Wenn aus Büchern Schätze werden.
Veröffentlicht am 13. Dezember 2020 von Buchperlenblog
Die Weihnachtszeit lockt nicht nur mit gemütlichem Lichterglanz, köstlichen Plätzchen und stimmungsvoller Musik, nein, für mich ist die Vorweihnachtszeit auch gleichbedeutend mit ausgiebigem Schwelgen in Märchen. Im Advent stelle ich euch jeden Sonntag ein Märchen aus einem anderen Land vor. Denn es gibt noch so viel mehr zu entdecken, als nur Hänsel und Gretel, Schneewittchen oder Dornröschen, mit denen wir aufgewachsen sind. ♥
Heute reisen wir ins bitterkalte Alaska, zu den Ureinwohnern der eisigen Wildnis.
Der Fremde aber reichte ihr ein Stück Walhaut mit Speck daran heraus. „Lass es die Leute nicht sehen!“, warnte er. „Trage das Muktuk nach Hause und lege es in eine neue Schüssel mit Salzwasser. Wenn es sich nicht verändert, dann iss es. Aber wenn es sich verändert, dann oss es nicht, sondern warte, bis du einen Kopf, einen Schwanz und Flossen erkennen kannst.“
(aus Der Wal in der Schüssel)
Das Volk der Eskimos in Alaska kennt viele Märchen. Mythen und Legenden, aber auch wahre Begebenheiten, die beinahe unrealistisch wirken, kommen in ihrem reichen Schatz an Geschichten vor. Da sie ein Naturvolk sind, sich hauptsächlich der Jagd verschrieben haben und von der Laune der Wetterverhältnisse abhängig sind, erzählen viele ihrer Märchen vom Kampf ums Überleben. Eine dieser Geschichten ist Der Wal in der Schüssel.
Lange bevor die Eskimos Rentierherden hielten, waren sie auf Gedeih und Verderb den Witterungen und den Wildwechseln ihrer Umgebung ausgeliefert. So manch bitterer Winter brachte die Dörfer in arge Bedrängnis, und nicht selten endeten diese Winter mit dem Hungertod vieler. Auch unsere Geschichte spielt in einem dieser Winter. Das Wild ist verschwunden, die Fischernetze leer. Doch da erscheint einem jungen Mädchen eines Tages am Flussufer ein Fremder, der ihr eine Walhaut schenkt. Er gibt ihr die Anweisung, diese Walhaut in eine mit Salzwasser gefüllte Schüssel zu legen und zu warten. Niemand außer ihr und der Großmutter darf die Walhaut unterdessen zu Gesicht bekommen.
Das Mädchen tut, wie ihr geheißen, auch wenn ihr das Wasser beim Anblick der speckigen Haut bereits im Mund zusammenläuft. Und wundersamerweise verwandelt sich diese Haut. Sie wächst und gedeiht, ähnelt zunächst einem kleinen Fisch, dann einem Seehund und später .. ja, einem echten Wal, der über den Rand der Schüssel hängt. Als der Hunger der Dorfbewohner sie bereits an den Rand des Todes geführt hat, beschließen Großmutter und Kind, den Wal zu schlachten. Von dem Duft des bratenden Fleisches angelockt, kommen alle Dorfbewohner nach und nach zu ihnen, treiben Handel und bekommen eine Portion Walspeck ab. Und so wurde – der Legende nach – ein ganzes Dorf gerettet.
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Kategorie: Buchgedanken und VorstellungenSchlagworte: advent, Alaska, märchen, sonntagsmärchen
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Hallo Gabriela,
diese Märchenserie ist eine sehr schne Idee.
Aus Alaska habe ich noch nie eines gelesen. Das ist wirklich eine spannende Anregung.
Viele liebe Grüße
Silvia
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Liebe Silvia!
Dankeschön 🙂 ich hoffe, dass ich damit ein wenig die Neugier anregen kann, welche Geschichten man sich so in anseren Ländern und Regionen erzählt ❤️
Liebste Grüße!
Gabriela
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Hallo Gabriela!
Oh, bei dem Märchen bin ich irgendwie traurig. Der arme Wal, der in der Schüssel gewachsen ist. Natürlich verstehe ich den Hintergrund der Geschichte, weil das Mädchen und seine Großmutter mit dem ganzen Dorf teilen und die Walhaut nicht alleine gegessen haben. Aber trotzdem stimmt mich die Geschichte traurig.
Liebe Grüße
Diana
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Huhu Diana!
Mir ging es genauso, das Tierwohl liegt mir da doch so sehr am Herzen, das ich eigentlich auf der Seite des Wals war. Aber er hat immerhin ein ganzes Dorf gerettet. 🙂
Alles Liebe!
Gabriela
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Hi Gabriela,
makaber, aber notwendig gewesen, sonst hätte niemand überlebt.
Welcher zauber wohl über der Wahlhaut lag?
Auf jeden Fall eine interessante Reise.
Liebe Grüße
Tina
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Ich weiß ehrlich nicht, ob ich ein Tier hätte schlachten und essen können, wenn ich es in einer Schüssel großgezogen hätte (mal von der seltsamen Dimension einmal abgesehen, die so ein Wal einnimmt …) Aber wenn es ums nackte Überleben geht, wer weiß?
Liebe Grüße!
Gabriela
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