Der Horror, der leider nur zu menschlich ist.

Werbung | Autor: Catriona Ward | Titel: Das letzte Haus in der Needless Street |
Übersetzung: Olaf Bentkämper |
Erscheinungsdatum: 2021 | Verlag: Festa |
464 Seiten | Genre: Roman

Heute ist der Jahrestag von Kleines Mädchen mit Eis am Stiel. Es passierte am See, vor zehn Jahren – erst war sie da und dann nicht mehr.
(S.7)


Inhalt
Er ist seltsam, dieser Ted Bannerman, der da im letzten Haus wohnt, in der Needless Street, die am Waldrand endet. Er lebt allein, hat nur hin und wieder Besuch von seiner Tochter Lauren. Und da ist auch noch seine Katze, Olivia. Doch außer Ted selbst gelangt nie jemand von denen nach draußen.
Und dann gibt es da noch diesen ungeklärten Vermisstenfall von vor über zehn Jahren, als Dees damals sechsjährige Schwester spurlos verschwand.
Rezension
Genial verwoben
Gleich vorweg: Das letzte Haus in der Needless Street ist genial. Genial verwoben, genial verworren und genial, wenn man endlich alle Fäden auseinandergezogen hat.
Aber es ist auch eines der Bücher, die sich schwerlich rezensieren lassen. Überall lauern Spoiler, man will alles sagen, alle Gedanken durchspielen, die man während des Lesens hatte, und muss doch stillschweigen, um nichts zu verraten.
Die Kapitel werden uns abwechselnd erzählt, mal von Ted, mal von Dee. Mal von Lauren und mal von Olivia. Moment, war Olivia nicht Teds Katze? Ja, so irritiert habe ich anfangs auch reagiert und doch macht am Ende alles Sinn. Der Sinn liegt im grausamsten Teil der menschlichen Abgründe verborgen, er tritt nur langsam zutage, und auch wenn ich relativ schnell eine Vermutung hatte, so verwarf ich sie wieder, stellte neue Thesen auf, fand es immer noch seltsam, dass sich uns eine Katze mitteilt. Und doch hat auch Olivia ihre Daseinsberechtigung, ihre Rolle, die sie erfüllen muss.
Der Horror, der uns hier erwartet, ist nicht übersinnlicher Art, er ist leider zutiefst menschlich. Und ich ziehe meinen Hut vor Catriona Ward, die es mit ihrer fiktiven Geschichte geschafft hat, psychologisch gewandt vorzugehen und uns Leser in einen Abwärtsstrudel zu reißen, bei dem wir immer wieder innehalten müssen, die Fakten checken, und am Ende alles wieder über Bord werfen. Die es geschafft hat, etwas viel zu reales so zu verpacken, dass es auch fiktiv noch funktioniert und glaubwürdig ist.
Fazit
Auch wenn ich mich wiederholen muss: Ein geniales Buch.
Bewertung im Detail
Handlung ★★★★★ ( 5 / 5 )
Atmosphäre ★★★★★ ( 5 / 5 )
Charaktere ★★★★★ ( 5 / 5 )
Sprache ★★★★★ ( 5 / 5 )
Emotionen ★★★★★+★ ( 6 / 5 )
= 5 ★★★★★







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