[King-Universum] Dolores

Werbung | Autor: Stephen King | Titel: Dolores |
Übersetzung: Christel Wiemken |
Erscheinungsdatum: 1992 | Verlag: Heyne |
379 Seiten | Genre: Roman |

Bewertung: 5 von 5.

Triggerwarnung: Kindesmissbrauch

Wisst ihr was? Ich leiste mir einen Kompromiss. Anstatt die Geschichte von vorn nach hinten oder von hinten nach vorn erzählen, werde ich in der Mitte anfangen und mich sozusagen in beide Richtungen vorarbeiten. Und wenn dir das nicht passt, Andy Bissette, dann kannst du es auf deine Kummerliste schreiben und sie dem Pastor schicken.

(S.20)

Inhalt

Dolores Claiborne legt ein Geständnis ab. NIcht, wie sie die Frau, bei der sie über dreizig Jahre lang arbeitete, angeblich umgebracht hat, sondern vielmehr ein Geständnis über ihr gesamtes Leben – und den Tod ihres Scheusals von Mann Joe.

Rezension

Geschichte eines Lebens

Dieses Buch ist anders. Es besteht aus keinerlei Kapiteln, keinen Absätzen. Es ist ein knapp 400 Seiten starker Monolog über das Leben, welches Dolores Claiborne führte. Über die Dinge, die sie erlebte, über die Dinge, die sie tat. Und über die Gründe dafür. Sie sitzt im Büro des Sheriffs, ihre Aussage wird aufgenommen. Eigentlich soll sie wegen des Todes ihrer Arbeitgeberin verhört werden, doch sie beginnt ihre Geschchcte woanders. Sie beginnt damit, wie es dazu kam, dass sie ihren Mann umbrachte und nie dafür vor Gericht gestellt wurde.

Was wir von Dolores erfahren ist selten besonders schön, ihr Leben eine ziemliche Ansammlung von Mühsal und heimischen Qualen. Joe St. George, der Mann, den sie damals heiratete, weil er so eine wunderschöne glatte Stirn hatte, entpuppt sich ziemlich schnell als wahres Scheusal. Er ist streitsüchtig, nicht unbedingt die hellste Kerze auf der Geburtstagstorte und schreckt auch nicht davor zurück, seine Frau zu schlagen und zu misshandeln, körperlich wie psychisch. Sie haben drei Kinder, von denen die Älteste, Selena, irgendwann das Interesse ihres Vaters auf sich zieht. Und die ganze Zeit wissen wir, dass Dolores ihren Mann umgebracht hat, doch wir wissen nicht, wie sie es angestellt hat, und damit dann auch noch davongekommen ist. Auch wenn es viele Gerüchte auf ihrer Heimatinsel Little Tall Island gegeben hat.

Dieser Erzählung gegenüber gibt sie wieder, wie es für sie war, unter der herrischen, unangepassten und mittlerweile toten Vera Donovan zu arbeiten. Die beiden Frauen schienen sich eigentlich nicht ausstehen zu können, und doch hielten sie es über drei Jahrzehnte miteinander aus, ertrugen sich und stützten sich in den nötigen Momenten. Besonders dann, als es mit Veras Gesundheit und Verstand rapide bergab ging. Denn beide Frauen hatten doch mehr Gemeinsamkeiten, als man anfangs vermutet hätte.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die totale Sonnenfinsternis über Maine im Jahr 1963, die auch schon Jessie aus Das Spiel zum Verhängnis wurde. In diesem schummrigen Halblicht sehen sich beide Protagonistinnen über hunderte von Meilen Entfernung, wissen um das Grauen der anderen, ohne sich zu kennen. Diese Verknüpfung beider Werke, die ansonsten kaum Gemeinsamkeiten aufweisen, fand ich ziemlich genial, spiegeln sie doch die durchdachte Gesamtheit aus Kings Universum einmal mehr wider.

Fazit

Wer denkt, dass Monologe anstrengend zu lesen sein könnten, der sollte sich einmal an Dolores versuchen. Die Art des Buches macht es zu etwas besonderem. King erzählt nicht nur die Geschichte einer gescheiterten Ehe, er lässt seine Protagonistin die Regie übernehmen und das auf ziemlich einnehmende Art und Weise.

Bewertung im Detail

Handlung ★★★★★ ( 5 / 5 )

Atmosphäre ★★★★★ ( 5 / 5 )

Charaktere ★★★★★ ( 5 / 5 )

Sprache ★★★★★ ( 5 / 5 )

Emotionen ★★★★★ ( 5 / 5 )

= 4 ★★★★

weitere Meinung

Powerschnute | Lesenmachtglücklich

schnörkel

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7 Comments on “[King-Universum] Dolores

  1. Huhu,
    wow, diese Verknüpfung der Werke ist ja wirklich interessant. 🙂
    Ich glaube Dolores habe ich nie gelesen, aber die Verfilmung mit Kathy Bates gesehen und ich fand sie super. Davon abgesehen, das ich nicht weiß ob sie wirklich im Vergleich zum Buch gut ist. 😉
    Liebe Grüße
    Diana

    Gefällt 1 Person

    • Huhu Diana =)
      Ja mit der Verknüpfung hatte ich auch nicht gerechnet und war einmal mehr froh darüber, das Projekt so chronologisch angefangen zu sein 😄 den Film würd ich mir auf jeden Fall auch gern ansehen.

      Liebe Grüße!
      Gabriela

      Gefällt 1 Person

      • Oh ja, den Film möchte ich auch gerne noch sehen. Werde aber wohl vorher auch noch das Buch lesen.

        Like

  2. Pingback: Rückblick auf den August – Buchperlenblog

  3. Pingback: [Projekt Stephen King]: Dolores – Lesen macht glücklich

  4. Hallo Gabriela,

    auch wenn ich meine liebe Mühe mit dem Buch hatte, hat sich der Aufwand doch gelohnt. Ein wirklich großartiges Buch und endlich konnte ich diese Lücke schließen.

    Was mir aber aufgefallen ist, als ich deinen Textausschnitt gelesen habe, dass die Übersetzung wohl einen Teil der Wirkung wegnimmt, den dieser Monolog hat. Denn Dolores redet wirklich Slang und das auch sehr viel. Wie ist das in der Übersetzung umgesetzt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass man das adäquat übertragen kann. Zumindest das von dir gewählte Zitat wirkt so.

    Viele Grüße,
    Ein aufholender Marc

    Gefällt 1 Person

    • Huhu Marc!
      Ich bin wirklich sehr sehr froh, dass dich Dolores am Ende überzeugen konnte – ich hätts sehr schade gefunden, wenn nicht. =)
      Zur Übersetzung kann ich dir grad gar nichts genaues sagen, dafür liegen schon wieder zu viele Monate dazwischen, aber ich meine mich schon zu erinnern, dass es sehr umgangssprachlich geschrieben war. Ich kann ja zuhause nochmal einen Blick reinwerfen.

      Liebe Grüße!
      Eine davoneilende Gabriela 😀

      Gefällt 1 Person

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