Wenn aus Büchern Schätze werden.
Wow!
Werbung | Autor: Kate Alice Marshall | Titel: Ich lebe noch |
Übersetzung: Marc Tannous |
Erscheinungsdatum: 2020 | Verlag: Festa |
384 Seiten | Genre: Survival Thriller |
Bald wird es Winter und hier draußen kann man auf so viele Arten sterben. Wenn mich nicht die Kälte erledigt, dann der Hunger. Wenn mich nicht der Hunger erledigt, dann die Kälte. Oder irgendein wildes Tier. Oder diese Männer kommen zurück …
(S.7)
Jess Cooper lebt. Noch. Dass das so bleibt, ist keinesfalls gewiss, denn sie ist allein in der Wildnis Kanadas. Nachdem ihre Mutter bei einem Autounfall ums Leben kam, soll sie bei ihrem Vater leben. Der jedoch weiter weg wohnt, als zunächst angenommen.
Jess, ein Stadtmädchen, das sich mit ihrem Vater in der waldigen Landschaft Kanadas durchschlagen soll.
Jess, deren Vater nur wenig später erschossen wird, und die plötzlich völlig auf sich allein gestellt ist.
Oh wow. Auch Stunden, nachdem ich die Deckel des Buches geschlossen habe, lässt mich diese Geschichte nicht los. Dass Kate Alice Marshall schreiben und faszinieren kann, das durfte ich bereits im letzten Jahr mit dem Geist von Lucy Gallows erfahren. Dass sie aber nicht nur zu gruseln versteht, sondern auf realistischste Weise ein Überlebensbuch schreiben kann, das durfte ich nun erkennen.
Nach dem tödlichen Autounfall, bei dem Jess ihre Mutter verlor und selbst an Bein und Rücken schwere Verletzungen zu ertragen hat, soll sie bei ihrem Vater leben. Dass ein Freund ihres Vaters sie mit einem kleinen Wasserflugzeug inmitten der Wildnis Kanadas absetzt, hunderte Meilen von der nächsten Stadt entfernt, das wusste sie nicht. Auch nicht, dass ihr Vater in etwas verstrickt ist, was ihn schon bald das Leben kosten wird.
Sie erzählt uns in einem Notizbuch ihre Geschichte, vor dem Tod ihres Vaters und danach, als sie mit Bo, dem großen und reichlich wilden Hund, allein zurückbleibt. Rettung könnte kommen, vielleicht in acht Monaten, wenn es wieder Sommer wird, vielleicht nie. Wie also überleben, als Mädchen mit Verletzungen, als Mensch ohne das nötige Wissen, wie man baut, jagt, fischt, überlebt. Und der Winter naht mit schnellen Schritten.
Dieses Buch ist unglaublich intensiv, man lauscht Jess‘ eisernem Willen zu Überleben, ihren Fehlern und kurzen, so unglaublich dünn gestreuten Erfolgserlebnissen. Man spürt die aufziehende Kälte, die Angst, das Abstumpfen, die Gleichgültigkeit. Man sieht einen Hoffnungsfunken in der Dunkelheit, der schnell wieder ausgeblasen werden kann, wenn man nicht aufpasst. Dieses Buch ist eigentlich so simpel aufgebaut, es geht nur ums Überleben. Nur. Als ob das so einfach wäre. Am Schluss war ich mit den Nerven so am Ende, dass ich weinend da saß, weil es mich so fertig gemacht hat und jetzt, wo ich darüber nachdenke, überkommen mich dieselben Emotionen wieder. Das muss ein Buch erst einmal schaffen. Chapeau, Mrs. Marshall, chapeau!
Kein Buch für schwache Nerven, obwohl es weder gruselig noch besonders blutig daherkommt. Allgegenwärtige Angst greift sich das Herz des Lesers und drückt langsam zu. Bis man am Ende mit Jess gemeinsam im Schnee kauert. Mutterseelenallein.
Idee ★★★★★ ( 5 / 5 )
Handlung ★★★★★ ( 5 / 5 )
Charaktere ★★★★★ ( 5 / 5 )
Sprache ★★★★★ ( 5 / 5 )
Emotionen ★★★★★+★ ( 6 / 5 )
= 5 ★★★★★
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