Meine Lieben!
Einmal mehr habe ich die letzte Seite umgeblättert, einmal mehr bin ich mit Harry Potter dem Weg Voldemorts gefolgt. Einmal mehr verlassen wir Hogwarts. Für immer?

Dieses Mal habe ich also Harry Potter und der Halbblutprinz von J.K.Rowling beendet. Ich weiß gar nicht, wo ich hier anfangen soll. Lange Zeit passiert wieder einmal gar nicht so wirklich was und dann bricht das schiere Chaos über dem Leser zusammen. Weite Teile des Buches beschäftigen sich mit den Alltäglichkeiten des Schullebens, der ersten Liebe (Grüße an dieser Stelle an Lavender Brown!), und dem wohl für Hermine schockierendsten Teil des gesamten Schuljahres: Harry ist besser als sie im Fach Zaubertränke. Dass daran nur das vollgeschriebene Buch des Halbblutprinzen Schuld ist, wissen dabei nur wenige Personen.
Doch das vielleicht zentralste Thema dieses Buches ist – neben der Person des Halbblutprinzen, auf die man nie im Leben käme (stellt euch bitte mein Erstaunen vor, nachdem ich nun gefühlt jeden Namen schon hin und her gewendet hatte) – die Erinnerung verschiedener Personen an den jungen Lord Voldemort alias Tom Riddle. Es wird also Zeit, uns eine wundervolle magische Erfindung einmal näher anzuschauen.
Das Denkarium
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„Sir“, sagte Harry zaghaft, „hat das, was Sie mir erzählen werden, irgendwas mit der Prophezeiung zu tun? Wird es mir helfen … zu überleben?“
„Es hat sehr viel mit der Prophezeiung zu tun“, erwiderte Dumbledore, so beiläufig, als ob Harry ihn nach dem morgigen Wetter gefragt hätte, „und ich hoffe zweifellos, dass es dir helfen wird, zu überleben.“
(S.200)![]()
Das Denkarium ist eines der Dinge, das mir mit am Besten in Erinnerung geblieben ist, nachdem ich die Filme einmal sah. Schon damals sagte ich mir, wie unfassbar praktisch diese magische Erfindung doch ist. Welchen Überblick über meine Gedanken und Erinnerungen ich wohl hätte, wenn der Kopf nicht immer voller werden würde? Ich würde mir liebend gern hin und wieder den ein oder anderen störenden Gedanken aus dem Kopf ziehen, um ihn nicht ständig in mir flirren zu spüren.
Und genau so funktioniert das Denkarium auch. Man hält sich den eigenen Zauberstab an die Schläfe, zieht dann den silberfädigen Gedanken heraus und legt ihn in der Schale des Denkariums ab. Hier ist er nun gut verwahrt, bereit als richtige Szene wiederbetreten zu werden, als Echo gehört zu werden und sich auf Wunsch auch wieder in den Kopf zurück zu begeben.
Sechs Erinnerungen erlebt Harry in diesem Band mit Dumbledore an seiner Seite. Schon früher konnte er einen Blick in das Denkarium werfen, nicht zuletzt auf eine höchst unangenehme Situation mit seinem Vater und Professor Snape. Doch diese Erinnerungen hier sind anders. Sie erzählen die Vergangenheit Tom Riddles. Diese Erinnerungen zu beschaffen, scheint jedoch alles andere als einfach gewesen zu sein. Die wenigsten noch lebenden Zauberer möchten sich gern an den jungen Tom Riddle erinnern. Im Fall von Professor Slughorn werden sogar gewisse Erinnerungen verändert, da sie offensichtlich Schaden anrichteten.
Langsam aber sicher ergibt das Rätsel um Lord Voldemorts frühe Jahre ein Gesamtbild, man lernt den Menschen dahinter etwas besser kennen – und fürchten. Denn auch wenn man von dem Dunklen Lord nichts anderes kennt, so ist es doch erstaunlich, wie ausgeprägt seine Neigungen bereits im Kindesalter waren. Tom Riddle, das Waisenkind, das unverhofft Magie wirken kann und nach Hogwarts eingeladen wird. Tom Riddle, der letzte Nachfahre von Slytherin. Tom Riddle, der nach Unsterblichkeit trachtet.
Als es Harry endlich gelingt, Professor Slughorn die richtige Erinnerung abzuluchsen, löst sich auch das Rätsel um die Unsterblichkeit Voldemorts. Dank der Horkruxe, in die er Teile seiner Seele band, starb er nicht bei dem Versuch, Harry Potter zu ermorden, sondern fristete jahrelang sein Dasein als eine sehr geringe Lebensform.
Der finale Kampf des Bandes, der wieder erst am Ende des Schuljahres stattfindet, hielt jedoch reichlich Trauriges bereit. Was mich zu einem weiteren Punkt führt.
Nachruf auf
Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore
Ich kann meinen Hogwarts-Bericht nicht abschließen, ohne mich gebührend von diesem großen Zauberer zu verabschieden. Ich kann nicht behaupten, dass ich alle seine Entscheidungen im Laufe der letzten sechs Bände gutgeheißen hätte. Einiges habe ich nicht verstanden, einiges stelle ich immer noch in Frage. Aber außer Frage steht völlig, dass er einer der wichtigsten Charaktere im Kampf gegen das Böse darstellte.
Mehr noch, mit ihm verliert Harry wohl einmal mehr einen Vater. Jemanden, der ihn an der Hand nimmt und ihn leitet, der ihn gewähren lässt in seinem jugendlichen Leichtsinn und der ihm doch helfend beispringt, wenn es nötig wird. Dank Albus Dumbledore weiß Harry nun endlich, wie er Voldemort schlussendlich besiegen kann.
Seine ruhige Art war in allen Bänden wunderbar angenehm. Höflich, mit einem versteckten Humor für alles, was seine Schüler so ausheckten, war er der sprichwörtliche Fels in der Brandung, der alles irgendwie zusammen hielt, obwohl wir ihn viel zu selten zu Gesicht bekamen.
Halten wir nun einmal alle kurz inne und lauschen dem Lied des Phönix, um Abschied zu nehmen, Kraft zu tanken, Mut zu sammeln, und gehen dann wackeren Schrittes dem Ende entgegen.
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Buchperle goes Hogwarts – Die etwas andere Buchbesprechung
Teil 1 – Ankunft & Die Qual der Wahl
Teil 2 – Der Basilisk
Teil 3 – Expecto Patronum!
Teil 4 – Verflucht
Teil 5 – Von Eulen und Molchen
Teil 6 – Erinnerungen

![[Buchperle goes Hogwarts] Erinnerungen](https://buchperlenblog.com/wp-content/uploads/2017/09/harry_potter_kopf_beitragsbild.jpg?w=511)





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