Wenn aus Büchern Schätze werden.
Werbung | Autor: Stephen King | Titel: Das Mädchen |
Übersetzung: Joachim Honnef |
Erscheinungsdatum: 1999 | Verlag: Heyne |
288 Seiten | Genre: Roman |
Die Welt hatte Zähne, und sie konnte damit zubeißen, wann immer sie wollte.
(S.9)
Die neunjährige Trisha ist mit ihrer Mutter und ihrem älteren Bruder auf einem Ausflug auf dem Appalachian Trail in Maine. Die beiden vor ihr streiten sich pausenlos, und als Trisha für eine kleine Pinkelpause in den Wald verschwindet, bekommt es niemand mit. Aber anstatt dann den Weg zurückzugehen, den sie gekommen ist, beschließt Trisha, dass sie genauso gut querfeldein gehen könnte, um Mutter und Bruder einzuholen – und verläuft sich dabei prompt.
Das Mädchen ist ein recht ungewöhnlicher King-Roman, und das nicht nur, weil er einigermaßen kurz ist. Wir folgen auf knapp 300 Seiten der kleinen Trisha McFarland, die für ihre neun Jahre gar nicht mehr so klein ist und im Laufe ihres Abenteuers auch so einiges richtig macht, was vermutlich so mancher Erwachsene nicht hinbekommen hätte, um zu überleben.
Zusammen mit ihr stolpern wir vom Wegesrand hinein in die Wildnis Maines: ursprüngliche Wälder und Sümpfe, schwärmeweise Wespen, Mücken und anderes Getier, und keinerlei Orientierungspunkte. Was zunächst noch recht harmlos wirkt, wächst sich bald schon zu einem ziemlich großen Problem aus. Überzeugt davon, den Weg hinaus doch noch zeitnah zu finden, stapft Trisha unermüdlich los und hinterlässt dabei keinerlei sichtbaren Spuren. Gut für die Umwelt, aber sehr schlecht für die Suchenden nach ihr. Denn diese glauben, dass Trisha in der Nähe geblieben sein muss – und halten den Suchradius entsprechend klein.
Während ihrer einsamen Suche hält Trishas Kopf mehr an der Vorstellung ihres Lieblingsbaseballspielers Tom Gordon fest, anstatt sich ihre Familie als Wegbegleiter vorzustellen, was an sich schon sehr tief blicken lässt. So ist es an Tom, ihr Gesellschaft zu leisten, sie anzutreiben, sie zu unterhalten und sie nicht aufgeben zu lassen. Und dann gibt es natürlich noch dieses Ding aus dem Wald, das sie zu verfolgen scheint, das sie einholen wird, wenn ihre Zeit gekommen ist. Den Gott der Verirrten, bei dem man nie so genau weiß, ob er nun real ist oder Trishas fieberhaften Wahnvorstellungen während ihrer Zeit im Wald entspricht.
Zu Beginn sagte ich, dass Das Mädchen ein ungewöhnlicher King-Roman ist. Und das ist er wirklich, denn hier steht nicht der Schrecken im Vordergrund, der durch ein menschliches oder übersinnliches Monster ausgelöst wird. Hier sind es wirklich und wahrhaftig die realen Schrecken unserer Welt, die uns erwarten, wenn wir die gewohnten Wege verlassen, wenn wir uns plötzlich auf unsere ureigenen Instinkte verlassen müssen. Wenn wir um unser Überleben kämpfen, ganz für uns allein.
Wer klassische Gruselmomente erwartet, der mag vielleicht enttäuscht werden von diesem Buch. Wer aber offen ist für einen langen und einsamen Weg voller Gefahren und innerer Zweifel, dem sei Das Mädchen sehr ans Herz gelegt.
Handlung ★★★★☆ ( 4 / 5 )
Atmosphäre ★★★★★ ( 5 / 5 )
Charaktere ★★★★★ ( 5 / 5 )
Sprache ★★★★★ ( 5 / 5 )
Emotionen ★★★★★ ( 5 / 5 )
= 4.8 ★★★★★
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Schönen guten Morgen!
Ah, Das Mädchen. Ein King Roman der meistens ja eher negative Bewertungen bekommt und zwischen den anderen Büchern von ihm etwas untergeht. Ich hab es noch nicht gelesen, auch weil so viele schreiben, dass es eher langweilig ist und gegenüber seinen anderen Büchern so gar nicht heraussticht.
Ich bin gespannt, wie es mir gefallen wird 🙂
Liebste Grüße und ein schönes Wochenende!
Aleshanee
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Hallöchen!
Ich schätze, dass das auch viel mit der Erwartungshaltung zusammenhängt. Wer von King puren Horror erwartet, wird vermutlich mit einem Mädchen, das allein im Wald überleben muss, nicht viel anfangen können. Wenn man sich aber auf doe transportierten Ängste und Schrecken dieses Szenarios einlässt, dann ist es wirklich gut!
Liebe Grüße!
Gabriela
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Hallo Gabriela,
ich mag das Buch sehr gerne. Das zeigt meiner Meinung nach wieder sehr gut, das King so richtig gut schreiben kann. Für mich ist er einfach ein Ausnahmetalent.
Liebe Grüße
Diana
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Huhu Diana!
Genau das. Finde zB auch, dass das Buch völlig zu Unrecht ziemlich untergegangen isr!
Alles Liebe!
Gabriela
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