Wenn aus Büchern Schätze werden.
Die Weihnachtszeit lockt nicht nur mit gemütlichem Lichterglanz, köstlichen Plätzchen und stimmungsvoller Musik, nein, für mich ist die Vorweihnachtszeit auch gleichbedeutend mit ausgiebigem Schwelgen in Märchen. Im Advent stelle ich euch wieder jeden Sonntag ein Märchen aus einem anderen Land vor. Denn es gibt noch so viel mehr zu entdecken, als nur Hänsel und Gretel, Schneewittchen oder Dornröschen, mit denen wir aufgewachsen sind. ♥
In den letzten beiden Jahren habe ich euch bereits auf diese Reise mitgenommen, wir haben gemeinsam Märchen von der Orchideeninsel kennengelernt, uns in die Kälte Alaskas begeben, haben einen magischen Pinsel in China gefunden und haben uns gemeinsam mit dem Fuchs über die Dummheit des Wolfes im Orient amüsiert. Danach ging es nach Polen, einem Land, mit dem ich vorher gar nicht so viele Märchen verbunden habe. Später entführte ich euch nach Norwegen, in ein fliegendes, goldenes Schloss, und nach Indonesien, zu einer traurigen Prinzessin. Und zum Schluss hielten wir in Russland und haben Wassilissa, die Weise kennengelernt.
In diesem Jahr habe ich euch bereits von einer Leichenbraut, und von einem verzauberten Spiegel erzählt. Mal sehen, was uns heute erwartet!
Dieses Märchen beginnt nicht, wie so oft, in einem fernen Königreich, sondern … Ja, stattdessen befinden wir uns in der Hölle! Und Dardaroth, der Höllenfürst, ruft all seine Teufel zu einer Versammlung ein. Er lässt sie wissen, dass er von all den Männern der Erde, die seine Höllentore durchschreiten, immer wieder hört, dass deren Frauen an ihrer Misere im Leben schuld wären. Das findet der Höllenfürst so interessant, dass er eine Probe des Gesagten machen will. So ruft er Aghiuta herbei, einen kleinen, immer zu Späßen aufgelegten Teufel, und befiehlt ihm, sogleich auf Erden zu wandeln für ganze zehn Jahre, sich eine Frau zu nehmen und all die möglichen Unliebsamkeiten zu erdulden, die ihn dabei erwarten mögen.
Gesagt, getan, und Aghiuata begibt sich nach Bukarest. In der Gestalt eines schönen Mannes und mit den Taschen voller Gold nimmt er sich nach kurzer Zeit eine Frau, die auf den ersten Blick liebreizend und folgsam scheint. Doch schon bald nach der Hochzeit zeigt sie ihm ihr wahres Gesicht. Erst zeigt sie ihm die kalte Schulter und kommandiert die Bediensteten herum, dann zeigt sie Eifersucht, bespitzelt ihn und bohrt sogar Löcher in die Türen, um mehr von seinen Geschäftigkeiten mitzubekommen. Doch Aghiuata, der sich nun Kyr Ianulea nennt, hält all dies aus und ist noch immer recht verzückt von seiner widerspenstigen Frau. Aber als sie ihn zu Grund und Boden richtet, indem sie sein Geld mit vollen Händen ausgibt, da ergreift er vor ihr und seinen Gläubigern dann doch die Flucht.
Über Stock und Stein geht es, und schließlich klopft er an die Tür eines Bauerns, fleht ihn an, ihn vor seinen Häschern zu verstecken und verspricht ihm, ihn zu einem reichen Manne zu machen. Wie das? Nun, er ist ein Teufel und er kann in jeden Menschen fahren und ihn um den Verstand bringen. Und wenn der brave Bauer nur hört, dass eine Frau verrückt geworden zu sein scheint, so solle er nur kommen und ihn austreiben, dann bekäme er auch seinen Lohn.
Dieser Gedanke funktioniert zunächst ganz gut, doch schon bald hat der Teufel andere Pläne und bricht seinen Vertrag mit dem Bauern. Der jedoch ist nicht dumm, und so geht er zu der verlassenen Frau des Kyr Ianulea und erzählt ihr von diesem Teufelsstreich. Und so kommt es, dass sie das nächste Mal das Schlafgemach der Frau betritt, in die der Teufel gefahren ist. Doch als Aghiuata sein gefürchtetes Weib erblickt, da lässt er alles Irdische weit hinter sich und kehrt zurück zur Hölle!
Tja, und Dardaroth, der Höllenfürst? Der lacht und sieht die Gerüchte um die gemeinen Erdenfrauen als bestätigt. Zum Dank für seine Erlebnisse gestattet er dem armen kleinen Teufel einen dreihundertjährigen Schlaf und das Versprechen, seine Frau niemals in der Hölle sehen zu müssen, auch wenn sie aufgrund ihres Charakters eindeutig dorthin gehörte.
Und die Moral von der Geschicht‘? Wenn wir Frauen nur die richtigen Männer ärgern, so müssen wir uns doch nicht vor den Höllenfeuern fürchten. 😀
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Meine Güte, was für ein rasantes und geniales Märchen ist das denn bitte?! Ich bin begeistert! Danke fürs Teilen!
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Hallöchen Barbara!
Ich musste besonders über das Ende lachen, dass der ausgekochte kleine Teufel am Ende dann von seiner Frau ausgetrieben wurde 😄
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Haha, das klingt nach einer lustigen Lektüre. Obwohl wir Frauen, wenn man es genau nimmt überhaupt nicht gut dabei wegkommen.
LG Diana
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Tun wir das jemals in Märchen? Aber die, die der arme Teufel da geheiratet hat, war auch ein Paradebeispiel für weibliche Drachen. 😀
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