Wenn aus Büchern Schätze werden.
Herrlich geheimnisvoll und voll melancholischer Nostalgie!
Werbung | Autor: Kai Meyer | Zeichner: Jana Heidersdorf |
Titel: Der Speichermann |
Erscheinungsdatum: Oktober 2020 | Verlag: Splitter |
72 Seiten | Genre: Kurzgeschichtenadaption | Reihe: Einzelband |
Die Mutter ist gestorben, und anstatt den Sargträgern hinterherzuschauen, sucht der sechsjährige Junge sein Heil auf dem Speicher des alten Herrenhauses, seinem Zuhause. Zwischen Marmorstatuen, Stühlen, Puppentheatern und Ölgemälden trifft er auf einen seltsamen alten Mann, der ihn aus einem Loch in der Wand heraus anspricht. Doch wer mag dieser Mann sein?
Schon seit geraumer Zeit bin ich dem Ideenreichtum Kai Meyers verfallen wie so viele andere. Und dank der mittlerweile auch zahlreichen Comicadaptionen findet man immer wieder kleine Schätze, die in Anthologien vielleicht vor einem verborgen geblieben wären. So wie der Speichermann.
Diese Geschichte schrieb Kai Meyer bereits 1995. Wir begleiten einen namenlosen Protagonisten bei seinem Gang auf jenen düsteren Dachboden. Wir erleben wie er von dem sonderbaren Alten mit Schokolade gelockt wird und wie er der Versuchung widersteht. Der Mann stellt sich als der Weihnachtsmann vor, doch so profan das auch klingt, so recht glauben wir ihm nicht. Der Weihnachtsmann, pah! der versteckt sich doch nicht auf dem Dachboden. Oder doch? Vier Mal werden wir den Speicher betreten und versuchen, das Geheimnis zu lüften, ohne selbst in Gefahr zu geraten. Aber welche Gefahr eigentlich? Der Weihnachtsmann bringt Geschenke, er ist doch keine Gefahr für irgendwen. Wenn er denn der Weihnachtsmann ist.
Und wie ich das Leben des Protagonisten in den stimmungsvollen Zeichnungen Jana Heidersdorfs verfolgte, so kam mir immer wieder ein Vergleich in den Sinn. Als großer Neil Gaiman Fan zog ich symbolische Fäden zwischen dem alten Mann in der Wand und dem immer wiederkehrenden Protagonisten. Da verwandelte sich der Alte mit der Zeit in einen furchterregenden Troll, der unter einer Brücke hauste und das Leben des ebenfalls namenlosen Protagonisten fressen wollte. Ist der alte Mann in der Wand ebenfalls von diesem Wunsch beseelt? Findet es heraus, wenn ihr auf diesen Speicher tretet. Denn immerhin lag ich mit meiner Assoziation richtig, denn Kai Meyer bekennt im Nachwort, dass eben jenes Troll Bridge als indirekte Vorlage für den Speichermann herhalten durfte. Und mein Herz für Kai Meyer wurde noch ein bisschen weiter. ♥
Ein herrlich melancholisches Märchen, dass dank der atmosphärischen Bilder von Jana Heidersdorf absolut einnehmend ist und besonders an düsteren Herbstabenden funktioniert.
Idee ★★★★★ ( 5 / 5 )
Handlung ★★★★★ ( 5 / 5 )
Charaktere ★★★★★ ( 5 / 5 )
Zeichnungen ★★★★★ ( 5 / 5 )
Emotionen ★★★★★ ( 5 / 5 )
= 5 ★★★★★
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Vielen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
Ein bisschen gruselig sieht es ja schon aus. 😊
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Ist es auch! Aber hauptsächlich ist es eher nostalgisch ♥
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Liebe Gabriela,
dass er tatsächlich daher seine Inspiration hergenommen hat, freut mich sehr. Diese Assoziation zu Neil Gaiman hatte ich auch schon mal im Kopf. 😀
Die Zeichnungen sehen auf jeden Fall sehr stimmungsvoll aus! Eignet sich sehr gut für die Geschichte, finde ich, obwohl ich sie noch nicht gelesen habe. 🙂
Liebe Grüße
Alina
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Huhu Alina!
Ich war doch ein wenig Stolz auf meinen sherlockschen Spürsinn 😄
Ich finde, die Zeichnungen drücken genau das aus, was die Geschichte uns vermitteln will: Melancholie, Nostalgie und einen kleinen Hauch Schauerromantik. ❤️
Alles Liebe!
Gabriela
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