Dank Janina Michls Buch Bis zum Hals konnte ich neue Einblicke in das Leben einer an Bulimie erkrankten jungen Frau gewinnen. Selbst jahrelang in der Spirale aus Essen, Sport und Erbrechen gefangen, weiß Janina genau, worüber sie schreibt. Umso glücklicher bin ich, dass sie ebenfalls noch ein paar persönliche Zeilen für uns geschrieben hat.

Bei Essstörungen geht es meist nicht um das, was man sieht: Ob man hungert, sich vollfrisst, einem Zielgewicht nachjagt oder wie auch immer es sich im individuellen Fall ausdrückt. Oft ist es aber das, womit sich Betroffene und Angehörige viel beschäftigen. Auch in »Bis zum Hals« kämpft die Hautpfigur Paula erst einmal gegen die Symptome an und macht sich ihre Bulimie zum erklärten Feind. Aber es ist ein aussichtsloser Krieg, denn sie führt ihn gegen sich selbst: Eine Essstörung ist kein Feind, sondern mehr so etwas wie eine notwendig gewordene Krücke, um die eigene Lebenssitutation zu meistern.
Ich selbst konnte mir durch sie ein Zeit lang wichtige Fragen beantworten: Wer bin ich? Wofür bin ich? Was ist mein Ziel? Mich über Gewicht, Kalorien und Sport zu definieren, schien der einzige Weg, gab mir Orientierung. Ich wusste gar nicht, wer ich ohne das alles bin. Mich ausschließlich gegen die Symptome zu wehren, half darum gar nichts. Das war ein endloser Kreislauf aus »Heute ist das letzte Mal« und »ab morgen wird alles anders.«
Stattdessen war es wichtig für mich, in die größere Dimension einzutauchen und mir die Fragen anders beantworten zu lernen: Was ist mir wichtig im Leben? Wie könnte ich mich selbst anders begreifen? Was brauche ich, um einen erfüllenden Alltag zu leben? Und wie kann ich Frieden mit all meinen inneren Anteilen schließen, auch den ungeliebten? So konnte ich die Wurzel der Essstörung untersuchen – und bessere Antworten für mein Leben finden.
In dem Roman »Bis zum Hals« schildere ich diesen Weg anhand der Figur Paula, um den größeren Kontext einer Essstörung sichtbar zu machen. Es soll Betroffenen wie Angehörigen ermöglichen, einen neuen Blickwinkel darauf zu bekommen. Und wem sie nützlich erscheinen, der darf sich von Paulas Lösungsstrategien natürlich auch etwas abschauen. Wenn sich auch nur ein einziger Mensch von Paula inspiriert fühlt, würde ich mich als Autorin jedenfalls sehr freuen. Denn darum habe ich dieses Buch geschrieben: Um ein anderes Verständnis für Essstörungen zu ermöglichen und um Mut zu machen.
Da mich das Thema selbst begleitet hat, weiß ich, dass es sich wirklich nicht von heute auf morgen in Luft auflöst. Aber ich weiß auch, dass es sich eben doch Schritt für Schritt, nach und nach verändern kann. Und diese Erfahrung stärkt mich heute noch in allem, was ich mir vornehme.
Vielen lieben Dank an Janina Michl, dass sie sich die Zeit genommen hat, um uns das wichtige Thema ihres Buches noch einmal zu verdeutlichen.
>> Hier gelangt ihr zur Rezension ihres Buches Bis zum Hals <<

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