ja, das glaube ich, die Bilder sind unglaublich gut! Aber die Comics aus dem Splitter verlagernd generell sehr cool aufgemacht. Dieses ist bei meiner nächsten Comic Bestellung auf jeden Fall mit dabei!

        Lg Ümi 😉

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      • Da geb ich dir vollkommen recht, ich liebe die Comics aus dem Splitter Verlag sehr, einfach weil die Qualität der Bücher auch wirklich enorm ist. Ich freu mich auf jeden Fall sehr, dass das Buch hier bei dir einziehen wird 🙂

        Gefällt 1 Person

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