Wenn aus Büchern Schätze werden.
Verstörend – aber auf andere Weise als gedacht!
Triggerwarnung: Vergewaltigung, Suizid
Werbung | Autor: Koji Suzuki | Titel: The Ring |
Übersetzung: Bernhard Liesen / Katrin Marburger |
Erscheinungsdatum: 1991 | Verlag: Heyne |
301 Seiten | Genre: Horror |
Sie hatte den Eindruck, als befände sich irgendetwas hinter ihr. Irgendetwas … mit Sicherheit kein Mensch. Plötzlich war die Luft um sie herum vom säuerlichen Gestank verwesenden Fleischs erfüllt.
(S.11)
Die junge Satoko stirbt in der Nacht an plötzlichem Herzversagen. Doch sie ist kein Einzelfall, auch drei ihrer Freunde verlieren zu diesem Zeitpunkt ihr Leben. Ein Zufall? Ihr Onkel Asakawa und zugleich Journalist spürt, das mehr an diesen Todesfällen dran sein muss. Sein Weg führt ihn zu einer Blockhütte in einem Ferienpark und dann zu einem geheimnisvollen Video. Nachdem er sich dieses Video ebenfalls angesehen hat, läuft seine Zeit ab. Noch 7 Tage.
The Ring ist vermutlich jedem ein Begriff, sofern er sich Anfang der 2000er für Horrorfilme interessiert hat. Auch heute noch gruselt es mich gewaltig, wenn ich an die schwarzhaarige Samara denke, die dank eines Videos ihr Unwesen treiben konnte. Wie also ist die Romanvorlage, die aus Japan kommt?
Tatsächlich konnte ich viele Parallelen zwischen dem (amerikanischen) Film und dem japanischen Buch entdecken. Allerdings auch einige Unterschiede. Die liegen weniger in dem Verlauf der Geschichte, als in so manchen abstrusen Gedankengängen, die die Protagonisten Asakawa und sein helfender Freund und Professor Ryuji äußern. Denn während die beiden der Spur des Mädchens Sadako folgen, die über übersinnliche Fähigkeiten zu verfügen scheint, offenbaren sich so manche Ansichten, die mich die Stirn runzeln ließen. Natürlich muss man vorweg sagen, dass mir schon des Öfteren aufgefallen ist, dass gerade in japanischen Büchern der Hang zur gezeigten Sexualität allgegenwärtig scheint. Doch wenn ich lesen muss, dass die Vergewaltigung einer Frau, die sich nicht dagegen gewehrt zu haben scheint, als „notwendiges Übel“ angesehen wird, oder wenn in Frage gestellt wird, ob man als Frau einfach nur nicht als Jungfrau sterben will, und sich deshalb – übersinnliche Fähigkeiten hin oder her – stillschweigend vergewaltigen lässt, dann wird es mir doch anders.
All diese Kleinigkeiten, die mal hier mal da scheinbar unverfänglich in den Kontext eingeflochten wurden, nahmen mir zunehmend den Spaß an diesem Buch. Sadako tat mir einfach nur noch leid, und ich konnte verstehen, wieso sie all ihren Hass und ihre Wut auf die Menschheit losgelassen hat. Das Ende hat es dagegen doch noch einmal ordentlich in sich, denn im Gegensatz zum Film, bei dem es reichte, eine Kopie des Videos anzufertigen, stößt Asakawa auf eine moralische Zwickmühle. Die Kopie eines Video hilft durchaus – allerdings muss diese dann auch angesehen werden.
Gute Ansätze, die zu gruseligen Filmen führten. Doch die Botschaften, die dazwischen hindurchschimmern, sind meines Erachtens nach äußerst fragwürdig. Ob ich mir jemals den zweiten Teil zu Gemüte führe, weiß ich wirklich noch nicht.
Idee ★★★★☆ ( 4 / 5 )
Handlung ★★★☆☆ ( 3 / 5 )
Charaktere ★★☆☆☆ ( 2 / 5 )
Sprache ★★★☆☆ ( 3 / 5 )
Gruselfaktor ★★★☆☆ ( 3 / 5 )
= 3 ★★★
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Oh je, dann werden das Buch und ich wohl auch so unsere Probleme haben. Da werd ich mir wohl erstmal Tabitha King gönnen.
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Könnte ich mir vorstellen, ja
aber ich bin schon jetzt gespannt, was du abschließend sagen wirst!
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Ein gut zusammengefasstes Fazit. Eieiei – die Japaner und ihre Literatur… 😆
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Kann man mögen – muss man aber nicht 😀
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Ach je, das klingt so gar nicht nach einem Buch für mich! Der Film hat mir eh schon gereicht… 😉
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Also ich bin auf gewisse Weise froh, das Buch gelesen zu haben, aber das eine Mal reicht voll zu, dann doch lieber den Film nochmal sehen 😅
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