Wenn aus Büchern Schätze werden.
Werbung | Autor: Stephen King | Titel: The Green Mile |
Übersetzung: Joachim Honnef |
Erscheinungsdatum: 1996 | Verlag: Bastei Lübbe |
572 Seiten | Genre: Roman |
Der breite Gang durch die Mitte des E-Blocks war mit Linoleum von der Farbe müder alter Limonen ausgelegt, und so wurde das, was in anderen Gefängnissen Letzte Meile hieß, in Cold Mountain Green Mile genannt.
(S.24)
Im Staatsgefängnis Cold Mountain gibt es den Block E. Hierher kommen diejenigen, deren Tage gezählt sind, hier wartet Old Sparky darauf, das Leben derer zu beenden, die zum Tode durch den elektrischen Stuhl verurteilt worden sind. Paul Edgecombe ist der Leiter von Block E, und nun, sehr viele Jahre später, erzählt er uns von seinem letzten Jahr dort. Denn 1932 kam John Coffey zu ihm in den Block.
Die meisten werden wohl zumindest den Film zu diesem Buch kennen, der sich in seinen drei Stunden erstaunlich gut an die Buchvorlage hält. Nun wurde es für mich also Zeit, auch endlich Kings Werk zu lesen.
Rückblickend erzählt uns Paul Edgecombe von seinen Tagen im Staatsgefängnis Cold Mountain, bei dem er die Leitung über den Todestrakt hat. 1932 ist nicht nur das Jahr von John Coffey, sondern auch von Eduard Delacroix, von William Wharton, von Percy Wetmore. All diese Namen, ob nun Gefangener oder Wärter, spielen eine große Rolle bei dem, was auf den nächsten 600 Seiten passieren wird. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Paul ein wenig weiter ausholen muss, bis er zum eigentlichen Kern der Geschichte vordringt: Der Verurteilung von John Coffey, der angeblich zwei kleine Mädchen vergewaltigt und ermordet hat und dann mit den beiden blutigen Leichen aufgegriffen wurde.
John Coffey wirkt von Anfang an ein wenig geistig eingeschränkt, er ist zwar groß und schwer, aber ansonsten scheinbar lammfromm. Doch die Tatsache, dass er mit den beiden Kindern gefunden wurde, ist ein ebenso sicheres Indiz für seine Tat, wie auch die Tatsache, dass er Schwarz ist und im Amerika der dreißiger Jahre schon allein das als Beweis für seine Schuld galt. Percy Wetmore dagegen, ein neuer Wärter, wird direkt als manischer Unsympath eingeführt. Er ist jung, weiß, hat Beziehungen zu höheren Ebenen und glaubt, sich nur allein mit dieser Erwähnung, aus allen Ärgernissen herauswinden zu können. Die Rollen sind direkt vertauscht, der gutherzig wirkende John gegen den mutwillig bösartigen Percy auf der anderen Seite der Gitterstäbe. Und auch Paul Edgecombe wird von Johns gutem Willen und vorallem seiner Gabe sehr schnell überzeugt. Denn John kann heilen. John kann helfen. Und trotzdem nimmt das finstere Kammerspiel seinen Lauf, bei dem ich am Ende reichlich Tränen verdrücken musste.
Übrigens: Wusstet ihr, dass The Green Mile ursprünglich als Fortsetzungsroman erschienen ist? In sechs Einzelteilen erschien 1996 dieses Werk in einem monatlichen Rhythmus. Daher findet man auch immer wieder kleinere und größere wortwörtliche Wiederholungen innerhalb anschließender Teile, um den Leser daran zu erinnern, was zuletzt passierte.
The Green Mile ist für mich definitiv eines von Stephen Kings Meisterwerken. Die Ungerechtigkeit, die uns auf jeder Seite dieses Buches entgegenspringt, ist zum Greifen nah und mit John Coffey hat King einen Charakter erschaffen, der einen im Herzen berührt.
Handlung ★★★★☆ ( 4 / 5 )
Atmosphäre ★★★★★ ( 5 / 5 )
Charaktere ★★★★★ ( 5 / 5 )
Sprache ★★★★★ ( 5 / 5 )
Emotionen ★★★★★ ( 5 / 5 )
= 4.8 ★★★★★
Zur Übersicht des King-Universums
Oh, ich liebe „The Green Mile“. Und der Film ist so toll umgesetzt. Das ist mal eine Verfilmung, die dem Buch in nichts nachsteht finde ich. Die Schauspieler sind auch so klasse!
LikeGefällt 1 Person
Da kann ich dir nur absolut zustimmen! Weil auch in dem Film einfach diese ganze Zwischenmenschlichkeit durchkommt, die viel von The Green Mile ausmacht. Und hey, Tom Hanks – ich liebe Tom Hanks. ♥
LikeGefällt 1 Person
Schönen guten Morgen!
Das ist eins meiner absoluten Lieblingsbücher von King! Eine unglaublich intensive, fesselnde und zu Herzen gehende Geschichte!
Auch der Film hat mir unglaublich gut gefallen in seiner Umsetzung!
Liebste Grüße, Aleshanee
LikeGefällt 1 Person
Hallöchen! 🙂
Da sagst du genau das richtige. Und wenn sogar die filmische Umsetzung so überzeugen kann, dann ist das gerade bei King auch immer sehr viel wert, finde ich 😀
Sonnige Grüße!
Gabriela
LikeLike
Absolut!
Viele Verfilmungen von King finde ich nicht so gelungen…
Aber grade The Green Mile, Die Verurteilten und Shining sind wirklich klasse!
Achja und natürlich Stand by me 🙂
LikeGefällt 1 Person
Oh ja, Stand by me fand ich auch toll. Shining ist gut gemacht, aber das Buch ist um so viele Facetten finsterer und vielschichtiger, da flacht der Film leider doch sehr ab 😄
LikeLike
Pingback: Rückblick auf den April – Buchperlenblog