Faszinierend und erschreckend, die Nachkriegszeit in Deutschland und ein weiteres dunkles Geheimnis: Ein kirchliches Kinderheim.

Werbung | Autor: Mechthild Borrmann | Titel: Grenzgänger |
Erscheinungsdatum: Oktober 2018 | Verlag: Droemer| 288 Seiten | Genre: Roman
![]()

![]()
Versuchen wir es. Aber wenn sich zeigt, dass wir nicht zurechtkommen, dann … dann seid ihr in einem Heim besser aufgehoben.
(S.68)
![]()
Inhalt
Es sind die harten Jahre nach dem zweiten Weltkrieg. Die Welt liegt in Schutt und Asche. Auch in Velda, nahe der belgischen Grenze, ist es schwer zu überleben. Doch Henni ist ein fröhliches Kind, sie kennt eine bestimmte Zauberformel, die sie immer wieder aufsagt, und an die alle anderen glauben. Alles wird gut, wir schaffen das. Doch dann stirbt die Mutter, der Vater ist vom Krieg gezeichnet und nicht mehr fähig, die Familie zu ernähren. Nun sollen sie ins Heim, doch Henni, die Älteste der vier Schöning-Kinder, versucht alles, um sie vor diesem Schicksal zu bewahren. Mit Folgen, die sich bis in ihr Leben als Erwachsene ziehen werden.
Rezension
Nur die halbe Wahrheit
Die Jahre nach dem Krieg müssen zum Teil schlimmer gewesen sein, als die Kriegsjahre an sich. Eine inflationäre Währung, kaum Essen, fehlende Hände an allen Ecken. Umso mehr waren die Menschen auf ihren Tatendrang angewiesen. Henni Schöning schmuggelt zusammen mit anderen Dorfbewohnern Kaffee und Zigaretten über die deutsch-belgische Grenze, um das Haushaltsgeld aufzubessern und sich und die Geschwister vor dem kirchlichen Kinderheim zu bewahren. Doch sie wird erwischt und landet in einer Besserungsanstalt. Als der Anker fortbricht, kommen ihre jüngeren Geschwister in das Heim, dass sich dem Kindeswohl verschrieb und doch alles andere im Sinn hatte. Mit unmenschlichen Methoden wird den Kindern Gehorsam eingetrichtert, Kinder verschwinden unter der Treppe und tauchen nicht mehr auf, sterben an einer Lungenentzündung. Doch niemand glaubt den Kindern, wenn sie davon erzählen wollen. Jahre später wird ein Gerichtsverfahren angestrebt, das zu einem Eklat und zwei Todesfällen führen wird. Doch wer trägt wirklich die Schuld an allem?
Das Buch wird in mehreren Zeitebenen erzählt, es beginnt in den 1970er Jahren bei Elsa, einer früheren Freundin Hennis, und streckt seine Erinnerungsfäden immer wieder in die Vergangenheit. Die Sprache dabei ist großartig, und vermittelt das damalige Sprachbild. Man folgt der Geschichte um Henni mit Entsetzen, denn was aus Wahrheiten gemacht wird, ist ungeheuerlich. Und doch so real. Wie oft wird das wahrhaft Geschehene umgedreht, wird vertuscht und verleugnet, bis niemand mehr die Wahrheit zu erkennen meint. Doch jeder hat seine Geschichte, und man sollte sie bis zum Schluss hören, bevor man sich ein Urteil bildet.
Es ist ein rührendes Buch, eines das auch nach dem Beenden noch lange nachwirkt. Das Kinderheim in Trier ist fiktiv, die Geschichten darin jedoch nicht. Es is ein Buch, um uns vor dem Vergessen zu bewahren, ein Stück Zeitgeschichte, eingebettet in eine Familiengeschichte, die tragischer kaum sein könnte.
Fazit
Ein wichtiges Buch, dass uns dabei helfen sollte, uns an das Schlimme zu erinnern und zu versuchen, die Zukunft besser zu gestalten.
Bewertung im Detail
Idee ★★★★★ ( 5 / 5 )
Handlung ★★★★★ ( 5 / 5 )
Charaktere ★★★★★ ( 5 / 5 )
Sprache ★★★★★ ( 5 / 5 )
Emotionen ★★★★★ ( 5 / 5 )
= 5 ★★★★★

Herzlichen Dank an den Droemer Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!






Hinterlasse eine Antwort zu Rückblick auf den November – Buchperlenblog Antwort abbrechen