Wenn aus Büchern Schätze werden.
Geschichtsstunden, die mal mehr mal weniger imposant daherkommen.
Werbung | Autor: George R.R: Martin | Titel: Blut und Feuer |
Erscheinungsdatum: November 2017 | Verlag: penhalion | 896 Seiten | Genre: Historie| Reihe: Band 1 von 2
Die Targaryen entstammen reinstem valyrischen Blut und waren Drachenherren eines alten Geschlechts. Zwölf Jahre vor dem Verhängnis von Valyria (114 v.A.E.) verkaufte Aenar Targaryen seine Besitzungen im Freistaat und in den Ländern des Langen Sommers und zog mit seinen Gemahlinnen, seinem ganzen Besitz, allen Sklaven, Drachen, Geschwistern,Kindern und Verwandten nach Drachenstein, einer trostlosen Inselzitadelle unter einem rauchenden Berg in der Meerenge.
(S. 12)
300 Jahre bevor Robert Baratheon den Eisernen Thron erklimmt, erobert Aegon der – ja – Eroberer Westeros mit all seinen Königreichen und vereint sie zu einem einzigen. Die Jahre sind kriegsreich, blutig, ruhige Nächte sucht man vergebens. Von einem Erzmaester aufgeschrieben, von George R.R. Martin transkribiert, erhalten wir Einblick in drei Jahrhunderte der Herrschaft der Targaryens, die mit ihren Drachen die ganze Welt in Atem hielten.
Zugegeben, wenn es heißt, George Martin schreibt wieder über Westeros, so bin ich gleich ganz hellhörig. Viel zu lange wartet man schon auf die heißersehnte Fortsetzung Winds of Winter zur Hauptreihe vom Lied von Eis und Feuer. Doch nun beglückt uns der Autor erst einmal mit geballtem Geschichtswissen aus Westeros.
Obwohl beglücken nicht immer das richtige Wort bei diesem Buch ist. Denn auch wenn ich Martins Stil nach wie vor sehr mag, so fiel es mir doch zuweilen sehr schwer, den vielen Namen und Gegebenheiten, Schlachten und Intrigen zu folgen, die da Knall auf Fall auf mich hernieder prasselten. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht alles in chronologischer Reihenfolge erzählt wird, sondern man auch in späteren Kapiteln nochmal auf frühere Ereignisse hingewiesen wird – und die bei knapp 900 Seiten dann zeitlich einzuordnen, dafür war ich scheinbar nicht geeignet genug. Es ist unglaublich, wie sehr Martin in seiner eigenen Welt steckt, wie detailliert er die einzelnen Häuser Westeros‘ zurück ins Leben ruft. Wer sich nicht von zahlreichen Schlachten abschrecken lässt, der ist hier sicherlich bestens beraten. Er schafft ein Universum, dass mindestens so blutrünstig daherkommt wie es unserem eigenen Mittelalter entspricht. Niemandem kann man so recht über den Weg trauen, alle sind auf ihre eigenen Belange bedacht. Da nicht den Überblick zu verlieren, ist nicht immer einfach. Hilfreich ist auf jeden Fall der aufklappbare Stammbaum, der sich auf der Rückseite des Buchumschlages befindet.
Zwischen all den Taten gibt es eher selten wörtliche Rede und die Monotonie der Ereignisse trug zuweilen dazu bei, dass ich manche Abschnitte eher quer las. Man darf hier nicht erwarten, dass man einen spannungsgeladenen Roman wie bei der Hauptreihe vorfindet. Doch auch hier verbergen sich interessante, abstruse, ja, spannende Erlebnisse, die man schnell überblättern könnte. Das Durchhalten lohnt sich, wenn auch eher für eingefleischte Fans, denen auch das Silmarillion von Tolkien Spaß bereitet. Ein wenig Auflockerung bringen die zahlreichen schwarzweißen Illustrationen, die vielen Charakteren ein Gesicht verleihen.
Wer nach belletristischer Spannung sucht, der sollte vielleicht nicht zu Feuer und Blut greifen, denn es ist und bleibt eine Historie, bei der die Ereignisse aus dreihundert Jahren Herrschaft der Targaryens erzählt werden. Wer aber nach Hintergrundinformationen lechzt und nicht genug von Westeros und schon gar nicht von den legendären Targaryens bekommen kann, der sollte zugreifen.
Idee ★★★★☆ ( 4 / 5 )
Handlung ★★★★☆ ( 4 / 5 )
Charaktere ★★★★☆ ( 4 / 5 )
Sprache ★★★★☆ ( 4 / 5 )
Emotionen ★★★☆☆ ( 3 / 5 )
= 3.8 ★★★★
Herzlichen Dank an den penhalion Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!
Bore da, Gabriela.
Den Band als Roman lesen zu wollen, mag sicher der falsche Ansatz sein; ist er doch – wie Du schreibst – mehr „Silmarillion“ als „Herr der Ringe“. Und ich denke, Martin & Mitarbeiter werden durch seine Materialsammlung gegangen sein, um die „Fakten“ hinter einen Buchdeckel zu bringen. So besehen ist die erklärte Nähe zu einem Geschichtsbuch zielführend.
Für viele Fans mag bereits der Prachtband (bei Dir im Regal, hinter dem besprochenen Buch) ausreichend viel Hintergrund sein.
„Macht ist kein Wert – nur ein siecher Tod.“
(Myrelle Minotier)
bonté
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Natürlich ist das der falsche Ansatz, dafür ist das Buch auch nicht gedacht. Aber auch geschichtliche Bücher können einen Hauch mehr vertragen als „X erschlug Y im Kampf Z, um A zu erobern.“ Nicht, dass das Buch durchgehend so geschrieben wurde, aber manchmal kam es mir eben doch so vor.
Liebe Grüße
Gabriela
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…stimmt, Geschichte kann spannend beschrieben werden. Dafür wird dann wohl streckenweise keine Zeit mehr übrig gewesen sein.
Dein „X erschlug Y“ erinnerte mich eben spontan an einen religiösen Text, in dem ellenlang Auflistung findet welcher Mann angeblich welchen Sohn zeugte undsoweiter. Dramaturgisch auch nicht weiter einfailsreich. Wobei netterweise die theoretisch beteiligten Frauen großzügig ausgespart bleiben.
Männer eben! 🙂
bonté
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Ich hab alle Bände gelesen. NAja eigentlich hab ich sie verschlungen. 🤗
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Ich auch, trotzdem war mir das hier dann doch ein wenig viel Hintergrund. 😅
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Vielleicht fand ich eben das so toll weil ich zuvor nen Serienmarathon (mich hat das ganze Theater darum vorher nie interessiert) mit GoD hinter mir hatte
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