Wenn aus Büchern Schätze werden.
Gewährt einen interessanten Einblick in das Leben eines Asperger-Autisten.
Werbung | Autorin: Dennis Kornblum | Titel: Die goldene Ananas |
Erscheinungsdatum: Dezember 2020 | Verlag: tredition |
580 Seiten | Genre: Entwicklungsroman |
Nervös schaute er auf sein Handy; es war 13Uhr 47. Sie wollte um 13Uhr 50 da sein. Seiner Erfahrung nach war sie relativ pünktlich, aber immer noch zwischen zwei und sechs Minuten zu spät.
(S.7)
Elias lebt seit fünf Jahren in einem Wohnheim, doch endlich ist der Zeitpunkt gekommen, an dem er in seine erste eigene Wohnung ziehen soll. Eigentlich ein freudiges Ereignis, doch Elias, der mit dem Asperger-Syndrom lebt, verlässt damit seine bisherige Komfortzone und stellt sich den Abenteuern des täglichen Lebens.
Dennis Kornblum weiß, worüber er schreibt, wenn er über Elias‘ Leben als Asperger-Autist berichtet. Denn er selbst erlebt vieles genau so, wie es sein Protagonist erlebt. Dieser Umstand macht Die goldene Ananas sehr authentisch, verleiht den vielen Seiten eine starke Präsenz des realistischen.
Elias zieht von einem betreuten Wohnheim in eine eigene Wohnung im Taubenweg. Bereits am Einzugstag lernt er einige der Bewohner kennen, und macht sich ein erstes Bild von ihnen. Wir als Leser erhalten detaillierte Beschreibungen dieser neuen Menschen, denn Elias beobachtet seine Mitmenschen sehr genau. Ebenfalls sehr detailliert lernen wir Elias‘ Tagesablauf kennen, wissen schlussendlich, dass er jeden Tag pünktlich um 11:12 Uhr aufsteht, wie viel Zeit er in sein Gitarrenspiel steckt, welche Musik er bevorzugt, und wann er zu Abend isst.
Auch dass ihm soziale Kontakte schwerfallen, bekommen wir recht früh deutlich mit. Erfreulich also, dass er sich im Laufe der Seiten immer mehr den neuen Hausbewohnern öffnet, sich gegen Vorurteile stellt und zeigt, was alles in ihm steckt. All das macht der Autor gut in seinem Debütroman, denn man bekommt ein Gespür dafür, wie es ist, mit Asperger zu leben.
Jedoch ziehen sich die Ereignisse des Buches ziemlich in die Länge. Ich verstehe, warum das Buch geschrieben ist, wie es geschrieben ist. Ich verstehe, warum vieles im Detail geschildert wird, ob es nun eine Relevanz für die Geschichte besitzt oder nicht. Aber sehe ich das Buch als Unterhaltungslektüre an, so empfand ich nach der Hälfte des Buches ein etwas lähmendes Gefühl. Vieles, was sich für Elias neu und aufregend anfühlt, hinterließ bei mir ein Gefühl der … Langeweile ist ein zu hartes Wort, drückt aber im Grunde aus, was ich sagen möchte. Mir fehlte ein wenig der tatsächliche Spannungsbogen, oder einfach eine Prise mehr Humor, auch wenn ich weiß, dass genau das beim Asperger-Syndrom schwer fallen kann. Irgendetwas, um die Tage mit Elias lieber zu verbringen, als ich es schlussendlich tat.
Sieht man das Werk als Eintritt in das Verständnis des Asperger-Syndroms an, so ist es ein gelungenes Buch, was es Nichtbetroffenen ermöglicht, einen tieferen Blick hinein zu werfen in einen Menschen, der Ordnung und Struktur braucht, um sich wohlzufühlen. Geht man aber vom reinen Unterhaltungswert der Geschichte aus, so hätten dem Buch vermutlich einige hundert Seiten Straffung ganz gut getan.
Idee ★★★★☆ ( 4 / 5 )
Handlung ★★★☆☆ ( 3 / 5 )
Charaktere ★★★☆☆ ( 3 / 5 )
Sprache ★★★ ☆ ☆ ( 3 / 5 )
Emotionen ★★☆☆☆ ( 2 / 5 )
= 3 ★★★
Der Büchernarr | Ida’s Bookshelf | Im Buchwinkel | Lesewelle
Herzlichen Dank an den Autor für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
Hi Gabriela !
Ja, das ist wohl so, dass dem Buch kein großer Unterhaltungswert zugeschrieben werden kann. Unsere Leseeindrücke ähneln sich 😉
Viele Grüße
Frank
LikeGefällt 1 Person
Huhu Frank!
Ich bin froh, dass wir da ähnlich denken – ich möchte dem Buch ja nicht seinen Wert als Einblick absprechen, es hätte nur auch.. Kürzer sein dürfen 😅
Liebe Grüße!
Gabriela
LikeLike
Pingback: Rückblick auf den März – Buchperlenblog
Hallo Gabriela!
Endlich bin ich bei deiner Rezension und kann sie lesen, denn obwohl ich das Buch schon etwas länger beendet habe, habe ich es erst vor kurzem geschafft eine Rezension selber zu schreiben (die allerdings erst am Samstag erscheint) 🙂
Ich bin voll und ganz bei dir, ich verstehe auch warum das Buch so geschrieben ist, wie es ist, aber mir kam auch viele sehr langatmig vor und das Buch hätte meiner Meinung etwas kürzer sein können. Obwohl ich Elias schon mochte und gerne mit ihm seine Tage verbracht habe. 🙂
Liebe Grüße
Diana
LikeGefällt 1 Person
Huhu Diana!
Es ist echt schade, das Buch hätte mit ein paar hundert Seiten weniger wirklich besser sein können. Ich bin auf jeden Fall noch sehr auf deine ausführliche Meinung gespannt!
Alles Liebe! ♥
Gabriela
LikeLike
Pingback: Rezension | Die Goldene Ananas – ida's bookshelf
Pingback: Die goldene Ananas von Dennis Kornblum
Pingback: [Sommerloch-Bingo] Kathryn Erskine – Schwarzweiß hat viele Farben – Buchperlenblog