Wenn aus Büchern Schätze werden.
Die letzten 50 Jahre im Zeitraffer, allerdings leider gespickt mit Banalitäten.
Werbung | Autor: Moses Wolff | Titel: Liebe machen |
Erscheinungsdatum: 03. August 2020 | Verlag: Piper |
288 Seiten | Genre: Roman |
Dagmar konnte ihre Augen nicht von dem Mann losreißen. Er wirkte wie eine Märchengestalt, wie ein Prinz auf einem weißen Pferd, wie eine Seegottheit, wie ein Fabelwesen, ein leuchtender Stern – etwas unwirklich, nicht greifbar, faszinierend.
(S.109)
1970 im Westen Deutschlands. Ein Pärchen in Köln, eines in Hamburg, und beide mehr oder weniger mittendrin in der Hippie-Bewegung dieser Zeit. Dagmar aus Köln und Götz aus Hamburg fühlen sich in ihren jeweiligen Beziehungen nicht völlig angekommen, versuchen jedoch alles um die äußeren Risse zu kitten. Sie besuchen beide das Festival der Liebe auf Fehmarn, werden sich jedoch erst zwei Wochen später auf dem Oktoberfest für einen winzigen Moment völlig erkennen. Doch das Schicksal reißt sie gleich wieder auseinander, und Jahre des Wartens beginnen.
Eigentlich habe ich mich sehr auf dieses Buch gefreut. 70er Jahre, Hippies, Flower Power und Festivalbesuche! Das versprach einiges an Aufregung. Und dann noch der Hinweis, dass sich zwei Menschen zwar immer wieder im Leben über den Weg laufen, aber niemals wirklich zusammenfinden, obwohl sie offensichtlich voneinander angezogen werden – das hatte was.
Die ersten einhundert Seiten waren auch noch relativ spannend. Wir begleiten in kurzen Abschnitten Dagmar und Götz dabei, wie sie sich auf das Festival auf Fehmarn vorbereiten, wie sie unter schlechten Bedingungen ankommen und ihre jeweiligen Partner die ganze Stimmung noch mehr hinabziehen. Dabei fiel mir zunehmend auf, dass die handelnden Personen sich genau so unterhielten, wie sie es in alten Filmen tatsächlich zuweilen tun – ein wenig steif, ein wenig zu gewollt floskelhaft. Überhaupt hatte ich mit der Sprache des Buches immer mehr meine Probleme, je weiter wir am Zeitstrahl entlang schreiten. Ja, die Sprache ist einfach, aber sie ist in meinen Augen nicht schön einfach, sondern nur … ja, einfach einfach.
Vieles, was während der vergehenden fünfzig Jahre passiert in Dagmars oder Götz‘ Leben erschien mir unglaublich banal, langweilig, eigentlich kaum erwähnenswert. Dagmar wacht Jahr für Jahr in irgend einem Bett auf und siniert über ihr vergangenes Leben als erfolgreiche Journalistin, während Götz sich seinen Lebenstraum erfüllen konnte und nach Griechenland ging. Und die knisternde Liebe zwischen den beiden, der köstliche Augenblick des Erkennens? Kurz, und seltsam unromantisch. Tatsächlich konnte ich nur mit den Augen rollen, wenn alle paar Monate die Gedanken Dagmars auf „ihren Sternenprinzen“ vom Oktoberfest fielen. Zu wenig scherten sie sich die restliche Zeit umeinander, zu wenig fieberte ich mit den beiden hölzernen Darstellern mit.
Am interessantesten empfand ich die zeitlichen Ereignisse, die immer wieder in die Handlung eingebaut wurden, und wenn es nur das neu erschienene Thriller-Album von Michael Jackson war. Die angedeutete Liebesgeschichte zwischen den Zeilen verfehlte mich völlig, und die beiden Hauptcharaktere konnten mich auch nicht wirklich für sich einnehmen. Sehr schade!
Idee ★★★★☆ ( 4 / 5 )
Handlung ★★☆☆☆ ( 2 / 5 )
Charaktere ★☆☆☆☆ ( 1 / 5 )
Sprache ★★☆☆☆ ( 2 / 5 )
Emotionen ★★☆☆☆ ( 2 / 5 )
= 2.2 ★★
Herzlichen Dank an den Piper Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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