Wenn aus Büchern Schätze werden.
Werbung | Autor: Stephen King | Titel: Das Institut |
Übersetzer: Bernhard Kleinschmidt |
Erscheinungsdatum: September 2019 | Verlag: Heyne|
768 Seiten | Genre: Horror |
Er war ein Versuchskaninchen, wahrscheinlich waren sie das alle, aber schwach ausgeprägte TPs und TKs – Pinks – wurden zusätzlichen Tests unterzogen. Weshalb? Weil sie weniger wertvoll waren? Weil man leichter auf sie verzichten konnte, wenn etwas schief ging?
(S. 242)
Irgendwo in den Tiefen der Wälder Maines verbirgt sich ein geheimes Gebäude. Hier gibt es einen Vorder- und einen Hinterbau, Ärzte, Pflegepersonal – und latent mental begabte Kinder. Dass diese keineswegs hier sind, um ein paar kuschelige Tage fern ihrer Familien zu verbringen, wird sehr schnell klar. Willkommen im Institut, eine Heimkehr ist leider nicht im Preis inbegriffen.
Wer wie ich ein großer Fan Stephen Kings ist, der hat ebenso ungestüm das neueste Werk aus dessen Feder erwartet. Hat es der mittlerweile 72jährige Vielschreiber immer noch drauf, uns zu gruseln und über die menschlichen Abgründe nachdenken zu lassen? Und ob!
Die Geschichte beginnt in Minneapolis. Hier wohnt Luke Ellis, ein zwölfjähriger Junge mit einer überdurchschnittlich hohen Intelligenz. Er hat große Pläne für die Zukunft, ist bereits jetzt für zwei hochangesehene Universitäten zugelassen. Doch dann bricht das Team Ruby Red eines Nachts bei ihm ein, kidnappt den Ahnungslosen und bringt ihn in das Institut.
Hier nun lernen wir weitere Kinder kennen, Kalisha zum Beispiel, oder Nicky. Oder Helen, Iris, Avery, Harry und wie sie nicht alle heißen mögen. Keiner außer Luke ist hochintelligent, aber das ist es auch nicht, auf was die Betreiber des Instituts es abgesehen haben. Vielmehr tragen alle diese Kinder ein wenig Magie in sich. Manche können dank Telepathie Gedanken lesen, andere tun sich durch Telekinese hervor. Jeder für sich ist nur ein kleines Rädchen im großen Getriebe. Die Zusammensetzung der Kindergruppe erinnerte mich immer wieder an den geliebten Club der Verlierer aus Derry, der ES vor vielen Jahren bekämpfte. Auch hier finden sich die Kinder als Schild zusammen, um gemeinsam gegen das Böse anzutreten.
Was mit den Kindern hinter den Mauern des Gebäudes geschieht, davon weiß die Außenwelt natürlich nichts. Sie werden getestet, gespritzt, in Wassertanks getaucht und schließlich ausgehöhlt. Alles dient einem höheren Zweck, natürlich – doch welchem? Dahinter steigen wir als Leser erst nach und nach, gemeinsam mit den Kindern. Es ist ein aufregendes Buch, eines, bei dem sich die Nackenhaare aufstellen bei den beschriebenen Grausamkeiten. Eines, bei dem man anfängt, nachzudenken. Denn was getan wird, erscheint durchaus logisch, wichtig, ein Balanceakt der seinesgleichen sucht. King gelingt es wie immer glanzvoll, die einzelnen Charaktere herauszuarbeiten. Nicht nur die Kinder erhalten unverwechselbare Persönlichkeiten, auch das Personal wird greifbar, bekommt Hintergrundgeschichten und Aha-Momente. Das ist es, was King ganz besonders kann.
Ein neuer fantastischer Streich des großen Autors, der mit seinen Figuren Welten erschaffen und sie wieder zum einstürzen bringen kann. Eine Geschichte, die so einige Verknüpfungen zu seinen früheren Werken versteckt, und die mich nachdenklich zurück lässt. Wer weiß denn schon, ob es so etwas nicht tatsächlich gibt, solch ein Institut?
Idee ★★★★★ ( 5 / 5 )
Handlung ★★★★★ ( 5 / 5 )
Charaktere ★★★★★ ( 5 / 5 )
Sprache ★★★★★ ( 5 / 5 )
Emotionen ★★★★★ ( 5 / 5 )
= 5 ★★★★★
Herzlichen Dank an den Heyne Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
Hallo Gabriela,
danke für die Rezension, die wirklich Appetit macht. Beim durchlesen hatte ich allerdings ein ziemlich starkes Déjà-vu, da ich aktuell „Das Verschwinden des Josef Mengele“ von Olivier Guez. Und darin werden ansatzweise auch seine Versuche mit Kindern beschrieben. „Für einen höheren Zweck…“ werden auch hier Kinder gequält und missbraucht und irgendwie hatte ich eben beim Leser der Rezension gedacht: Es wiederholt sich alles. Ständig. Auch wenn das Buch von King ja nur eine Fiktion ist, aber man hat schon manchmal das Gefühl, in einem ständigen Kreislauf zu stecken…
LG. Jürgen
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Lieber Jürgen!
Tatsächlich finden die Kinder auch im Buch den Vergleich zu Mengele selbst, da liegst du mit deinem Deja-vu gar nicht verkehrt. Allerdings ist hier der „höhere Zweck“ anderer Art, und auf perfide Art neigt man sogar dazu, ihn nicht komplett abzulehnen, auch wenn die Herangehensweise natürlich sensationell falsch ist. Greif bitte zu, es lohnt sich! 🙂
Liebe Grüße!
Gabriela
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Achje… also nun definitiv ein neues Buch auf der Wunschliste 🙂 Aber jetzt hast du mich endgültig angeteasert.
(Bist du eigentlich irgendwie mit meiner Buchhändlerin verwandt? 😉
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😀 Entschuldige bitte! Lustigerweise ist meine Mama ja selbst Buchhändlerin, die Chance hätte sogar im Ansatz bestanden xD
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Ach Unsinn. Ich lasse mich immer gern verführen! Wirklich, war nur Spaß 🙂
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Weiß ich doch 😀
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Hach… als das letzte Woche ankam, da war ich ganz verzückt 😉 Mein Mann hat sich amüsiert :)) Ich bin wirklich sehr gespannt drauf und freu mich aufs lesen. Eins hat noch Vorrang, aber dann…
Liebste Grüße
Bine
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Uiuiui 😀 da wünsche ich dir ein wunderbares Leseerlebnis – hoffentlich kann es dich genauso überzeugen wie mich!
Liebe Grüße!
Gabriela
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Ich bin gerade in den quasi letzten Zügen und eigentlich möchte ichs gar nicht beenden… Mir gefällts wirklich sehr gut, dieses nicht mit Knallbängbumm daherkommende, dieser Horror hinter allem… und jetzt konnte ich denn auch Deine Rezension lesen und ja, auch ich hatte den Club der Verlierer im Kopf…. Und Luke hat nun seinen Platz in meinem Herzen 😉
Liebe Grüße
Bine
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Wie schön, dass du so viel Freude an dem Buch hast! Es ist wirklich eines seiner besten, das kann man wohl so sagen. Und Kinder kann er ja sowieso 😀
Gutes Gelingen für die letzten Seiten! ♥
Gabriela
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Hallo Gabriela,
eine tolle Rezension, die das Buch wirklich gut beschreibt.
Seit ich mich mit Kings Büchern auch noch mehr beschäftige, entdecke ich auch viel viel leichter die Zusammenhänge zwischen seinen Büchern. Und ich finde das toll, die versteckten Hinweise oder manchmal auch offenen Andeutungen. 😀
Ich verlinke dich mal in meiner Rezension, die am Samstag auf meinem Blog erscheint.
Liebe Grüße
Diana
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Huhu Diana!
Dankeschön ♥ Ich finde das auch total spannend, wenn ich so manche Figur oder Bemerkung entdecke, die auf ein ganz anderes Buch von ihm hinweist – da hat er wirklich ein eigenes Universum erschaffen!
Danke dir, ich verlink dich dann gern auch nach Erscheinen 🙂
Liebe Grüße!
Gabriela
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Es folgt das Gegenkommentar, als Dank zu Deinem. 🙂 Was für ein wunderbares Buch, allerdings mit Schwächen, wenn man allzu amerikanische Begriffe wie „Nachtklopfer“ nicht kennt. Das war an manchen Stellen schwierig. Und ES wird wohl als ewiger Vergleichsfaktor bei King herhalten müssen.
LG findo
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Danke dir! 🙂 Ja, das musste ich für mich selbst erst einmal ergooglen.
Das hat er sich selbst zuzuschreiben, dieses Epos ist einfach unvergleichlich! =)
Liebe Grüße!
Gabriela
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