Tragisch, episch – und wunderschön!

Werbung | Autor: Madeline Miller | Titel: Das Lied des Achill |
Übersetzung: Michael Windgassen |
Erscheinungsdatum: 2020 | Verlag: Eisele |
416 Seiten | Genre: griechischer Mythos |

Mein Blick bleibt an einem Jungen mit blonden Haaren hängen, der zwischen den dunklen, zerzausten Köpfen heraussticht. Ich beuge mich vor, um ihn besser sehen zu können.
(S.9)


Inhalt
Achill, Sohn eines Königs und einer Göttin. Der Beste der Griechen, der größte Kämpfer, den das alte Griechenland je erblickt hat. Achill, der nicht nur voller Zorn am Ende seines Lebens durch die Kämpfer Trojas pflügt, sondern auch ein Leben davor hatte. Ein Leben, eine große Liebe. Patroklos. Und dieser erzählt uns nun die tragische Geschichte einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung.
Rezension
Tragisch und wunderschön zugleich
Madeline Miller schrieb sich mit Ich bin Circe bereits in mein Herz, das bei griechischen Sagen und Mythen eindeutig schneller schlägt. Und gleich vorab: Das Lied das Achill, das bereits 2011 im Original erschien, steht dem in nichts nach!
Achill, der größte aller Kämpfer Griechenlands, ist sicherlich den meisten ein Begriff. Auch wer die Ilias nicht kennt oder gelesen hat, spätestens bei der häufig gebrauchten Metapher der Achillesferse erscheint das Bild des Kriegers vor dem inneren Auge.
Erzählt wird uns die Geschichte von Patroklos. Ein eher unscheinbarer junger Prinz, der in jungen Jahren von seinem Vater verstoßen und an den Hof von König Peleus geschickt wird. Der dort auf dessen Sohn Achill trifft, einen blonden Jüngling, dem als Sohn der Meeresnymphe Thetis göttliche Kraft innewohnt. Er ist schnell, tödlich, und gewinnt das Herz von Patroklos doch durch seine zärtliche Seite, seine innere Arglosigkeit. Die beiden wachsen zusammen auf und nähern sich immer weiter an. Diese Liebe wird dabei so zart, so unkitschig und so großartig erzählt, dass sie nur ans Herz gehen kann. Beide gehen zusammen bei dem Zentaur Cheiron in die Lehre, doch der Krieg um Troja, ausgelöst durch Paris‘, der die schöne Helena raubt, holt die beiden zu schnell ein. Achill muss seiner Bestimmung folgen, und so ziehen sie in den Kampf, wohlwissend, dass die Schicksalsgöttinnen dem Halbgott einen frühen Tod prophezeit haben.
Dieses Buch ist ein absoluter Hochgenuss. Ob nun Patroklos und Achill, Odysseus, Ajax oder König Agamemnon, sie alle gelangen zu neuem Glanz, und geben der Ilias einen ganz neuen Blickwinkel. Denn in dieser ist Achill einfach nur tödlich, unberechenbar und voller Zorn. Bei Madeline Miller bekommt er menschliche Züge, wird liebenswert, trotz seiner Kraft und Stärke. Mit Patroklos als Erzähler greift sie geschickt eine Figur auf, die zwar auch in der Ilias vorhanden, aber doch sehr unterschwellig charakterisiert wird. So wird die Geschichte der beiden nicht nur zu einer Neuinterpretation, sondern liegt auch tatsächlich im Bereich des Möglichen.
Das einzige Manko an diesem Buch war für mich die wechselnde Zeitform, denn Patroklos erzählt mal im Hier und Jetzt und mal in der Vergangenheit, und so sehr ich auch dahinterkommen wollte, wieso, der tiefere Sinn blieb mir verborgen. Das aber ist Meckern auf sehr hohem Niveau.
Fazit
Dieses Buch hat mich in Atem gehalten, mitfiebern lassen, obwohl das Ende doch nur allzu bekannt ist, und hat mich am Ende in all seiner Tragik zutiefst bewegt zurückgelassen.
Bewertung im Detail
Handlung ★★★★★ ( 5 / 5 )
Atmosphäre ★★★★★ ( 5 / 5 )
Charaktere ★★★★★ ( 5 / 5 )
Sprache ★★★★★ ( 5 / 5 )
Emotionen ★★★★★ ( 5 / 5 )
= 5 ★★★★★
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