Der erste Weltkrieg ist vorbei, die Opfer wurden begraben, das alte Leben verabschiedet. Das eigene Land wieder aufbauen zu müssen, zehrt an den Nerven aller Überlebenden. Als in den 20ern endlich der wirtschaftliche Aufschwung kommt, beginnt die Welt zu schillern.
Die Reichen und Schönen kehren langsam zu ihrem alten Leben zurück, doch auch die junge neue Generation bekommt Aufwind. Getragen von jazziger Musik und spritzig frecher Mode, bringen die Jahre zwischen 1924 und 1929 die Menschheit zum Beben. Alte Konventionen werden überworfen, neue Gedanken breiten sich aus. Glitzernde Parties werden gefeiert, um mit neuem Prunk altes Leid zu vergessen.
Seid ihr nun so richtig in glamouröser Laune? Ja? Wollt ihr etwas von diesem Lebensgefühl der goldenen 20er selbst einatmen? Dann habe ich drei Bücher für euch, die ihr euch keinesfalls entgehen lassen solltet. Lasst uns diese mondäne Zeit zusammen erleben, in Afrika, England und Amerika.

Kat Gordon – Kenia Valley

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Ich fühlte mich magisch angezogen von den beiden Personen, die dort saßen, und scherte mich nicht darum, dass sie in ein Gespräch vertieft waren und dass ich außer meiner Badeshorts nichts anhatte.
(S.22)![]()
Der fünfzehnjährige Theo siedelt mit seiner Familie in das kolonialisierte Kenia über. Schon bald lernt er Freddie und Sylvie kennen, zwei äußerst extrovertierte Personen, die ihm in weit mehr überlegen zu sein scheinen als nur das Alter betreffend. Theo lässt sich vom Charme Freddies einfangen, jugendliche Liebe entflammt in seinem Herzen für die begehrenswerte Sylvie. Er findet Freunde in dieser exquisieten Clique, die das Happy Valley Set bildet. Champagner fließt in Strömen und bald schon wirft Theo seine kindlichen Bedenken über Board und überlässt sich ganz dem goldenen Gefühl der Zwanziger.
Doch dieses Leben in Kenia bietet mehr als Glitzer und Glamour, endlose Parties und Geld im Überfluss. Es zeigt auch die harten Seiten des Lebens, verdeutlicht, wo das Land steht und wo es hin will.
Ein historischer Roman, der die bessere Gesellschaftsschicht außerordentlich gut portraitiert und dabei nicht aus den Augen verliert, was es für die Einheimischen bedeutete, hier zu leben.

Hazel Gaynor – Das Mädchen aus dem Savoy

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„Sie und Perry sind sich aus irgendeinem unerklärlichen Grund über den Weg gelaufen. Ich helfe Ihnen, weil Sie ihm helfen, und Sie beide helfen wiederum mir.“
(S.380)![]()
Man nehme ein bisschen Aschenputtel und ein wenig My Fair Lady und erhalte … Das Mädchen aus dem Savoy!
Dieser Roman spielt im England der 20er Jahre. Im Gegensatz zur High Society im Kenia Valley begleiten wir hier Dorothy – Dolly – Lane auf ihrem Weg von ganz unten nach … ja, ganz nach oben? Sie ist ein Mädchen aus einfachem Hause, arbeitet vor dem Krieg als Dienstmädchen, verliert einen Geliebten an den Krieg. Danach zieht es sie nach London, sie ist zu höherem bestimmt, glaubt sie. Sie übt fleißig die Tanzschritte der großen Tänzerinnen und träumt von einem Leben auf der Bühne. Doch sie ist nur ein Dienstmädchen im Hotel Savoy, einem Luxushotel zugegebenermaßen, aber nur ein Glied am Ende der Kette. Doch sie lernt durch Zufall einen Komponisten mit Anlaufschwierigkeiten kennen und ihr Schicksal nimmt einen Lauf, der so vielleicht nicht vorherbestimmt war.
Das Mädchen aus dem Savoy ist ein sogenannter Angestelltenroman, dessen Genre schon in den 20ern sehr publik war. Aus Sicht Dollys begleiten wir sie auf ihrem Weg, nehmen die Gepflogenheiten der Menschen um uns herum auf, lernen mit täglichen Demütigungen umzugehen, verlieren nie die Hoffnung. Ja, Hoffnung ist das Leitwort, das dieses Buch trägt. Denn Dolly gibt sie nie auf, sie glaubt an ihre Träume, die Hoffnung hilft ihr zu überleben. Abwechselnd mit anderen Charakteren bekommt der Leser einen großen Einblick in die damalige Zeit, ihre Gedanken und Gefühle.
Sehr schön fand ich, dass das Ende nicht ganz so vorhersebar gestaltet wurde, wie zuerst befürchtet. Es ist ein leichter Roman, der manchmal ein wenig zu viel Poesie wollte für meine Begriffe, der aber trotzdem ein wunderbares Gefühl im Herzen hinterlässt.

F. Scott Fitzgerald – Der große Gatsby

„Gatsby. Man hat mir erzählt …“
Die beiden Mädchen und Jordan steckten vertraulich die Köpfe zusammen.
„Man hat mir erzählt, er soll mal jemanden umgebracht haben.“
Ein Schauder durchfuhr uns alle. Die drei Mr Mumbles beugten sich vor und lauschten begierig.
„Das glaube ich nicht so recht“, warf Lucille skeptisch ein. „Da glaube ich noch eher, dass er während des Krieges ein deutscher Spion war.“
(S.57)![]()
Natürlich darf einer nicht fehlen, wenn es um die Goldenen 20er Jahre geht: Der große Gatsby von F. Scott Fitzgerald! Ein fantastischer Klassiker, der mich hingerissen zurück ließ. Entgegen meiner ersten Annahme, dass es hierbei nur um die großen Parties im Licht der Dekadenz geht, offenbart der Roman einen unglaublich tragischen Charakter, der mich tief beeindruckte. Der geheimnissvolle Mr Gatsby ist definitiv eine literarische Figur, die man kennen sollte.
Die Sprache, die Fitzgerald anschlägt, ist zugleich trocken und erheiternd, ja, zuweilen urkomisch in seiner Alltäglichkeit. Oftmals lachte ich laut auf, als Nick, aus dessen Sicht wir den Roman erleben, seine Beobachtungen zu Papier bringt. Der große Gatsby handelt von einer rücksichtslosen Gesellschaftsschicht, der manche von uns unbedingt angehören wollen, die uns aber unaufhaltsam zerstören kann. Er handelt von Menschen, die alles für ihre eigenen Sorglosigkeit tun, die Nehmen ohne zu Geben, es handelt aber auch von Menschen, die einfach nur lieben wollen und dafür alles bezahlen müssen. Zu recht ganz große Weltliteratur!

Das waren sie nun, meine drei Buchempfehlungen für jene, die sich gern ein wenig in die Zeit der gesellschaftlichen Umbrüche und der rauschenden Feste begeben wollen! Ich hoffe, dass für den ein oder anderen etwas dabei war. Habt ihr selbst noch Tipps, lasst sie mich gerne wissen!
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