[Rezension] Anja Jonuleit – Die fremde Tochter

Manchmal ein bisschen schwerfällig, aber trotzdem sehr lesenswert.

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Werbung | Autor: Anja Jonuleit | Titel: Die fremde Tochter |
Erscheinungsdatum: Januar 2013 | Verlag: dtv|
400 Seiten | Genre: Roman|

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Vergeblich versuchte sie das Ungeheuerliche zu begreifen. Sie hatte gespürt, all die Jahre, dass es da etwas Schlimmes gab, das man ihr verheimlicht hatte. 

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Inhalt

1978. Émilie Berwanger ist die Erbin des großen französischen Tee-Imperiums Thes-des-Anges. Doch diese Rolle behagt ihr nicht, mit Tee kann sie nichts anfangen. Lieber will sie ihren Weg in der Kunstszene finden. Doch Émilie ist eine zarte Person, von innen und außen, und sie gerät schnell in einen Sumpf aus Drogen und Einsamkeit. Um Émilie vor sich selbst zu schützen, verfrachtet ihre Mutter sie nach China auf eine Teeplantage. Hier soll sie die Arbeit mit Tee lernen, von der Pieke auf, und von innen heilen. Doch dann lernt sie Cho kennen.

2012. Cho führt ein Teehaus in Paris. Er hat seine große Liebe nie verwunden, doch mittlerweile alle Hoffnung auf ein Wiedersehen fahren lassen. Aber dann steht eines Tages Lin in seinem Teehaus und behauptet, seine Tochter zu sein. Als sie kurz danach wie vom Erdboden verschluckt wird, ist es für Cho an der Zeit, ein paar Nachforschungen zu betreiben. Und was er findet, ist eine schlimme Geschichte aus Hass, Trauer, Wut und … Rache.

Rezension

In der Welt des Tees

Die fremde Tochter ist nun mein drittes Buch von Anja Jonuleit. Typisch für ihre Bücher ist das außergewöhnliche Setting, in das sie ihre Geschichten packt. Dieses Mal folgen wir einer Geschichte, die sich zwischen Paris und Yunnon abspielt, eine Geschichte, in deren Mitte wir immer wieder Tee in all seinen Formen vorfinden.

Und wir lernen wirklich viel über Tee. Von der Pflückung bis zur Röstung, von Zeremonien, um den Tee aufzubrühen bis hin zu außergewöhnlichen Teesorten wie die Silver Needles, die lediglich 6 Sekunden lang ziehen sollten, um den Tee nicht zu verderben.

Und dann ist da natürlich noch der rote Faden, dem wir folgen. Émilies leidvoller Weg, der von Unsicherheit, seelischer Krankheit und unbändiger Trauer gezeichnet ist. Und den Cho erst Jahre später aufzudecken vermag. Ich mochte den steten Wechsel zwischen beiden Charakteren, war jedoch mit der Zeit ein wenig frustriert über die beständigen Wiederholungen des Erfahrenen. Die Fäden waren wirklich verknotet und es war gut, hin und wieder nochmals alle Knotenpunkte zu betrachten, jedoch nicht unbedingt innerhalb von wenigen Seiten. Andererseits kam mir genau das bekannt vor. Denn in der asiatischen Literatur findet man auch immer wieder das Werkzeug der Widerholung. Vielleicht also hat die Autorin es ganz bewusst eingebaut?

Der Fall, so möchte man es wirklich nennen, wurde immer nebulöser, bis endlich Licht ins Dunkel fand. Denn es geht um die große Liebe und um unüberwindbaren Verlust. Es geht darum, wie sehr ein Mensch in Depressionen abgleiten kann und wie es sich für ihn anfühlt, wenn sich die Familie von einem abzuwenden scheint. Es geht um versteckte Gräuel und scheinbare Heilun, und es geht vor allem um Rache und das alles zusammengepackt in einem schier unübersichtlichen Chaos, das erst Stück für Stück aufgedröselt werden kann. Das Ende kam dann meiner Meinung nach ziemlich abrupt nach all den Wiederholungen und ließ mich etwas ratlos zurück. Trotzdem war ich gern in Paris unterwegs,  und folgte den Spuren und Bildern Émilies.

Fazit

Ein interessantes Setting, ein verworrenes, schreckliches Schicksal und sympathische Hauptfiguren. Jedoch ist dieses Buch in meinen Augen schwächer als andere Bücher der Autorin. Wer sich jedoch in der Welt des Tees zuhause fühlt, der kommt auf seine Kosten.

Bewertung im Detail

Idee ★★★★☆ ( 4 / 5 )

Handlung ★★★☆☆ ( 3 / 5 )

Charaktere ★★★★☆ ( 4 / 5 )

Sprache ★★★★☆ ( 4 / 5 )

Emotionen ★★★★☆ ( 4 / 5 )

= 3.8 ★★★★

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One Comment on “[Rezension] Anja Jonuleit – Die fremde Tochter

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