Meine Lieben!
Die Weihnachtszeit lockt nicht nur mit gemütlichem Lichterglanz, köstlichen Plätzchen und stimmungsvoller Musik, nein, für mich ist die Vorweihnachtszeit auch gleichbedeutend mit ausgiebigem Schwelgen in Märchen. Im Advent stelle ich euch wieder jeden Sonntag ein Märchen aus einem anderen Land vor. Denn es gibt noch so viel mehr zu entdecken, als nur Hänsel und Gretel, Schneewittchen oder Dornröschen, mit denen wir aufgewachsen sind. ♥
In diesem Jahr treten wir bereits zum 4. Mal diese Märchenreise gemeinsam an und ich freue mich so, so sehr, dass ich euch nach wie vor Märchen aus Ländern vorstellen kann, die ihr vermutlich noch nicht kennt. Erinnert ihr euch noch an die Jahre zuvor? Wir haben gemeinsam Märchen von der Orchideeninsel kennengelernt, uns in die Kälte Alaskas begeben, haben einen magischen Pinsel in China gefunden und haben uns gemeinsam mit dem Fuchs über die Dummheit des Wolfes im Orient amüsiert. Danach ging es nach Polen, einem Land, mit dem ich vorher gar nicht so viele Märchen verbunden habe. Später entführte ich euch nach Norwegen, in ein fliegendes, goldenes Schloss, und nach Indonesien, zu einer traurigen Prinzessin. Wir hielten in Russland und haben Wassilissa, die Weise kennengelernt.
Im letzten Jahr habe ich euch von einer Leichenbraut, von einem verzauberten Spiegel und einem Teufel auf Brautschau erzählt – und von einem riesenhaften Troll! Dieses Jahr ging die Reise zunächst nach Tibet. Und heute? Statten wir Schottland einen kleinen Besuch ab.
Der einsame Riese

Hach, Schottland. Das Land der wundersamen Wesen, Trolle, Kelpies und … Riesen! Und um genau so einen geht es im heutigen Märchen.
Riesen sind von Natur aus einsam. Sie brauchen enorm viel Platz für sich, und so begegnen sie zumeist anderen Riesen nur dann, wenn sie zufällig gleichzeitig am jeweiligen Rand ihres Landes stehen. Das macht ihnen aber nicht sonderlich viel aus, denn sie sind so mit herumstampfen und schreien und anderen riesenhaften Dingen beschäftigt, dass sie keine Zeit haben, um über ihre Einsamkeit nachzudenken. Nur unser Angus nicht, der hält nicht allzu viel von diesen riesigen Angewohnheiten. Und infolge dessen … Ja, da denkt er auch über seine Einsamkeit nach. Aber zwei Freunde nennt er durchaus sein eigen. Zum einen den Adler Goldentop und eine junge Frau namens Morag. Letztere würde er gerne heiraten, doch ist der Unterschied zwischen den beiden doch ach zu groß.

Goldentop meint, eine Riesin auf einer fernen Insel erspäht zu haben. Aber Angus zaudert. Noch auf dem Sterbebett riet ihm seine Mutter einst, dass er niemals durch Salzwasser schwimmen soll. Doch die Einsamkeit ist zu groß und er macht sich auf zum großen Meer. Dort hilft er einem gestrandeten Wal zurück ins Meer und wird zum Dank von ihm zur Insel getragen. Doch während der Überfahrt spürt er, wie der Wal immer schneller wird, als wäre sein Gewicht verringert. Und tatsächlich! Als er am Ufer der Insel anlangt, da hat er nur noch die Hälfte seiner ehemaligen Größe! Die Riesin auf der Insel will jedoch einen besonders stattlichen Riesen zum Gemahl und mit einem festen Griff schleudert sie ihn zurück aufs Meer hinaus.
Sein Freund, der Wal, wartet dort bereits auf ihn und trägt ihn zurück ans Heimatufer. Nun ist der Riese gar kein Riese mehr, sondern ein Mann von ganz normaler Größe! Und so läuft er, so schnell er nur kann auf seinen kurzen Beinen, zurück zu seiner Morag und bittet sie, ihn zu heiraten. So hat sein Schrumpfen am Ende ihm doch noch Glück gebracht.
Jetzt möchte man natürlich einwerfen, warum der Riese sich erst ändern musste, um sein Glück zu finden – doch stellt euch alles andere nur mal für einen kurzen Moment vor. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass unser einsamer Angus nun nicht mehr einsam sein muss. ♥

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