[Comicperlen] Impressionistische Malerei mit Todesfolge

Liebe Comic-Freunde –

und natürlich solche, die es noch werden wollen! Im vergangenen Jahr wuchs die Liebe zu Comics und Graphic Novels immer höher bei mir. Und irgendwann beschlich mich das Gefühl, mit einer klassischen Rezension nicht jedem Comic gerecht zu werden. Viele Geschichten sind als Reihen aufgebaut, entfalten erst nach und nach ihre Wirkung und einzelne Bände zu besprechen, ist manchmal auch nicht das Gelbe vom Ei.

Bei den Comicperlen auf dem Canapé (Kurz: das Comic-Canapé!) möchte ich einfach über Comics plaudern, die mir ins Auge fallen, möchte Reihen vorstellen, von denen ich denke, dass sie auch für andere sehr interessant sein könnten, egal ob sie neu oder älter sind. Setzt euch zu mir, lehnt euch zurück und lasst euch mitnehmen zu einem Teich voller Seerosen in allen erdenklichen Farben des Regenbogens.

Michel Bussi | Fred Duval | Didier Cassegrain

Schwarze Seerosen

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Werbung | Autor: Michel Bussi | Fred Duval | Zeichner: Didier Cassegrain |
Titel: Schwarze Seerosen |
Erscheinungsdatum: Oktober 2019 | Verlag: Splitter | 144 Seiten |
Genre:  Krimi / Romanadaption | Reihe: Einzelband |

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3 Frauen

Zum Abschluss des Jahres 2019 möchte ich euch heute noch einen ganz besonderen Comic vorstellen. Schwarze Seerosen vereint sowohl wunderschöne Zeichnungen, spannende Charaktere, sowie einen überaus interessanten Mordfall. Zu Beginn lernen wir eine ältere, namenlose Dame kennen. Sie lebt im französischen Giverny, das Dorf, dessen Namen dank der zahllosen Seerosenbilder des impressionistischen Malers Claude Monet die ganze Welt kennt. Diese Dame nun führt uns in die folgende Geschichte ein, indem sie unser Augenmerk auf drei, die Geschichte beherrschende Frauenfiguren lenkt. Ein junges, talentiertes Mädchen, eine bildschöne Frau, und sich selbst.

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Schwarze Seerosen | Innenseite

Dreizehn Tage dauert unsere Geschichte, die mit einem Mordfall beginnt und – angekündigterweise – ebenfalls mit einem enden soll. Im Bach des Dorfes findet man die Leiche eines Kunstsammlers, der trotz liebender Ehefrau, kein Kind von Traurigkeit gewesen war. Nun jedoch liegt er im Bachbett, umspült vom kühlen Wasser, mit einem Schädelbruch, einem Messerstich im Herzen und ertränkt. Doch wer ist der Schuldige? Und wer hatte ein Motiv? Der Fall holt den neuen Inspector auf den Plan. Laurenc, der selbst ein wenig Ahnung im Kunstgewerbe zu haben scheint, hat bald mit seinem Partner eines von drei möglichen Motiven herausgefunden. Eifersucht, Kunsthandel oder fremde Kinder. Auch ist sein Interesse an der Dorflehrerin nicht nur beruflicher Art.

Eifersucht als Motiv?

Dieses Buch besticht durch seine wunderbar wandlungsfähige Erzählstruktur. Mal folgt man der älteren Dame und beobachtet sie dabei, wie sie die Leute des Dorfes in Augenschein nimmt. Dann huscht man zu Fanette, dem jungen Mädchen mit den Zöpfen, das als talentierteste junge Dame an der Dorfschule gilt, und möglicherweise mit ihrer eigenen Interpretation des monet’schen Seerosen einen Stiftungspreis und somit einen Platz an einer renommierten Kunstschule in Übersee ergattert. Und dann haben wir da Stephanie, die in einer lieblosen Ehe gefangenen Schönheit, die gerne ausbrechen würde und doch nicht an ihren Ketten zu rütteln wagt. Nur Stephanie hat augenscheinlich etwas mit dem Tod von Jerome Morval zu tun. Hand in Hand gehen die leisen Hinweise, die der gewitzte Leser nur richtig interpretieren müsste, um diesen Fall aufzuklären. Aber ob das gelingt? Für mich war die Auflösung auf jeden Fall ein großes Aha und Hallo! Denn so faszinierend genial ich die Wendungen fand, so wenig hatte ich mit ihnen gerechnet. Chapeau!

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Schwarze Seerosen | Innenseite
Eine eigenwillige Adaption

Nun war natürlich meine Neugier geweckt! Nachdem der Autor des Originals auf der Rückseite zitiert wird, wie er sagt, dass mit diesem Comic ein Traum in Erfüllung gegangen ist, wollte ich unbedingt mehr über den Roman wissen. All diese Verwinkelungen zwischen Monets französischem Dorf, den Seerosen, Todesfällen, heimlichen Liebschaften und bitterer Eifersucht – ich brauche mehr! Umso merkwürdiger, dass die Inhaltsangabe zu „Das Mädchen mit den blauen Augen“ (das Original) irgendwie so gar nichts gemeinsam zu haben scheint mit der Adaption. Denn statt heimeliger Dorfidylle und impressionistischen Malereien, ist hier von einem Flugzeugabsturz die Rede, der in einem Sorgerechtsstreit gipfelt. Trotzdem bin ich neugierig geworden und werde mir wohl den Roman besorgen, um für mich selbst die gezogenen Parallelen zu entdecken, die diese Adaption mit dem Buch von Michel Bussi verbindet.

Bis dahin sei euch dieser Comic auf jeden Fall ans Herz gelegt, denn ihr werdet die ganze Bandbreite der Gefühlswelt erleben, ihr werdet staunen und träumen, ihr werdet Sehnsucht nach Freiheit verspüren und den nostalgischen Hauch eines kleinen, unverändert idyllischen Örtchens namens Giverny.

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Weitere Comicperlen auf dem Canapé:

Malcolm Max – Der vielleicht charmanteste Dämonenjäger der Welt
Die drei Geister von Tesla 
Magda Ikklepotts – Gründlich verhext!
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Ein Sprung durch das Everversum
Ein illustrer Phantastikkönig: Kai Meyer mal 3!
Roter Stier & Weißes Einhorn

 

10 Comments on “[Comicperlen] Impressionistische Malerei mit Todesfolge

  1. Liebste Gabriela, eine wundervolle Rezension. Ich musste Giverny gleich mal Googlen und bin fasziniert von den wunderschönen Bildern! Von mir aus ist es auch „nur“ 7.5 Stunden mit dem Auto entfernt. Vielleicht wäre dies mal ein Ausflugsziel für im Frühling 😀 Die Geschichte hört sich sehr spannend an und als du von Michael Bussi sprachst und „Das Mädchen mit den blauen Augen“ erwähnt hast musste ich stocken. Ich habe das Buch von ihm gelesen und ich mochte es wirklich sehr! Fand die Geschichte und auch die Auflösung grossartig! Aber dass, dieser Comic etwas damit zu tun haben soll? Das passt für mich irgendwie auch nicht ganz… Ich bin gespannt wie dir das Buch gefällt, wenn du zum Lesen kommst!
    Hab einen tollen Tag ❤

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    • Liebste Elizzy! ♥
      Klingt doch nach einem wunderschönen Kurztripp! Da wär ich zu gern dabei 😀
      Okay, also hab ich mich da auch nicht getäuscht, dass die Adaption ziemlich frei sein muss? Verrückt! Ich dachte zunächst, man hätte sich vielleicht im Buchtitel geirrt, aber auch die anderen passen irgendwie nicht zum Comic. 😀 Ich werde dem wirklich nachgehen müssen.
      Hab du ebenfalls einen tollen Tag! ♥

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