[Grusel-Bingo] Chris Priestley – Onkel Montagues Schauergeschichten

Ganz schön unheimlich!

Werbung | Autor: Chris Priestley | Titel: Onkel Montagues Schauergeschichten |
Übersetzung: Beatrice Howeg |
Erscheinungsdatum: 2014 | Verlag: Oetinger |
224 Seiten | Genre: Kurzgeschichtensammlung / Horror |

Bewertung: 4.5 von 5.
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„Was für ein komischer Kauz“, sagte mein Vater eines Morgens beim Früstück.
„Wer?“, fragte meine Mutter.
„Onkel Montague“, antwortete er.
„Ja“, stimmte sie ihm zu. „Was macht ihr beide eigentlich den ganzen Nachmittag, wenn du ihn besuchst, Edgar?“
„Er erzählt mir Geschichten“, sagte ich.

(S.8)

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Inhalt

Edgar hat es sich zur Aufgabe gemacht, in den Ferien seinen Onkel Montague regelmäßig zu besuchen. Der Weg zu ihm führt durch einen finsteren Wald, einen finsteren Pfad entlang, und ist man einmal bei dem herrschaftlichen Haus angekommen, liegt auch dieses in finsterer Abgeschiedenheit. Aber Onkel Montague kennt die gruseligsten Geschichten, und allein für die lohnt sich ein Besuch allemal.

Rezension

Schön schaurig

Ich wünschte, ich hätte einen Onkel Montague! Einen Geschichtenerzähler, der mich an verregneten Nachmittagen mit allerhand gruseligen Geschichten unterhalten kann, bei denen ich glauben möchte, dass sie nicht wahr sind und bei denen mir doch die Haare zu Berge stehen. Nun, ich habe keinen solchen Onkel, aber ich habe dieses Buch. Und es hat mich köstlich gegruselt!

Während Edgar einen weiteren Nachmittag im Herrenhaus seines Onkels verbringt, fallen ihm nach und nach immer neue Gegenstände auf, die scheinbar willkürlich irgendwo platziert wurden. Und Onkel Montague kennt zu allen eine Geschichte, die er bereitwillig erzählt. Da hätten wir zum Beispiel einen goldenen Bilderrahmen, den die Mutter zweier Schwestern von einer Auktion mit nach Hause gebracht hat. Die Fotografie eines Mädchens verspricht der einen Schwester drei Wünsche, doch diese verhalten sich wie bei einer Affenpfote – man wünscht sich Glück und fordert damit ein böses Schicksal heraus. In manchen Geschichten sterben die Kinder, in manchen verfallen sie einem Wahn, der sie nie wieder normal werden lässt.

Am beeindruckendsten empfand ich die Geschichte über ein Fernrohr. Der Junge, der mit diesem Fernrohr auszog, um die weite Welt zu erkunden, fand am Ende sein eigenes Ich, ihm gegenüberstehend, gezeichnet vom Tod und ihm denselben bringend. Die eingefügten Illustrationen untermalen die Atmosphäre zusätzlich und heizen die (kindliche) Fantasie an.

Alle Geschichten handeln von Kindern und ihren Schicksalen und erst am Ende wird Edgar hinter das Geheimnis kommen, wieso sein Onkel alle diese Geschichten kennt. Ein großes Gruselvergnügen! Dabei empfand ich die Art der Erzählungen als sehr angenehm, denn über allem schien ein sepiafarbener Schleier zu liegen, der den Geschichten einen etwas antiquierten Hauch verlieh.

Fazit

Eine Kurzgeschichtensammlung mit einem übergreifenden Handlungsrahmen, die uns in all die kleinen und großen gruseligen Abenteuer mitnimmt, die einem Kind so widerfahren könnten. Geeignet für regnerische Nachmittage mit Tee und einer Zuckerdose, die sich immer wieder fast von allein wieder auffüllt.

Bewertung im Detail

Idee ★★★★★ ( 5 / 5 )

Handlung ★★★★☆ ( 4 / 5 )

Charaktere ★★★★☆ ( 4 / 5 )

Sprache ★★★★★ ( 5 / 5 )

Gruselfaktor ★★★★☆ ( 4 / 5 )

= 4.4 ★★★★

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12 Comments on “[Grusel-Bingo] Chris Priestley – Onkel Montagues Schauergeschichten

  1. Hallo Gabriela,
    ich war sehr gespannt auf deine Rezension, denn ich habe den ‚Onkel‘ und seine Gruselgeschichten auch vor Kurzem gelesen und abgebrochen. Von den ersten Geschichten war ich ebenso fasziniert wie Du und habe die feine, unterschwellige Atmosphäre genossen. Bis ich zu der Geschichte kam, in der extrem Grausamkeit gegen Tiere ausgeübt wurde (Ich drücke das man allgemein aus, um niemanden zu triggern). Das war mir deutlich to much. Vielleicht habe ich persönlich da eine kurze Geduldsleine, aber ich möchte sowas in Büchern für Kinder/Jugendliche nicht lesen. Just my 2 Cents. In der Gesamtschau eine gute Grundidee mit zahlreichen guten Erzählansätzen
    Liebe Grüße, Jürgen

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    • Hallo Jürgen!
      Ja, davon hatte ich schon gehört mit deinem Abbruch. Ich weiß auch genau welche Szene du meinst, und ich bin auch absolut gegen Gewalt an Tieren in jeglicher Hinsicht. Allerdings wurde auf diese Szene nicht groß eingegangen im Buch und in den folgenden Geschichten finden auch keine Tiere mehr statt, von daher konnte ich darüber hinwegsehen. Genauso müsste man dann drüber nachdenken, wie viele blutige Verletzungen in ein Buch ab 12 Jahren gehören. Auf der anderen Seite sind es eben Schauergeschichten, und ich möchte glauben, dass Kinder, die von Geistern und Spukgestalten lesen, auch differenziert zu dieser einen Szene stehen können.

      Liebe Grüße!
      Gabriela

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      • Hallo nochmal,
        ja, wie gesagt. Ich hab da vllt eine persönlich kurze Geduldsleine und es war wohl auch die Überraschung, mit der die Grausamkeit so über mich bzw. den Leser herfiel. Und alle anderen Geschichten vorher fand ich auch okay und würde ich auch ohne jedes Zögern Kindern ab 12 zu lesen geben. Das ist für mich so ein klassischer Fall von Triggerwarnung. Dann kann man über solche Stellen hinweglesen. Ich selbst denke für mein nächstes Buch sehr intensiv über Tw nach, nach dem Erlebnis mit dem Onkel noch einmal mehr.
        LG, Jürgen

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    • gut, dass Du das ansprichst, Jürgen. Welche der Geschichten war das? Ich tu mich auch immer sehr schwer damit, wenns um Tiere geht. Ist verrückt, Menschen kann alles mögliche grausame passieren, aber Tiere, Kinder und alte Leute….das geht mir immer extrem nahe. Buch steht trotzdem auf meiner Liste.

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      • Die Geschichte nennt sich Opfergaben. Die Szene an sich ist wirklich ganz kurz gehalten – ich mag sowas auch gar nicht, aber hier wurde wirklich nicht groß drauf eingegangen.

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  2. Hallo!
    Ich kann dir nur zustimmen, ein ganz wundervoll schauriges Buch! 🙂
    Mir hat es damals auch sehr gut gefallen und vor allem die Bilder zu den Geschichten.
    Eine sehr schöne und passende Rezension von dir.
    Liebe Grüße
    Diana

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      • Hallo Ihr Lieben,
        da würde ich gern eine Frage hineinschieben. Würdet Ihr generell gern mehr Illustrationen in Büchern sehen oder beschränkt auf bestimmte Genre? Konkret überlege ich seit mindestens einem Jahr, ob nicht vier oder fünf einseitige Illustrationen / Zeichnungen nicht auch in Kriminalromanen ankommen würden. Hm… Einerseits reizt es mich total, sowas auszuprobieren, aber das kostet ja auch Geld und wenn die Leser es dann womöglich uninteressant oder doof finden?
        LG, Jürgen

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      • Huhu Jürgen!
        Also ich fände Illustrationen generell ziemlich toll in Büchern, egal in welchem Genre. Ich liebe zB auch meine alten Austen–Ausgaben, weil hier und da Federzeichnungen zu finden sind. Das gibt Büchern das gewisse Extra ❤️ ich wäre fürs ausprobieren!

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      • Hallo!
        Ich bin auch generell für Illustrationen, wie Gabriela schon sagt gibt es den Büchern das gewisse Etwas. Es müssen ja auch nicht viele sein, aber hier und da eine kleine Unterstreichung ist echt super und sieht toll aus. 😀
        Liebe Grüße

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