[Halloween] Die Liebe zur Schauerliteratur
Liebe Gruselfreunde!

Wer mich und meinen Geschmack in der Literatur kennt, oder zumindest schon eine Weile verfolgt, der wird schnell feststellen: Hier wird sich häufiger gegruselt! Und weil Gruseln so eine feine Sache ist, möchte ich heute, am wohl schaurigsten Tag des Jahres, ein wenig meine Liebe zu diesem noch immer irgendwie stiefmütterlich behandelten Genre teilen. ♥

Wenns draußen stürmt und regnet, wenn die bunten Blätter des Herbstes zu Boden gleiten und nur noch die nackten Arme der Bäume sich in den Vollmondhimmel recken und Nebelschwaden empor steigen … Dann ist die beste Zeit des Jahres gekommen für alle, die es sich gern unter einer warmen Decke gemütlich machen, das Licht dimmen und grausige Spukgestalten aus den Buchseiten aufsteigen lassen wollen.

So wie mich. Obwohl ich mich das ganze Jahr über gerne mal auf den ein oder anderen Schauerroman einlasse, nichts hilft bei der richtigen Atmosphäre so gut, wie ein Herbstabend. Umso erstaunlicher ist es für mich in jedem Jahr, dass die meisten deutschen Verlage ihr Programm eher wenig auf dieses Genre ausrichten. Klar, Thriller und Krimis gibt es zu Hauf, ob nun blutiges Gemetzel oder Cozy Crime zum Schmökern mit einer netten Tasse Tee. Aber wo sind die Spukgestalten, die Geister, die Monster, die sich aus den Gräbern erheben? Die findet man eher selten und wenn dann in ganz darauf ausgerichteten Verlagen. Kaum verwunderlich also, dass sich in den Tiefen meiner Bücherregale sehr viele Bücher aus dem Festa Verlag finden. Dieser Verlag bringt neben den blutigsten, schaurigsten Splatter-Romanen nämlich auch immer wieder ganz besondere Schauerhäppchen raus, die mir schon so manche schöne Gänsehaut beschert haben. Und darüber hinaus? Sehe ich mich immer mehr auf dem englischen Buchmarkt um. Nicht nur, dass hier die Cover immer wieder zu einem wahren Kaufrausch anregen, auch allgemein gesehen scheint mir das Horror Genre nicht so unterzugehen wie bei uns. Die Bücher, die ich euch heute ganz besonders ans Herz legen möchte, sind deshalb sowohl deutsch als auch englisch und ich hoffe, jeder findet hier noch den ein oder anderen Tipp! ♥

Stephen King

Keine Horrorliste ohne den amtierenden King of Horror, den Meister des menschlichen und übernatürlichen Grausens! Als King-Jünger, der ich nun einmal bin, könnte die Wahl schwierig werden, aber! Wenn es um das richtige Grausen geht, scheint mir doch nichts über Shining zu gehen. Überhaupt, Spukhaus-Geschichten kann ich gar nicht genug bekommen und ich fürchte, es werden so einige hier zu finden sein. Also, worum geht es in Shining?

Willkommen im Overlook! Bitte legen Sie Ihre Jacke ab, geben Sie das Gepäck dem Liftboy, und genießen Sie Ihren ersten Drink in unserer Colorado Lounge.

Sicherlich hätte Jack Torrance nichts dagegen gehabt, genau so begrüßt zu werden. Aber als künftiger Hausmeister des Hotels, während der allgemeinen Schließung über den Winter, blüht ihm ein gänzlich anderes Schicksal. Denn das Haus scheint seine schlimmsten Seiten hervorzuholen, Dinge, die er gern unterdrücken würde, brechen sich Bahn und gipfeln schlussendlich in einer absoluten Katastrophe für ihn, seine Frau und seinen Sohn Danny. Danny, der dank seiner besonderen Gabe Dinge sehen kann, die kein anderer zu sehen scheint. Gute Dinge, wie den Ort, an den er an seinem Geburtstag gehen wird. Schlimme Dinge, wie Hotelzimmer voller Blut und Gehirnmasse.

Klingt doch einladend, oder nicht? Wenn ihr vorher noch mehr wissen wollt, hier könnt ihr euch schon einmal für euren Aufenthalt im Overlook Hotel bereit machen.

Catriona Ward

Auch Catriona Ward mausert sich immer mehr zu einer meiner Lieblingsautorinnen und ich bin dem Festa Verlag mehr als dankbar, dass er bereits angekündigt hat, all ihre Bücher zu übersetzen. Das Haus in der Needless Street war mein erstes von ihr und hat mich direkt in ihren unwiderstehlichen Bann gezogen. Denn wenn die Bücher dieser Autorin eines sind, dann dies: vielschichtig. Man mag noch so sehr davon überzeugt sein, dass man weiß, wie hier der Hase läuft – nein. Am Ende kriegt sie dich immer dran, versprochen. Denn:

Er ist seltsam, dieser Ted Bannerman, der da im letzten Haus wohnt, in der Needless Street, die am Waldrand endet. Er lebt allein, hat nur hin und wieder Besuch von seiner Tochter Lauren. Und da ist auch noch seine Katze, Olivia. Doch außer Ted selbst gelangt nie jemand von denen nach draußen.
Und dann gibt es da noch diesen ungeklärten Vermisstenfall von vor über zehn Jahren, als Dees damals sechsjährige Schwester spurlos verschwand.

Die Kapitel werden uns abwechselnd erzählt, mal von Ted, mal von Dee. Mal von Lauren und mal von Olivia. Moment, war Olivia nicht Teds Katze? Ja, so irritiert habe ich anfangs auch reagiert und doch macht am Ende alles Sinn. Wem das nicht so ganz geheuer ist, dem kann ich ebenfalls Little Eve oder Sundial empfehlen, genauso vielschichtig und desaströs am Ende. Oder eben doch Das Haus in der Needless Street.

T. Kingfisher

T. Kingfisher habe ich tatsächlich erst neulich für mich entdeckt. Wie man einen Prinzen tötet war ein herrlich schräges Märchen, aber weitaus passender zum heutigen Thema geht es in What moves the Dead zu. Dank der aktuellen Netflix Serie Der Untergang des Hauses Usher (im Übrigen absolut großartig!) auch schon in aller Munde, finden wir hier eine Adaption der gleichnamigen Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe.

Wie auch in der ursprünglichen Geschichte bringt den Erzähler ein Brief auf das Anwesen der Familie Usher. Wir stoßen bereits sehr früh im Buch auf seltsame Pilze, die im Wald wachsen und scheinbar nicht gerade heimisch sind. Außerdem verhalten sich die Hasen des Waldes sehr merkwürdig. Anstatt zu flüchten, starren sie Menschen unerschrocken an, und wenn sie sich bewegen, ist es, als hätten sie vergessen, wie sie es anstellen müssen. Sie kriechen. Und glaubt mir, diese Hasen sind verdammt gruselig. Wer – wie ich – unter einem Watership Down Trauma leidet, dem wird es erst recht eisig kalt über den Rücken laufen.

Mehr über creepy Hasen, seltsame Pilze und noch viel mehr, erfahrt ihr hier oder aber … ihr setzt euch gleich mit dem Buch in den nächsten Lesesessel. Licht dimmen nicht vergessen!

Paul Tremblay

So. Wir hatten bisher Spukhäuser, menschliche Gräuel und seltsame Pilze. Wie wärs nun also mit Dämonen, die in deinem Kopf sitzen? Höre ich da ein JA? Dann ist A Head full of Ghosts vielleicht genau das richtige.

Etwas stimmt mit der vierzehnjährigen Marjorie Barrett nicht. Sie benimmt sich merkwürdig, hört angeblich Stimmen in ihrem Kopf, erzählt ihrer achtjährigen Schwester Merry gruselige Geschichten. Rückblickend erinnert sich Merry nun an die Zeit, als Marjorie anfing krank zu werden, bis hin zu den Wochen, in denen ein Fernsehteam ihr Zuhause übernahm, und ein Exorzismus vor deren Kamera ihre Schwester retten sollte.

Dieses Buch ist meiner Ansicht nach ein glanzvolles Stück Manipulationsarbeit. Es zeigt, auf wie vielen Ebenen Menschen und ihre Meinungen beeinflussbar sind, welch geringfügige Störung im Harmoniebild lediglich nötig ist, um Menschen dazu zu bringen, alle realistischen Gedanken zur Seite zu schieben und das Unmögliche zu glauben, auch in unserer heutigen Zeit noch. Dabei gibt es nicht nur den einen Schuldigen, nein, alles hängt miteinander zusammen, eines bedingt das andere, das eine kann nur wachsen, wenn das andere niedergeht. Und ob es die Dämonen in Marjories Kopf tatsächlich gibt? Davon macht ihr euch besser selbst ein Bild. Oder lest hier noch ein wenig mehr darüber zuerst.

Darcy Coates

Ich sagte ja, Spukhäuser haben es mir ein wenig angetan. Und auch, wenn Carrow House ebenfalls wie das Overlook ein Hotel ist, so ähneln sich diese beiden Geschichten in keinster Weise.

Es spukt in Carrow House, sagt man. Schon viele Menschen wollen in diesem einstigen Hotel Geister bereits gesehen haben. Remy führt regelmäßig Gruppen von Menschen durch dieses Spukhaus, erzählt ihnen seine blutige Geschichte und lässt sie innehalten und lauschen. Und tatsächlich, wenn man ganz leise ist, kann man das Knirschen von splitterndem Glas hören, oder ein kleines Mädchen im roten Kleid durch die Flure flitzen sehen. Als Remy jedoch gefragt wird, mit einigen anderen Menschen eine ganze Woche in Carrow House zu übernachten, um dessen Phänomenen auf den Grund zu gehen, wird sie ihren ganzen Mut zusammen nehmen müssen. Denn etwas böses wandelt noch immer in diesen verlassenen Hallen.

Hier nun haben wir also eine illustre Gruppe von Menschen, die sich dem Spuk gemeinsam stellen wollen. Und zwar nicht als Ungläubige, oder solche, die davon überrascht werden – sie wissen davon. Sie gehen besten Wissens und Gewissens hinein in ihr eigenes Verderben, ein wenig so, als würde man auf TLC den zahlreichen Geisterjägern zuschauen. Nur, dass hier wirklich böses geschieht. Würdet ihr auch eine Woche im Carrow House verbringen oder euch lieber vorher noch ein wenig einstimmen?

Shea Ernshaw

Ja, zugegeben, da ist der Fluch schon wieder titelgebend. Aber hey, wenn uns noch etwas fehlt in dieser Halloweenliste, dann ja wohl Hexen! Dieses Buch lebt vor allem durch seine Atmosphäre und ist auch etwas für die etwas zarter Besaiteten unter euch.

Vor zweihundert Jahren ertränkte man drei Schwestern in Sparrow. Weil sie jung waren, weil sie schön waren – und weil sich ein jeder Mann in sie verliebte. Das konnte nur mit Hexenkräften erklärt werden. Doch seitdem kommen sie tatsächlich wieder, jedes Jahr im Sommer. Sie nehmen sich die Körper junger Mädchen und ertränken die Jungen der Stadt, um ewige Rache zu nehmen.

So weit, so gut (oder schlecht, je nach Blickwinkel). Doch wie ist das, wenn sich ein junges Mädchen in einen fremden jungen Mann verliebt, aber diese Gefühle nicht zulassen will, aus Angst, ihn an die drei Schwestern zu verlieren? Und was, wenn sie vielleicht diejenige ist, die ihren Körper dieses Jahr als Gefäß für sie hergeben soll? Wollt ihr’s rausfinden? Dann aber mal los. Ansonsten könnt ihr hier auch noch ein wenig weiterlesen.

Josh Malerman

Na, Hand hoch, wer den gleichnamigen Film auch wirklich beängstigend fand? Dann passt mal genau auf: Das Buch ist noch um einiges fieser. Denn während man im Film gezwungen ist, irgendwie ja doch etwas sehen zu müssen, so befinden wir uns zwischen den Zeilen des Buches in tatsächlicher Dunkelheit. Und die lässt uns schon das ein oder andere mal derbe zusammenzucken.

Vier Jahre sind die Kinder mittlerweile alt. Vier Jahre, in denen Malorie ihnen immer wieder eingetrichtert hat, die Augen draußen um jeden Preis geschlossen zu halten. Stattdessen müssen sie lauschen, lauschen auf jeden knackenden Ast, auf jede Bewegung, sie müssen ihren Instinkt komplett umkrempeln. Erst jetzt macht sich Malorie mit ihnen auf die gefährlichste Reise ihres Lebens, weg von dem Haus, das sie die letzten vier Jahre ihr Zuhause nannte, hin zu einem fremden Ort, der Sicherheit verspricht. Und das, ohne auch nur einen einzigen Blick nach draußen zu riskieren, denn wer sieht, was es nun in unserer Welt zu sehen gibt, der verliert den Verstand.

Na, bereit für eine Welt voller Dunkelheit? Oder braucht ihr noch etwas Überzeugungsarbeit?

Kiran Millwood Hargraves

So. Mal überlegen, was uns jetzt noch wirklich dringend fehlt. Wie wäre es mit ein paar … Vampiren? Ja? Dann lasst mich euch eine Geschichte zeigen, in der es um Draculas Bräute geht – und vor allem, wie sie zu eben diesen geworden sind.

Kiran Millwood Hargraves Stil gefiel mir bereits in ihrem Roman Vardo, der sich mit der Hexenverfolgung beschäftigte. The Deathless Girls ist anders und doch ähnlich, die tiefe Melancholie, die uns in Vardo begegnete, spüren wir auch in dieser Erzählung. Lillai, eine der Zwillinge, lässt uns an ihrer Geschichte teilhaben. Wie ihre Familie zerstört wurde, wie sie plötzlich auf einem Schloss als Sklavin und Dienstmädchen arbeiten musste – und wie ihre Schwester Kisayia die Aufmerksamkeit von Dracul, dem geheimnisumwitterten Lord eines fernen Schlosses auf sich zieht.

Wer sich noch nicht beißen lassen möchte, der darf auch gern hier erst einen genaueren Blick riskieren.

Kate Alice Marshall

Whoohoo! Zum Schluss gibt’s noch einmal die geballte Spukhaus Power für euch! Auch bei Kate Alice Marshall werde ich zur Widerholungstäterin, denn sowohl Der Geist von Lucy Gallows als auch Ich lebe noch haben es mir in der Vergangenheit eindeutig angetan. These Fleeting Shadows bringt uns nun in ein altes Haus, in dem es zu einem Führungswechsel kommen soll. Neue Gezeiten oder alte Gräuel?

Die Geschichte der Familie Vaughan beginnt zunächst recht harmlos. Das Oberhaupt der Familie, der Großvater, ist tot und bei seiner Beerdigung soll sein Nachfolger verkündet werden. Durch diesen Todesfall werden Helen und ihre Mutter dazu gezwungen, die Pforten nach Harrow erneut zu durchqueren, nachdem sie alles vor so vielen Jahren hinter sich gelassen haben. Schon früh wird jedoch klar, hier gehen seltsame Dinge vor. Helen sieht ein junges Mädchen, das nicht da sein sollte, verirrt sich in den Verwinkelungen der Gänge des Anwesens, spricht mit einer jungen Frau, die sich als die Hexe von Harrow erweist.

Und nun soll sie auch noch zum Oberhaupt der Familie werden. Wenn – und das ist die einzige Bedingung – wenn sie ein Jahr auf Harrow lebt – und überlebt. Denn in den Mauern des Anwesens wohnt noch etwas anderes, die Dunkle Seele, The Other.

Ich kann euch auch diese Geschichte nur ans Leserherz drücken, denn hier haben wir es wieder mit vielschichtigem Grauen zutun, das sich erst nach und nach aufrollt und entblättert.

Das waren sie, meine Empfehlungen für die düstere Jahreszeit für euch. Denn auch nach Halloween lässt es sich noch besonders gut gruseln!

Und natürlich würde ich mich auch sehr über eure Empfehlungen freuen – für Gruselspaß findet sich immer noch ein freies Plätzchen in meinem Regal! ♥

4 Antworten zu „[Halloween] Die Liebe zur Schauerliteratur”.

  1. Avatar von Katharina

    Tolle Auswahl. Einiges davon kannte ich noch nicht und merke mir vor.
    Happy Halloween! 🎃

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    1. Avatar von Buchperlenblog

      Huhu Katha!
      Schön, wenn ich deine Spuk-Liste erweitern konnte 😁
      Alles Liebe!
      Gabriela

      Gefällt 1 Person

  2. Avatar von LeseWelle
    LeseWelle

    Hallo Gabriela,
    „Wie man einen Prinzen tötet“ habe ich auch vor kurzem beendet und habe direkt nach weiteren Büchern der Autorin geschaut und was soll ich sagen? Ich bin über ihre Poe Adaption auch gestolpert. Das Buch wird bald ins deutsche übersetzt und dann wird es bei mir ins Regal wandern. 😀
    Liebe Grüße
    Diana

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    1. Avatar von Buchperlenblog

      Huhu Diana!
      Oh toll, dann kannst du dich ja dann auch vor diesen Hasen gruseln! 😄

      Alles Liebe!
      Gabriela

      Gefällt 1 Person

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