[Frühjahrsputz] Alan Duff – Warriors

Eindringlich, voller Härte, Gewalt und Sozialkritik!

Werbung | Autor: Patrick Modiano | Titel: Die Gasse der dunklen Läden |
Übersetzer:  Gabriele Pauerr |
Erscheinungsdatum: 1990 | Verlag: Unionsverlag |
312 Seiten | Genre: Roman |

Ah, manchmal machte sie das rasend. Wäre gern auf jemanden zugegangen, um zu fragen, ob sie denn verdammt nochmal überhaupt keinen Stolz hätten, kommt euch nicht in den Sinn, was zu tun? Natürlich, das konnte sie nicht machen. Nicht hier hier in Pine Block. Nicht unter Maoris.

(S.17)

Inhalt

Willkommen im Pine Block, einem Ghetto in Neuseeland. Hier leben die Nachkommen der Maoris, der indigenen Bevölkerung des Landes. Früher einmal waren sie Krieger, voller Stolz auf sich und ihr Können, heute sind die meisten von ihnen schon lange nicht mehr wirklich glücklich gewesen. Heute regieren Alkohol, Drogen, Macht und Gewalt. Heute lernen wir Familie Heke kennen, eine von Vielen und doch eine ganz Besondere.

Rezension

In the Ghetto

Es gibt da ein Lied, das mir beharrlich im Kopf herumgespukt ist, während ich Alan Duffs Warrios las. Natürlich, Elvis Presley, wie er mir ins Ohr haucht und von einem Baby erzählt, dessen Mutter weint, weil sie ein weiteres hungriges Maul zu stopfen hat, ein weiterer Junge, der mit einer Knarre in der Hand stirbt, ein weiteres Baby, das irgendwo im Ghetto zur Welt kommt.

So schmusig Elvis diese menschenunwürdigen Zustände auch besungen hat, so knallhart ist die Realität in diesem Buch gezeichnet. Alan Duff, selbst Sohn einer Maori Familie, weiß, wovon er schreibt. Die indigene Bevölkerung Neuseelands fasst nur noch einen Bruchteil des Lebens auf diesem Inselstaat. Schlechte Ausbildung, noch schlechtere Arbeitsbedingungen, das Leben in den Slums der größeren Städte – all das formt seine Bevölkerung. Kinder wachsen bei Eltern auf, die tagaus, tagein ihren Kummer in den Fluten des Alkohols ertränken, die sich prügeln, vertragen, wieder prügeln, ja, sogar töten. Die Kinder kennen es nicht anders und verbringen ihr Leben zumeist in ebenfalls dieser immer gleichen Spirale aus Unterstützungsgeld, Alkoholismus, Hass und Gewalt, Armut und dem erneuten kurzen Segen der Stütze vom Staat. Und warum auch nicht, wenn man fürs Arbeitengehen nur wenig mehr bekommt? So sieht es auch Jake Heke, Familienvater von sechs Kindern und Ehemann von Beth. Wozu arbeiten gehen, wenn man von der Stütze genauso gut (oder eben schlecht) leben kann? Hauptsache, das Geld reicht für das nächste Bier.

Weder Jake noch Beth sind ihren Kindern gute Eltern, beide trinken viel und gern, Jake ist noch dazu äußerst gewalttätig, prügelt Frau und Kinder halbtot, wenn ihm der Sinn danach steht. Dieser raue Ton, der durch den seltsamen Singsang-Slang des Buches noch betont wird, brachte mich häufig an meine Grenzen. Zu gern wollte ich dieser Spirale entkommen, das Buch schließen, Familie Heke sich selbst überlassen. Und doch bin ich froh, es nicht getan zu haben. Denn es passieren schlimme Dinge in diesem Buch, irgendwo zwischen Hoffnungslosigkeit, brachialer Gewalt und Verwahrlosung, aber es gibt auch Gutes. Spät, aber es kommt. Und dieser plötzliche Hoffnungsschimmer war es, der mich am Ende verzeihen ließ, dass mich das Buch so sehr mitgenommen hat.

Fazit

Mit Sicherheit kein Buch für jeden, schon allein weil die Sprache es mitunter schwer macht, das Buch mögen zu wollen. Aber anders könnte man diese Geschichte vielleicht gar nicht erzählen, denn so sind wir Leser genau dort, wo uns dieses Buch hinbringen will: mitten im Pine Block, mittendrin im Ghetto Neuseelands.

Bewertung im Detail

Idee ★★★★★ ( 5 / 5 )

Handlung ★★★★☆ ( 4 / 5 )

Charaktere ★★★★☆ ( 4 / 5 )

Sprache ★★★☆☆ ( 3 / 5 )

Emotionen ★★★★★ ( 5 / 5 )

= 4.2 ★★★★


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1 Comments on “[Frühjahrsputz] Alan Duff – Warriors

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