Meine Lieben!
Willkommen zu einem kleinen Beitrag zu einem großen Mädchen. Groß im Herzen, wenn schon nicht körperlich. Ein Mädchen, dass mich seit 10 Jahren schon begleitet und immer wieder gern besucht wird in Worten und Bildern.
Coraline. Ein kleines Mädchen, das über sich hinaus wachsen muss, um ihre Eltern zu retten. Ein Mädchen, dass mehr Mut beweist als man ihr zuerst zutrauen möchte und das man einfach nur ins Herz schließen muss.

Coraline Jones zieht mit ihren Eltern in ein neues Haus in einer neuen Stadt. Die Sommerferien sind lang, das Haus und seine Bewohner öde, die Eltern zu beschäftigt. Also begibt sich Coraline auf Entdeckungsreise und findet eine verschlossene Tür mitten in der guten Stube. Einmal geöffnet, verbirgt sich dahinter … exakt noch einmal ihr Haus. Nur, dass hier ihre „andere Mutter“ lebt. Und mit einem Mal ist Coralines Welt nicht mehr so, wie sie einmal war.
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„Ich glaube, sie möchte etwas zum Liebhaben“, sagte der Kater. „Etwas, das nicht sie selbst ist. Vielleicht will sie auch etwas zum Essen. Bei solchen Wesen lässt sich das nur schwer beurteilen.“
(S.73)![]()
Diese Geschichte lernte ich zuerst dank der liebevollen Umsetzung aus dem Hause Laika kennen. In mühevoller Kleinstarbeit entstand hier ein Stop-Motion-Film, der mit seinen Details locker mit jedem Animationsfilm mithalten kann. Die Charaktere des Hauses, allen voran Mister Bobo – Bobinsky -, die Theaterladys Miss Spink und Miss Forcible und natürlich die andere Mutter erhielten ein so außergewöhnliches Design, dass man immer wieder aufs neue kleine Details entdecken kann. Dreieinhalb Jahre brauchte das Team um Henry Selick, um die handgefertigten Puppen Millimeter für Millimeter vorwärts zu bewegen, die Mimik zu verändern und die Gesten Bild für Bild aufzunehmen. Dreieinhalb Jahre, die sich mehr als gelohnt haben. Der DVD ist ein Making Of beigefügt, das ich auch noch beim zehnten ansehen interessant finde. Gerade in Zeiten, in denen Animationsstudios einen Film nach dem anderen raushauen, kann sich diese besondere Mühe sehen lassen. Ich glaube wirklich, dass Coraline auch nur so funktioniert. Denn Coraline ist kein weichgespültes Püppchen mit großen Kulleraugen, Coraline ist niemand, der sich auf seine Niedlichkeit stützen müsste. Coraline ist tough, sie gibt Widerworte, sie misstraut allem. So auch Wyborne, dem Nachbarsjungen, den es im Buch gar nicht gibt.

Denn Coraline Jones bestreitet ihr Abenteuer im Geschriebenen allein. Sie denkt viel nach und unterhält sich mit der merkwürdigen Katze, die sowohl in der realen wie auch in der anderen Welt existieren kann. Doch einen Nachbarsjungen gibt es nicht. Wyborne wurde nur erfunden, damit Coraline nicht die meiste Zeit Selbstgespräche führen muss. Ein interessantes Detail, das selbst eingefleischten Fans jedoch nichts ausmachen dürfte, denn Wyborne bereichert das Geschehen ungemein.
Ansonsten hält sich der Film wirklich weitestgehend an die Vorlage, weicht selten ab und vermittelt somit einen ungewohnt intensiven Einblick in die Geschichte. Neil Gaiman hat mit Coraline ein Märchen für Erwachsene geschrieben, die noch einmal Kind sein wollen. Die mit den Augen eines starken Mädchens in eine andere Welt eintauchen wollen, die den wahren Sinn einer Familie noch einmal erfahren wollen.
Denn Coraline stellt schnell fest, dass es keine Welt gibt, in der alles nur eitel Glück und Sonnenschein ist. Die andere Mutter führt finsteres im Schilde und als sie nicht bekommt, was sie will, lässt sie Coralines Eltern verschwinden. Und es ist an dem jungen Mädchen, sie aus den Klauen der anderen Mutter zu retten.
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Und dann streifte ihre Hand etwas, was sich haargenauso anfühlte wie kleine, kalte Lippen und eine Wange, und eine Stimme flüsterte ihr ins Ohr: „Pst! Ganz still! Sag nichts. Es könnte sein, dass die alte Vettel uns belauscht.“
(S.89)![]()
Selbst wenn ich es müsste, ich könnte mich nicht für nur eine Variante dieser Geschichte entscheiden. Sie funktioniert auf beiden Wegen ganz wunderbar und jeder Teil hat seine ganz eigenen Details, die man entdecken sollte.
Wie ist es bei euch? Kennt ihr das Buch oder den Film – oder gar beides?
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