Wenn aus Büchern Schätze werden.
Werbung | Autor: Richard Bachman | Titel: Regulator |
Übersetzung: Joachim Körber |
Erscheinungsdatum: 1996 | Verlag: Heyne |
441 Seiten | Genre: Roman |
Er sah den Doppellauf nicht, der zum Seitenfenster des Lieferwagens hinausgestreckt wurde, dazu stand er auf der falschen Seite, aber er hörte das Kawumm! der Schrotflinte und wusste sofort, worum es sich handelte. Er war in Texas aufgewachsen und hatte Gewehrfeuer nie mit Donner verwechselt.
(S.33)
Willkommen in Wentworth, Ohio. In der Poplar Street scheint die Sonne vom strahlend blauen Himmel herab, der Zeitungsjunge macht seine Runde, die Nachbarn genießen das Wetter. Bis ein futuristisch angehauchter roter Lieferwagen um die Ecke biegt, und eben jenen Zeitungsjungen erschießt. Und den Hund der Nachbarn gleich mit. Nicht zu vergessen das weitere Chaos, das die anderen Lieferwagen innerhalb weniger Minuten anrichten werden.
Erinnert ihr euch an unser Abenteuer in der kleinen Wüstenstadt Desperation, bei dem ein uralter Dämon aus der alten Mine entkam, sich des Körpers von Sheriff Collie Entragian bemächtigte, und die gesamte Stadt niederstreckte? Ja? Prima, denn auch hier in Wentworth, Ohio, die Gute-Laune-Gemeinde schlechthin und Vorort urtypisch amerikanischer Träume, geht Tak um.
Beide Romane, sowohl Stephen Kings Desperation als auch Richard Bachmans Regulator, sind zeitgleich erschienen und haben eine ähnliche Ausgangslage als Basis: Tak, der Dämon, der aus der Erde kam. Auch finden wir die meisten Protagonisten aus Desperation wieder, allerdings in manchmal doch recht anderer Position. So wird zum Beispiel aus dem gläubigen Rettungsengel David aus Desperation plötzlich der Ehemann von Kirsten – Törtchen – Carver, während ihre ursprünglichen Eltern zu ihren Kindern degradiert werden. Manche behalten aber ihre angestammten Positionen, so zum Beispiel Johnny Marinville, seines Zeichens alternder Schriftsteller, oder aber Cynthia Smith, die wir bereits aus Das Bild kennen.
Haben wir es in Desperation mit einer ganzen Stadt zu tun, so erstreckt sich das Wirken von Tak diesmal allerdings nur auf die Poplar Street. Der Dämon, der dieses Mal in den achtjährigen Seth Garin gefahren ist, um von dort zu wachsen, zu gedeihen und jede Menge Schrecken zu verbreiten, dieser Dämon beschwört nach und nach eine neue Welt herauf, die geprägt ist von kindlich anmutenden Figuren, die jedoch mit brachialen Kräften ausgestattet sind. Das Ganze gipfelt in einem Blutbad, dass sich durch die gesamte Geschichte zieht.
Ich hatte sehr viel Freude daran, die einzelnen Figuren aus beiden Geschichten miteinander zu verknüpfen, gleiche Zitate zu finden und auch unterschiedliche Enden zu entdecken. Denn wer in Desperation überlebt hat, der tut es nicht unbedingt auch in der Poplar Street – oder umgekehrt. Das Experiment Kings, zwei ähnliche Geschichten in unterschiedlichen Welten zu erzählen, hat mich doch ziemlich beeindruckt. Und wer weiß schon, wie unser Leben in den verschiedenen Zwiebelschichten des Multiversums tatsächlich verläuft?
Trotz gleicher Ausgangslage ist Regulator ein völlig eigenständiger Roman, der zwar hier und dort Überschneidungen zu Desperation bietet, jedoch prima für sich selbst einstehen kann.
Handlung ★★★★☆ ( 4 / 5 )
Atmosphäre ★★★★★ ( 5 / 5 )
Charaktere ★★★★★ ( 5 / 5 )
Sprache ★★★★★ ( 5 / 5 )
Emotionen ★★★★☆ ( 4 / 5 )
= 4.6 ★★★★★
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Hallo Gabriela,
ich liebe die Multiversum Theorie, das klingt nach zwei gelungenen Büchern. 🙂
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass Richard Bachman wohl nach diesem Roman zu selbstständig für Kings Geschmack geworden ist. 😀
Liebe Grüße
Diana
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Huhu liebe Diana!
Tatsächlich heißt es im Vorwort zum Buch, dass man das Manuskript zu Regulator in dessen Nachlass gefunden hätte, da war Richard Bachman quasi schon… Über den Jordan gegangen 😄
Liebste Grüße!
Gabriela
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Irgendwie gruselig, sich so eine Geschichte für sein Alter Ego auszudenken.
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Auf jeden Fall. Aber irgendwie trotzdem auch mega cool irgendwie 😀
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Und, um dem die Krone aufzusetzen, das auch noch in einen Roman zu gießen (also den Tod des Alter Ego).
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