Wenn aus Büchern Schätze werden.
Melancholisch und berührend – eine Geschichte des Herzens.
Werbung | Autor Francesca Diotallevi | Titel: Der Wind in meinem Herzen|
Übersetzer: Katharina Schmidt und Barbara Neeb |
Erscheinungsdatum: Juni 2019 | Verlag: Wunderraum | 280 Seiten |
Genre: Roman|
„Niemand“, sagte ich als Antwort für den Pfarrer, doch meine Augen waren immer noch auf die Stelle gerichtet, an der sie bis eben gestanden hatte. „Das ist niemand.“
(S. 25)
Saint Rhémy, ein kleines italienisches Bergdorf am Anfang des 20. Jahrhunderts. Frauen, die sich mit Kräutern und der Kunst des Heilens auskennen, waren schon immer schnell als Hexe verschrien und gemieden. So auch die junge Fiamma und ihre Mutter, die zurückgezogen im Wald leben, ihr einziger Freund ein Junge namens Raphael. Doch als dieser im Krieg stirbt, bleibt Fiamma niemand mehr. Oder doch?
Wie oft habe ich schon gesagt, dass ich Liebe ohne Kitsch will. Gefühle ohne Übertreibung. Verbindung ohne Schwüre. Und nun habe ich genau das gefunden, in diesem schmalen Buch, in dieser wunderschönen, zerreißenden Geschichte, die von so viel mehr handelt, als der Liebe auf den ersten Blick.
Fiamma, ein gemiedenes Kind, eine einsame junge Frau aus dem Wald. Ihr einziger Weggefährte über so viele Jahre ist im Krieg verschwunden, hat eine große, zu große Lücke hinterlassen, die keiner zu füllen vermag. Doch nicht nur Fiamma leidet still, auch Raphaels großer Bruder Yann kann sich nicht verzeihen, dass er ihn hat gehen lassen. Dass er ihn nicht beschützte. Und das, weil er beinahe sein eigenes Leben am Berg verlor und nur durch Fiammas heilende Hände gerettet wurde.
So folgt man abwechselnd Yann, Fiamma und dem neuen Dorfpriester Don Agape durch die Geschichte. Lernt alle kennen, versteht langsam deren so sorgsam aufgebaute Ängste und Mauern. Es ist kein leichter Weg, der hier gegangen werden muss. Vorurteile und Verleumdungen, die teilweise von den Handelnden selbst erschaffen wurden, müssen langsam durchbrochen werden. Dabei gelingt es Francesca Diotallevi, alles in einen glaubwürdigen Zeitstrom einzubinden. Denn auch wenn uns so mancher Liebesroman das Gegenteil weismachen will, so ist Liebe doch etwas, das wachsen muss. Vertrauen ist etwas, das mit der Zeit erst stark wird, das zerbrochen werden kann und Zeit bedarf, um wieder aufgebaut zu werden.
Fiamma lag mir besonders am Herzen, ihr einsames Schicksal etwas, das umgekehrt werden musste. Aber nicht auf Biegen und Brechen, denn sie ist ein Kind des Waldes, keine Hexe, aber doch ein freier Geist. Wie auch die Zigeuner, die sich auf einer Lichtung des Waldes niederlassen und zu denen sie sich – wie schon früher ihre Mutter – hingezogen fühlt. Doch könnten diese Fremden ihr eine Familie sein, mehr als die abweisende Gemeinde des Dorfes?
Eine wunderbar berührende Geschichte, die uns Leser mit in die italienischen Alpen nimmt, die die Atmosphäre eines kleinen abgeschiedenen Dorfes heraufbeschwört. Eine Geschichte, die zu Herzen geht, ohne dabei in den Topf der großen Schwüre und Klischees greifen zu müssen.
Idee ★★★★☆ ( 4 / 5 )
Handlung ★★★★☆ ( 4 / 5 )
Charaktere ★★★★★ ( 5 / 5 )
Sprache ★★★★★ ( 5 / 5 )
Emotionen ★★★★★ ( 5 / 5 )
= 4.6 ★★★★★
Vielen Dank an den Wunderraum Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
Deine Rezension ist sehr schön geschrieben. Man merkt anhand deiner Wortwahl, dass dich dieses Buch sehr berührt hat. Ich werde mir auf jeden Fall den Titel merken :).
LG Marie
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Hallo Marie 🙂
Dankeschön! Es war wirklich etwas besonderes, vielleicht nicht die tiefgreifendste Literatur der Welt, aber sie hat mich abgeholt und in dieses kleine Bergdorf gebracht.
Liebe Grüße!
Gabriela
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