Wenn aus Büchern Schätze werden.
Nun sind wir schon einmal quer über den Erdball gereist, haben Afrika, Europa, Asien, Australien, Nord- und Südamerika hinter uns gelassen und landen nun ein letztes Mal mit dem Finger auf der Weltkarte, auf einem Kontinent, der kein Land beherbergt, dafür aber gewaltige Eismassen. Willkommen zur letzten Station, willkommen in der Antarktis!
Antarktis – ein Wort, bei dem es mir bereits beim Klang ein wenig fröstelig zumute wird. Eine gigantische Packeiszone, umgeben von riesigen Tafeleisbergen und Eisschollen, die den Eindruck erweckt, dass hier Leben unmöglich scheint. Die wenigen eisfreien Flächen im Inneren des Kontinents, sogenannte antarktische Oasen, bieten lediglich Raum für einige Moose und Flechten. Dafür leben in den Küstengebieten die unglaublich drolligen, flugunfähigen Pinguine, und auch Robben fühlen sich in dieser eiskalten Welt zuhause. Für Menschen ist das Klima eindeutig nicht gemacht, und doch reisten seit 1820 immer wieder Forscher und Wissenschaftler an diesen äußersten Punkt der Welt, und kamen nicht selten dabei ums Leben. Hier setzen auch meine beiden Lesetipps ein, während sich Bella ein wenig anders orientiert hat.
Gabriela: eine Insel vor der Antarktis
Bella: am Südpol
Gabriela: irgendwo im Packeis
Bella: Antarktis
Unser Schiff schaukelt auf dem unruhigen Eismeer hin und her, nach langem Nichts erreichen wir endlich eine kleine Insel vor der großen Eiswüste der Antarktis. Anker setzen, wir betreten nun ein Stückchen Land, das vor uns noch niemand betreten hat: Everland!
Zwei Expeditionen in die Kälte der Antarktis, zwei Teams, zwei Zeitstränge.
1913 betreten Napps, Millet-Bass und Dinners die Insel, der sie den Namen Everland geben. Schon die Ankunft war schwieriger als gedacht, die Vorräte sind geschrumpft, die rettende Mannschaft der Kismet ist weit entfernt. Auch wenn Dinners schwere Erfrierungen davongetragen hat, so dürfen sie die Hoffnung doch nicht aufgeben. Die Mannschaft holt sie in zwei Wochen wieder ab. Ganz sicher.
2012. Zur Feier des Jubiläums sticht eine neue Mannschaft in See, will Everland erneut erkunden. Die Schrecken der vergangenen Tage sind in ihren Köpfen verankert, doch was soll schon geschehen? Dank neuester Technik und Ausrüstung stellen sich Brix, Jess und Decker erneut der antarktischen Hölle. Und stoßen dabei auf Hinterlassenschaften und menschliche Abgründe.
Wir lernen also die Expeditionsmannschaften im damals und heute kennen. Die erste Gruppe besteht aus drei Männern, die zweite ist gemischt. Und doch erkennt man relativ schnell, dass sich die Charakterzüge ähneln. Es gibt den Chef, den Arbeiter und den Menschen ohne Ahnung. Jeder geht in seiner Rolle auf, die einen gewollt, die anderen ungewollt. So unterschiedlich die Situationen sind, so sehr gleichen sie sich auch. Auf beiden Zeitebenen passieren Vorfälle, die den Aufenthalt erschweren. Verletzungen sind nur ein Teil davon. Das Wetter in der Antarktis spielt verrückt und während 1913 die Zeit der ewigen Nacht angebrochen ist, geht die Sonne 2012 niemals unter. Da stellte ich mir die Frage: Was ist schlimmer? Ewig hell oder ewig dunkel? Und wie stark beeinflusst die Helligkeit um uns herum unser Empfinden?
Ein ungewöhnliches Setting, mit einer großartigen Charakterstudie. Wie viel kann ein Mensch ertragen, bevor er zusammenbricht? Rebecca Hunt versteht es mit Leichtigkeit den Leser in eine kalte Welt zu entführen. Eine Welt, in der die Gedanken und Ängste, Zweifel und Hoffnungen der Einzelnen das ausmachen, was wichtig ist. Was sind wir bereit zu tun, wenn wir überleben wollen? Was würden wir opfern?
Der Südpol. Ewiges Eis und Gletscher, die hoch in die unwirtliche Landschaft ragen. Zwischen den Eismassen in der großen Kälte hält es kaum ein Lebewesen aus, doch die Pinguine haben sich an das Leben dort angepasst und sind neben Walen, Robben und Vögeln in Wassernähe zu finden.
Was könnte bei den eisigen Temperaturen in der Antarktis besser erwärmen, als ein nervenaufreibender Thriller?
In Eisiges Blut erzählt Robert Masello eine Geschichte auf zwei Zeitebenen, zum einen begleiten wir den Journalisten Michael Wilde auf seiner Reise an den Südpol, wo ein mysteriöser Fund im Gletscher für Aufruhr sorgt. Forscher bergen die Leichen einer Frau und eines Mannes, die jedoch beim Auftauvorgang spurlos verschwinden. Können Sie die Kälte des Eises überlebt haben?
Es handelt sich um ein Liebespaar aus dem 19. Jahrhundert, dessen Geschichte vor dem Hintergrund des Krimkriegs erzählt wird und langsam mit den gegenwärtigen Ereignissen verschmilzt.
Ein typischer Thriller mit nervenaufreibender Spannung, Psychospielchen und brutalen Serienkillern ist Eisiges Blut somit auf keinen Fall, aber wer trotzdem an der Geschichte dranbleibt, wird mit einer eisgekühlten Vampir-Story belohnt, die ohne blutrünstige Mordfälle auskommt und lieber auf eine mythische Gestalt aus Transsylvanien zurückgreift.
Ich habe wahnsinnigen Respekt vor allen Entdeckern, die unsere Welt hervorgebracht hat. In Zeiten, in denen es noch kein GPS gab, keine vollständig aufgedeckten Landkarten, keine Möglichkeit zur schnellen Rettung, sich in solchen Zeiten aufzumachen, in See zu stechen und unbekannte, ja, lebensfeindliche Welten zu entdecken – dafür braucht es eine gewaltige Portion Mut. Mut, der mitunter teuer mit dem eigenen Leben bezahlt wurde. Folgen wir den Spuren Sir Ernest Shackletons, der mit seiner Crew 1914 auf der Endurance in See stach.
Das Ziel der Briten: den antarktischen Kontinent mit Hundeschlitten zu durchqueren. Doch bald schon steckt das Schiff im Packeis fest und zerbirst. Monatelang treibt die Besatzung auf einer Eisscholle durch die weiße Hölle, halb verhungert und erfroren. Shackleton ist entschlossen, seine Mannschaft lebendig nach Hause zu bringen. Und so bricht er auf, in einem winzigen Beiboot, mit fünf seiner Männer, um Hilfe zu holen. Es wird ein erbarmungsloser Wettlauf gegen den Tod.
Wir lesen hier aus seinen Aufzeichnungen über die Jahre im Eis von 1914 bis 1917 – Achtung, Frostgefahr!
Die Antarktis wird, abgesehen von den tierischen Bewohnern, nur durch Reisende, Journalisten und Forscher bevölkert. Was läge da näher, als eine Geschichte über eine solche Reise zu lesen?
In ihrem Debütroman Zugvögel erzählt Charlotte McConaghy die fiktive Geschichte der Ornithologin Franny, die beschließt den letzten Küstenseeschwalben zu folgen und sich so auf die Reise in die Antarktis macht und sich dabei den lebensbedrohlichen Naturgewalten dieses Kontinents aussetzt.
Dieses Buch stelle ich mir mit seinen Naturbeschreibungen und mit der Story über die Liebe zur Natur als ein wunderbares Leseerlebnis vor. Schließlich kommen nur die wenigsten von uns im richtigen Leben bis ans Ende der Welt.
Wir hoffen, euch hat unsere letzte Station auf unserer Reise in 28/7 um die Welt gefallen! Welche antarktischen Bücher könnt ihr empfehlen? Leider ist unsere Reise nun zu Ende, aber wir konnten viele spannende Geschichten finden und euch vorstellen und so vielleicht auch eure Wunschliste ein wenig füllen.
In 28/7 um die Welt:
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Antarktis
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Hallo Gabriela,
mal wieder eine tolle Auswahl zum Abschluss dieses Projekts.
Aus der Antarktis kann ich noch das Sachbuch „Antarktica: An Intimate Portrait of the Worl’s Most Mysterious Continent“ von Gabrielle Walker empfehlen. Walker hat als Naturwissenschafterin die Antarktis besucht und berichtet darin über die Natur und Tiere des Kontinents, aber auch über die Menschen die da forschen, oder über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Antarktis. Das ganze ist sehr verständlich erklärt und selbst als jemand, der es sonst nicht so mit Naturwissenschaften hat, fand ich das buch interessant.
LG
Elisa
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Huhu Elisa!
Ohh vielen lieben Dank für diesen wertvollen Tipp! Das klingt auf jeden Fall sehr interessant, das merk ich mir vor. Ich hoffe ja, mich bald wieder vermehrt mit der Antarktis beschäftigen zu können, aktuell liegen einige spannende Bücher dazu schon bereit.
Liebe Grüße!
Gabriela
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