Wenn aus Büchern Schätze werden.
Triggerwarnung: toxische Beziehungen, sexueller Missbrauch, Suizid
Werbung | Autor: Miranda Rouge | Titel: Tod einer Stadtelfe |
Übersetzung: / |
Erscheinungsdatum: 2022 | Verlag: NovelArc |
260 Seiten | Genre: Jugendbuch, ab 14 Jahre |
Nie in diesen Wochen war für sie beide etwas zu kindisch gewesen, nie ein Gesprächsthema zu fantastisch oder zu ernst. Über alles hatten sie reden können. Über Eltern, Ängste, Wünsche. Nur ihren gemeinsamen Käfig, die Schule, mieden sie in ihren Gesprächen. Dort herrschten andere Gesetze. Dort stand ihre Freundin unerreichbar über ihr.
(S.17)
Die fünfzehnjährige Romy lernt bei einem Urlaub die zwei Jahre ältere Anja kennen, den unangefochtenen Star ihrer Schule. Fernab von der Heimat freunden sich die beiden Mädchen an, und stellen fest, dass sie mehr gemeinsam haben, als sie jemals vermutet hätten. Doch zurück in der Schule wird diese zarte Freundschaft auf eine harte Probe gestellt, denn Anja muss in ihrer Clique eine Rolle spielen, die eigentlich wenig mit ihrem eigentlichen Charakter zutun hat. Also nimmt sie die unscheinbare Romy unter ihre Fittiche – mit fatalen Folgen.
Romy ist eine Träumerin. Eigentlich hat sie keine Freunde an ihrer Schule, träumt aber immer wieder von einem Leben, so wie die überall beliebte Anja es hat. Als die beiden Mädchen sich schließlich anfreunden, scheint dieser Traum in greifbare Nähe zu rücken. Denn anstatt, dass die beiden sich erneut aus den Augen verlieren in der Schule, vertiefen sie die im Urlaub begonnene Freundschaft, und Anja macht aus Romy nach und nach ein Ebenbild von ihr. Weg mit den weiten Klamotten, rein in den Shoppingrausch, Jungs, Partys, Alkohol. Drogen.
Doch Anja verfolgt damit einen Plan, der in ihren Augen harmlos erscheint, der aber der jüngeren Romy zeigen soll, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Auch nicht Beliebtheit an einer Schule. Dabei entwickelt sie sehr zwiespältige Gefühle gegenüber ihrer angeblichen Freundin.
Die Geschichte der beiden Mädchen, bei aller Tragik, konnte mich am Ende dann jedoch nicht völlig einnehmen. Für mich waren sowohl Romy als auch Anja zu sehr gewollte Schablonen: die eine das Naivchen, die andere die böse, aber wunderschöne, Hexe. Natürlich, Anja hat ihre ganz eigenen Beweggründe, die sich im Laufe der Geschichte langsam entschlüsseln, aber so richtig persönlich wurde es nicht. Dafür wurden mir die Erlebnisse allesamt zu sehr erzählt, weder Romy noch Anja bekamen wirklich Platz für eigene Ansichten, Einsichten, Weiterentwicklungen. Ich fühlte mich als Zuschauer, nicht als Teilnehmende, und konnte somit am Ende zwar mitfühlend mit dem Kopf schütteln, aber mehr leider auch nicht.
Auch fand ich es insgesamt sehr schwierig, wie oft das Wort Freundschaft und (beste) Freundinnen fiel. Denn egal, ob man nun Anja und Romy, oder Anja und eine der anderen Mädels, oder Romy und einen der anderen aus der Clique betrachtet – echte Freundschaften habe ich dort gar keine gesehen. Außer, dass Anja beliebt bei allen war (warum eigentlich?), hatte sie keine nennenswerten Eigenschaften vorzuweisen, und die Freundschaft zwischen den beiden Mädchen mag im Urlaub innig gewesen sein, schien sich danach aber nur sehr oberflächlichen Dingen zuzuwenden, die es schwer machten, das ganze wirklich glaubhaft zu finden. Vielleicht liegen meine Teeniejahre aber nun auch schon ein wenig länger zurück und wir waren damals einfach generell nicht zu mehr Tiefgang fähig.
Ein Buch, dass durchaus sensibel im Umgang mit schwierigen Themen ist, mir aber zu sehr von außen erzählt wurde, um tatsächlich zu bewegen, zu erschüttern und mitzureißen.
Handlung ★★★★☆ ( 4 / 5 )
Atmosphäre ★★★☆☆ ( 3 / 5 )
Charaktere ★★★☆☆ ( 3 / 5 )
Sprache ★★★★☆ ( 4 / 5 )
Emotionen ★★☆☆☆ ( 2 / 5 )
= 3.2 ★★★
Pingback: Rückblick auf den Januar – Buchperlenblog