[Abgebrochen] Marlon James – Schwarzer Leopard, roter Wolf

So viele gute Stimmen im Voraus – so große Enttäuschung bei mir.

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Werbung | Autor: Marlon James | Titel: Schwarzer Leopard, roter Wolf |
Übersetzer:  Stephan Kleiner |
Erscheinungsdatum: Oktober 2019 | Verlag: Heyne Hardcore|
832 Seiten | Genre: Fantasy |

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schnörkel

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„Die Hyäne war nie ein besonders unvergessliches Tier.“
„Lasst mich ihm etwas geben, woran er sich erinnern wird“, sagte die Junge.
„Wer erinnert sich schon an eine Hyäne? Ihr seht aus wie der Kopf eines Hundes, der sich aus dem Arschloch einer rückwärts laufenden Katze schiebt.“

(S. 248)anführung_oben

Inhalt

Sucher, der Jäger mit dem besonderen Sinn, wird vor seine schwierigste Aufgabe gestellt. Er muss einen Jungen aufspüren, der vor drei Jahren spurlos verschwand. Seine Fährte führt ihn durch Wälder und Städte, zu Gestaltwandlern, Ausgestoßenen und Hexen. Aber kann er den Jungen retten und die Welten wieder in Einklang bringen? (Klappentext laut Verlag)

Rezension

Um Himmels Willen

Nun, es kann einem wahrlich nicht jedes Buch gefallen, nicht wahr? Manche klingen gar nicht so großartig und sind es dann aber, andere wiederum werden als fantastisch angepriesen, als Revolution!, und sind es dann eben doch nicht. Nicht in meinen Augen, zumindest was Marlon James‘ Werk Schwarzer Leopard, roter Wolf betrifft. Ihr seht, ich kann nicht mal eine eigene Inhaltsangabe zusammenfassen, weil ich tatsächlich kaum verstanden habe, worum es eigentlich genau geht bei dieser Geschichte. Ein junger Mann, zu Beginn scheinbar noch ein Knabe, läuft von seinem Zuhause in der Stadt davon, um fortan im Busch zu leben. Dort findet er zufällig seinen Onkel, doch bald schon führt ihn sein Weg zu einer Sumpfhexe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kinder um sich zu versammeln, die andernfalls verstoßen oder getötet worden wären. So weit, so gut.

Doch die Erzählweise des Autors behagte mir von Anfang an nicht. Offenbar erzählt er seinem Gefängniswärter von seinem vergangenen Leben, denn er spricht den Priester und Inquisitor persönlich an. Dabei kommt es immer wieder vor, dass er uns Geschichten in Geschichten serviert, zerstückelt und zerhackt, denen scheinbar der rote Faden fehlt. Tauchte eine neue Person auf, habe ich sie auf der nächsten Seite schon wieder verloren, gelöscht, aus dem Kopf verbannt. Wenn nun aber wenigstens die Sprache gut gewesen wäre, so dass man der Geschichte gerne folgt, ich hätte darüber vielleicht hinwegsehen können. Doch auch wenn Salman Rushdie vom Time Magazine dem Buch eine außergewöhnliche Sprachgewalt zugesprochen hat, so konnte ich sie einfach nicht finden, außer womöglich im wortwörtlichen Sinn. Die Sätze sind abgehackt und teilweise sehr holprig, die Sprache roh und bestenfalls vulgär zu nennen. Langwierige und sich im Kreise drehenden Gespräche ziehen die sowieso schon unübersichtlichen Geschehnisse noch zusätzlich in die Länge und vor lauter obszönen Aussprüchen fühlt man sich eher in die Gespräche mancher Teenagergruppen hineinkatapultiert als ins fantastische Afrika.

Manche Abschnitte waren durchaus lesenswert, und haben mich immerhin bis Seite 330 durchhalten lassen, doch nachdem mich das Buch bis in meine Träume hin verfolgt hat, habe ich es nun doch abgebrochen. Vielleicht bin ich einfach nicht die richtige Zielperson für dieses Werk, das schon mancher als ‚afrikanisches Game of Thrones‘ bezeichnet hat – was ich bis zu diesem Zeitpunkt nun so gar nicht nachvollziehen konnte.

Fazit

Der Heyne Hardcore Verlag sagt von sich selbst, dass er keinen Mainstream verlegt, und das ist ihm mit diesem Titel mehr als gelungen. Wer Freude an verschachtelten Geschichten, roher Sprache und wenig Anstoß an immer wiederkehrenden, teils recht merkwürdigen, Sexualpraktiken und blutigen Szenen nimmt, der hat sicher mehr Spaß an diesem Buch als ich.

Bewertung im Detail (bis Seite 330)

Idee ★★★★☆ ( 4 / 5 )

Handlung ★★☆☆☆ ( 2 / 5 )

Charaktere ★★☆☆☆ ( 2 / 5 )

Sprache ★☆☆☆☆ ( 1 / 5 )

Emotionen ★☆☆☆☆ ( 1 / 5 )

= 2 ★★

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Vielen Dank an den Heyne Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

Und lieben Dank auch an Bella von Bellas Wonderworld für das gemeinsame Durchackern des Buches! ❤︎

24 Comments on “[Abgebrochen] Marlon James – Schwarzer Leopard, roter Wolf

  1. Liebste Gabriela,

    es wahr mir eine Freude das Buch mit dir zu lesen, auch wenn es leider nicht das gehalten hat, was es auf den ersten Blick versprach.

    Bei deinen Worten kann ich nur zustimmend nicken. Ich kann wohl von Glück sagen, dass ich zumindest irgendwann einen Hauch von Zugang in diese zerhackstückelte Welt gefunden habe. Meine Rezension wird auch in den nächsten Tagen online gehen – dann verlinke ich deine gerne 😉

    Komm gut durch den Donnerstag!

    Herzliche Grüße
    Bella

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    • Liebste Bella!
      Und ich bin mächtig stolz auf dich, dass du es dann auch durchgezogen hast! Ich bin auf jeden Fall gespannt, was du abschließend dazu schreiben wirst und verlinke dich dann natürlich sehr gern auch ♥

      Bald ist Wochenende! =)

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    • Liebe Bella,
      da bin ich aber gespannt auf deine Gründe, warum du letztendlich durchgehalten hast.

      Liebe Grüße,
      Nico

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      • Lieber Nico,

        meine Rezension wird auch demnächst erscheinen (ich muss noch ein paar Bilder dazu machen….), aber ich kann dir bereits jetzt schon meinen Grund bzw. Gründe nennen, warum ich weitergelesen habe. Zum einen gab es zwischendurch immer mal wieder Abschnitte in denen Marlon James sein Können durchblitzen lässt und nachdem ich nach ca. 300/350 Seiten zumindest einen Zugang zur Geschichte gefunden hatte, wollte ich unbedingt herausfinden was das Buch noch bereithält.

        Trotzdem bin ich auch sehr enttäuscht von der Sprache und hätte mir vielmehr Struktur und weniger Längen erhofft.

        Liebe Grüße
        Bella

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  2. Schade, dass ich das Buch so enttäuscht hat. Und ja, es wurde im Vorfeld extrem gefeiert – nicht zuletzt durch den Erfolg von Marlon James Vorgänger. Auch ich bin seit der Ankündigung des Buches vor ein oder zwei Jahren neugierig, weil ich gerne Fantasy mit Wurzeln in der afrikanischen Kultur lesen wollte. Manchmal setzt sowas aber auch zu hohe Ansprüche (ich war zum Beispiel extrem enttäuscht von Nnedi Okorafors „Lagune“).

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    • Ich glaube, es liegt nicht mal an hohen Erwartungen, die ich an das Buch gehabt haben könnte. Selbst wenn ich völlig unbedarft an die Geschichte herangegangen wäre, hätte mir die Sprache partout nich gefallen, oder das Zerhackstückeln einer Geschichte in Bruchstücke und Widersprüchlichkeiten. Aber ich gebe dir auf jeden Fall Recht, dass das ein weiterer Punkt sein könnte, um das Buch möglicherweise nicht zu mögen.
      Interessant ist auch, dass in der Spiegelrezension gesagt wird, dass auch in Amerika zB die Pressestimmen allesamt positiv ausgefallen sind, während das Buch beim „normalen“ Leser unten durch fiel.

      Liebe Grüße!
      Gabriela

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      • Ich staune ja irgendwie, dass das Buch bei der Presse so gut ankam, wenn das Gros der Leserschaft so viele Schwachstellen (sprachlich und inhaltlich) findet. Bei solchen großen Differenzen zwischen Feuilleton und Publikum frage ich mich immer ein wenig, woran die Journalisten ihr Lob festmachen bzw. was zu diesen großen Unterschieden führt.

        Ich werde das Buch sicher trotzdem irgendwann lesen, weil meine Neugier doch zu groß ist, aber die Kritik hält meine Erwartungen nun auf niedrigem Niveau.

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      • Ich habe mich beim lesen tatsächlich auch mehrfach gefragt, ob die lobenden Stimmen ein anderes Buch gelesen haben als ich, oder ob ich das Buch einfach nicht verstehe, vllt nicht auf dem intellektuellen Stand bin, um es wirklich würdigen zu können (obwohl ich mich nicht gerade für dumm halte…) Vllt liegt es auch daran, dass das Feuilleton etwas intelligentes hineinlesen will, wenn es fernab des Mainstreams ist. Wer weiß. Ich wünsche dir auf jeden Fall gutes Gelingen, wenn du dich diesem Buch widmest.

        Liebe Grüße!
        Gabriela

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      • Liebe Gabriela,

        „Vllt liegt es auch daran, dass das Feuilleton etwas intelligentes hineinlesen will“
        Ich fürchte ja, dass du damit sogar recht hast. Marlon James hat mit seinen bisherigen Büchern ja die leider noch sehr verbreitete Teilung in E- und U-Literatur durchbrochen. Ein Fantasyroman von einem Autor, der zuvor den Man Booker Prize gewann – ich glaube, dass da womögliche manche Kritiker wirklich etwas in „Schwarzer Leopard …“ sehen wollte, das nicht unbedingt da ist.

        Liebe Grüße und einen gemütlichen Sonntag!
        Kathrin

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  3. Liebe Gabriela,
    oh wie schön. Glückwunsch zu deinem Entschluss, das Buch abzubrechen. Verrückt, dass du mehr als 300 Seiten ausgehalten hast. Ich hatte viel über „Schwarzer Leopard, Roter Wolf“ gelesen und gehört, es wurde im englischsprachigen Raum ziemlich offensiv beworben. Allerdings konnte ich allein mit der Inhaltsangabe schon überhaupt nichts anfangen und habe nie die Sehnsucht verspürt, mich in das Buch hineinzuwagen.
    Nach deiner Rezension bin ich nun sehr froh. Ganz ehrlich, Vulgarität kann, im richtigen Maß und an den richtigen Stellen eingesetzt, durchaus für Authentizität und Schockeffekte sorgen. Wenn sie allerdings über alle Maßen und ohne jeden Zweck eingesetzt wird, wie du es beschreibst und wie man auch an dem Zitat sehen kann, dann ist sie doch eher… abstoßend.
    Vielen Dank für deine Rezension.

    Liebe Grüße,
    Nico

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    • Lieber Nico!
      Ach, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, so dass ich immer dachte, na vllt wird das nächste Kapitel ja endlich besser, oder das nächste… Na ja. Ich wollt es echt gern mögen, allein weio es viel zu wenig afrikanische Fantasywelten gibt. Aber dieses zusammengeschusterte, unschön geschriebene, es hat einfach nicht sollen sein.

      Liebe Grüße!
      Gabriela

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  4. Hallöchen,
    nachdem ich das Buch mehrfach in der Hand hatte und es doch irgendwie immer wieder weggelegt habe, bin ich jetzt, ehrlich gesagt, froh, es weder mitgenommen noch bestellt zu haben. Es klingt echt so, als wäre das Buch nichts für mich.

    Übrigens finde ich es super, wie sachlich das Ganze begründet ist. So was schätze ich extrem!

    Liebe Grüße
    Anna

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    • Huhu Anna!
      Ich denke, am Ende hast du nichts falsch gemacht. Das Buch ist sicherlich für einige ausgewählte Leser ein Highlight, nur weiß ich nicht, was man genau dafür mitbringen muss. Ich hatte es jedenfalls nicht.

      Dankeschön! Ich will es ja nicht schlecht reden am Ende, ich persönlich kam nur einfach nicht damit zurecht.

      Liebe Grüße!
      Gabriela

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  5. Liebe Gabriela,
    ich wusste schon beim Cover und Klappentext, dass das Buch nichts für mich sein würde, aber ich finde es trotzdem gut, dass du eine Abbruch Rezension geschrieben hast und kann die so auch komplett nachvollziehen.
    Liebe Grüße
    Yvonne 🙂

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    • Hallo Yvonne! 🙂
      Ich hatte wirklich einige Hoffnung in dieses Buch gesetzt, schon allein weil mich das afrikanische Setting sehr interessiert. Allerdings war die Umsetzung dann… Na ja. 😅

      Liebe Grüße!
      Gabriela

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  6. Ehrlich gesagt finde ich das Zitat nicht so prickelnd, da war für mich schon klar, dass ich das Buch nicht meins wäre. 330 Seiten durchhalten, Wahnsinn, du hast meinen allergrößten Respekt. Ich entscheide meistens bereits nach 50 Seiten, ob ich ein Buch weiterlese oder nicht und manchmal reicht noch weniger.

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    • Hallo Nadine!
      Das Zitat ist mit Absicht gewählt, um den herrschenden Ton des Buches zu verdeutlichen. Wobei diese Aussage noch eine der harmloseren ist, manchmal war es wirklich einfach nur unerträglich vulgär.
      Es gibt Stellen, die lesenswert sind, wo die Geschichte auch Spaß gemacht hat und man das Talent des Autors durchaus auch gemerkt hat – er wird schließlich nicht umsonst diesen Man Booker Prize gewonnen haben. Vielleicht habe ich deshalb auch immer noch ein Kapitel mehr drangehangen, in der stillen Hoffnung, endlich den Zugang zum Buch zu finden.

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      • Ja genau, ein etwas harter Ton und sehr vulgäre Sprache, so würde ich das Zitat beschreiben und damit kann ich mich gar nicht anfreunden 🙂 Deswegen finde ich es gerade gut, das du so eins gewählt hast!

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  7. Ahoi Gabriela,

    ja nein, ich brauche keine verschachtelten Geschichten, rohe Sprache und immer wiederkehrende, teils recht merkwürdige, Sexualpraktiken und blutige Szenen. I´m out. Mich hatte das Buch ja anfangs angesprochen, aber wegen „Heyne HARDCORE“ hatte ich mich dann doch dagegen entschieden. Glücklicherweise!

    Liebe Grüße
    Ronja von oceanloveR

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    • Huhu Ronja!
      Da hast du wirklich nichts verkehrt gemacht! Macht aber nichts, das Buch wird schon seine Fans finden, da bin ich mir fast sicher – nur ich zähle eben nicht dazu. 🙂

      Liebe Grüße!
      Gabriela

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      • … das ist ja das Schöne am Lesen: Durch die verschiedenen Geschmäcker ist für jede*n was dabei 😀

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