Wenn aus Büchern Schätze werden.
Eine Geistergeschichte, die vor allem durch ihre Nicht-Aussagen zum Verzweifeln bringt.
Werbung | Autor: Henry James | Titel: Das Durchdrehen der Schraube |
Übersetzung: Karl Ludwig Nicol |
Erscheinungsdatum: 1898 | Verlag: dtv |
205 Seiten | Genre: Mystery |
„Er hat nach jemand anderm gesucht, sagen Sie – jemand anderem als Ihnen?“
„Er hat den kleinen Miles gesucht.“ Eine furchtbare Klarheit des Erkennens ergriff jetzt von mir Besitz. „Der ist’s, den er gesucht hat.“
„Aber woher wissen Sie denn das?“
„Ich weiß es, ich weiß es, ich weiß es!“ Meine leidenschaftliche Erregung wuchs. „Und auch Sie wissen es, meine Liebe!“
(S.57)
Eine junge Frau nimmt die Stelle als Gouvernante für zwei Kinder an, deren Eltern verstarben, und die nun, ganz der abwesenden Obhut des Onkels überlassen, auf einem herrschaftlichen Anwesen für einigen Wirbel sorgen.
Heute, am 09. Oktober 2020, startet die neue Spuk-Staffel auf Netflix. War ich großer Fan der ersten Staffel rund um The Hunting of Hill House – ebenso von Shirley Jacksons Romanvorlage wie auch der filmischen Umsetzung von 2018 – wollte ich vorab natürlich unbedingt wissen, worum es dieses Mal gehen wird! Henry James‘ „Das Durchdrehen der Schraube“ stand hierfür Pate und erzählt uns eine eigentlich ziemlich gruselige Geschichte.
Eigentlich? Ja, denn würde man die vielen nichtssagenden, um den heißen Brei herumredenden Dialoge einmal beiseite lassen, käme eine durchaus unheimliche Geschichte bei raus. Doch von Anfang an.
Wir gelangen zusammen mit unserer namenlosen Erzählerin auf das großzügige Landgut Bly Manor. Die Angestellten des Hauses scheinen allesamt nett, und besonders in der Haushälterin Mrs Grose findet sie schnell eine Verbündete. Auch die beiden Kinder Miles und Flora wirken in ihrer kindlichen Schönheit und Unschuld wie zwei kleine Engel auf die neue Gouvernante. Doch einige Zeit nach ihrer Eingewöhnung trifft sie auf einem ihrer Spaziergänge auf die Erscheinung eines fremden Mannes. Eines Mannes, der, wie sich später herausstellt, schon längst verstorben ist. Dieser soll nicht der einzige geisterhafte Besucher Blys bleiben, denn nicht alle ehemaligen Angestellten möchten das Landgut verlassen, weder lebend noch tot. Auch die Kinder scheinen die Erscheinungen längst bemerkt zu haben.
Anfangs erinnerte mich dieses Buch durchaus in den Grundzügen an liebgewonnene Schauerklassiker wie Jane Eyre oder Sturmhöhe der Bronte-Schwestern. Doch mit der Zeit wurde eines immer deutlicher: Was den Bewohnern Blys eindeutig fehlt – und womit James wohl seine Geschichte besonders schmücken wollte – ist die mangelnde Kommunikation. Zwischen den Ausrufen der ach so goldlockigen Kinderlein und der Beschwörung der Haushälterin zur Vorsicht, findet sich vor allem eines: das Nicht-Gesagte. Viele Gespräche werden begonnen, Fragen um Fragen gestellt, und doch nie zufriedenstellend beantwortet. Auch bleiben die Geister in ihrem Erscheinen eher undurchsichtig, die wahrhaft böse Absicht, die ihnen immer wieder unterstellt wird, blieb mir seltsam fremd. Interessanter dagegen empfand ich die vielen Interpretationsansätze, die sich hier und da und auch in den Anmerkungen des Buches finden lassen.
Eigentlich eine grundsolide Geistergeschichte, die besonders durch ihren vergänglichen Charme besticht. Dabei hätte ich mir allerdings doch mehr Handlung an sich gewünscht, um mich wahrhaft gruseln zu können. Stattdessen wollte ich schlussendlich nur noch eines: das alle Beteiligten einfach miteinander reden. Nun blicke ich also gespannt auf den neuen Netflix-Spuk und hoffe, dass dort die Geister uns wahrhaft gruselig heimsuchen werden.
Idee ★★★★☆ ( 4/5 )
Handlung ★★★☆☆ ( 3/5 )
Charaktere ★★★☆☆ ( 3/5 )
Sprache ★★★☆☆ ( 3/5 )
Gruselfaktor ★★☆☆☆ ( 2/5 )
= 3 ★★★
Eine interessante Rezi. Schon länger liegt das Buch auf meinem Sub, nachdem ich es beim stöbern entdeckt hatte. Ich bin gespannt wie es auf mich wirken wird, sobald ich es mal vom Stapel nehme :))
Kennst du Der Besucher von
Sarah Waters?
Hundreds Hall, ein majestätisches Anwesen im ländlichen England. Hier wohnt die verwitwete Mrs. Ayres mit ihren erwachsenen Kindern Caroline und Roderick. Als der Landarzt Dr. Faraday wegen eines Notfalls herbeigerufen wird, ist er wie gebannt von der geheimnisvollen Atmosphäre des Hauses. Schon bald erfährt er, dass in Hundreds Hall merkwürdige Dinge geschehen: Möbelstücke, die ein Eigenleben führen, kryptische Zeichen, die plötzlich an den Wänden auftauchen, bedrohliche Geräusche, die unerklärbar scheinen. Dr. Faraday begegnet der wachsenden Panik der Familie zunächst mit Ruhe und Beschwichtigung. Doch das Schicksal der Ayres nimmt unaufhaltsam seinen Lauf – und ist enger mit seinem eigenen verwoben, als er ahnt …
Indirekter Grusel, irgendwie will man doch wissen wie es ausgeht
Wäre eine mögliche Empfehlung für dich 🙂
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Hallöchen!
Lass es mich gern wissen, wenn du Bly Manor selbst einen Besuch abgestattet hast! =)
Das Buch kenne ich noch nicht, klingt aber auch nach einem dieser subtileren Gruselgeschichten, die ich durchaus gerne lese. Danke dir für diesen Tipp! ♥
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Huhu meine Feine ❤
Grundlegend klingt das nach einem Buch für mich, aber aufgrund deiner Kritik glaube ich nicht, dass ich dazu greife … dafür werde ich gleich mal die Verserieung erstöbern (=
Mukkelige Grüße!
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Hallöchen meine Liebe!
Es hätte halt richtig gut werden können, wenn da nicht diese ganzen unsinnigen Dialoge wären 😅 aber ich bin mir sicher, dass die Verserieung (Was ein geiles Wort!) besser sein wird 😁
Alles Liebe! ❤️
Gabriela
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Ich steh nicht auf unsinnige Dinge, da lass ich lieber gleich die Finger von. Was die Verserieung angeht (ja, bin bissl verliebt in meine Wortkreation *lach) habe ich nun gefunden und schaue gerade die erste Folge *-*
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Liebe Gabriella.
DAS ist ja gleich ein DOPPELTER Zufall! Ich habe für meine wöchentlichen Rezensionen zwei Rereads geplant und rate mal, welche Bücher das sein werden: „The Turn of the Screw“ und „The Haunting of Hill House“! Ich bin großer Fan des American Gothic und habe beide Werke schon für ein Seminar darüber gelesen. Absolute Klassiker in dem Genre. Die Serie um das Werk von Jackson habe ich bewusst umgangen, um mich nicht zu spoilern, aber mittlerweile könnte ich sie auch mal schauen.
Die Rezension für „The Turn of the Screw“ werde ich am Sonntag posten und ein bisschen die Besprechungen aus meinem Seminar von damals einfließen lassen. Eigentlich bin ich auch recht gespannt auf die neue Serie, aber als ich gelesen habe, dass die Handlung dafür in die Gegenwart versetzt wird… Mal schauen, da bin ich sonst nicht so der Fan von. 😉
Aber schau gern am Sonntag bei meiner Rezension vorbei, ich werde die englische Version lesen, die ich von damals noch habe. 🙂
Liebe Grüße
Alina
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Hallo Alina! 🙂
Das nenn ich wirklich einen schönen Zufall! Da muss ich dann auf jeden Fall bei dir lesen kommen =)
Die erste Spuk-Staffel ist ja ebenfalls in der heutigen Zeit angesiedelt, aber allein vom Look her passt sie hervorragend zu diesem alten Haus, diesen alten geistern und den alten geschichten. Ich bin mir sicher, dass die Macher das ebenso gut auch bei der zweiten Staffel hinbekommen haben, deshalb. … schau sie dir unbedingt an! Ich habe selten etwas so gut gemacht gruseliges gesehen. ♥
Alles Liebe!
Gabriela
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Das klingt tatsächlich nicht schlecht… Dann steht meine abendliche Unterhaltung für den heutigen Freitag schon mal fest! 😀 Wir lesen uns dann spätestens Sonntag wieder. 😉
Liebe Grüße
Alina
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Hallo Gabriela,
also, ich mochte das Buch richtig gern. Meine Erwartungen waren damals auch recht gering und ich habe mich bewusst auf den Klassiker eingelassen. Also, ich empfand es viel spannender als gedacht. Da fand ich den Hill-House-Spuk von der Atmosphäre her bescheidener.
Jedenfalls hast du deine Eindrücke schön in Worte gefasst.
Liebe Grüße,
Nicole
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Hallo Nicole!
So unterschiedlich ist die Wahrnehmung – und das find ich klasse 🙂 Mir gefiel bei Hill House, dass tatsächlich etwas passiert ist. Das Klopfen und Hämmern an den Wänden, das Verändern der Zimmer, der Garten und Nells eigene schwankende Wahrnehmung… Wie gesagt, James‘ Geschichte gefällt mir von der Idee her auch sehr, ich mag nur dieses Drumherumgerede einfach nicht. 😀
Liebe Grüße!
Gabriela
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Als ich das Buch das erste Mal gelesen hatte, fand ich es richtig spannend. Beim zweiten und dritten Lesen fand ich es sehr mau.
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Erstaunlich, dass du es überhaupt drei Mal gelesen hast =)
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Wie schon geschrieben, das erste Mal fand ich es extrem spannend, und wollte das Leseerlebnis wiederholen – was schiefging. Ich hatte auch beim zweiten Mal das Gefühl, dass es eine sehr unzuverlässige Erzählerin ist, ob sie sich in einen Wahn hineinsteigert, oder ob es wirklich Geister sind, ist ja gar nicht klar.
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Pingback: Reread – Henry James: „The Turn of the Screw“ – Nachtwandlerin – nightingowl
Hallo Gabriela!
Ich hatte das mit der neuen Staffel noch gar nicht mitbekommen. 😀
Und leider muss ich sagen, dass mir deine Rezension jetzt nicht so viel Lust auf das Buch machen, aber ich danke dir, dass ich wohl bald eine neue Staffel sehen werde. Hat sich also doch wie immer gelohnt bei dir vorbei zu stöbern. :-*
Liebe Grüße
Diana
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Hallo Diana!
Das tut mir wirklich leid mit dem Buch 😀 Aber es war halt einfach nicht so besonders. Aber auf die zweite Spuk-Staffel bin ich auch schon super gespannt 🙂 Ich heiße dich auf alle Fälle immer wieder herzlich be mir willkommen ♥
Alles Liebe !
Gabriela
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