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Werbung |Autor: Fred Bodsworth | Titel: Der letzte Eskimobrachvogel | Erscheinungsdatum: 1977 | Verlag : Aufbau | 110 Seiten | Genre: Naturgeschichte

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Und manchmal wurden bei Nordoststürmen ungeheuer viele Brachvögel vom Wind an die Küste von Neuengland geweht, wo sie gelegentlich völlig erschöpft niedergingen.

Die Jagd auf sie war dann ein leichtes, und wenn sie davonfliegen wollten, konnte man sie ohne weiteres niederknüppeln.“

(S.52)anführung_oben

Inhalt

Wie der Titel es schon vermuten lässt, geht es in diesem schmalen Büchlein um den letzten Eskimobrachvogel. Wir begleiten den kleinen Vogel auf seiner langen und beschwerlichen Reise von Argentinien bis hinauf an die arktischen Küsten, wo seine Brutstelle ist. Dort wartet er bereits seit fünf Jahren auf ein Weibchen. Der Instinkt sagt ihm, dass er Nachwuchs zeugen muss, aber es kommt einfach kein Weibchen. Nach etlichen Wochen des vergeblichen Wartens schließt er sich einem Schwarm Regenpfeifer an, um den tausende Kilometer langen Flug zurück nach Argentinien zurückzulegen, um sich, einmal dort angekommen, im nächsten Jahr wieder auf die Reise zu begeben.

Rezension

Keine leichte Lektüre. Wer denkt, dass es sich hierbei um eine lustig veranschaulichte Reise á la kommentierte Tierdokumentation handelt, der liegt falsch. Das Buch ist von Grund auf traurig.

Fred Bodsworth gelingt es, sehr detailliert zu beschreiben, wie sich der Vogel bewegt, wie er lebt, wie er instinktiv handelt. Sein Leben widmet er der Wanderung. Im Frühling fliegt er an die kanadische Küste, wo die Brutstellen sind. Das Winterquartier jedoch ist im Süden des Landes, in Brasilien und Argentinien. Die Reise ist lang, Klima und Umwelt heimtückisch.

Und dann gibt es natürlich auch uns. Den Menschen. Eingestreut in die Reise des Brachvogels wurden originale Artikel aus wissenschaftlichen Abhandlungen, Zeitungen etc., die den Spießrutenlauf des Vogels aufzeichnen. Erstmals gesichtet wurde die Gattung Ende des 18. Jahrhunderts. Der Eskimobrachvogel hatte niemals eine natürliche Scheu vor uns entwickelt, landete auf den Feldern der Bauern und wurde somit zum Schädling erklärt, den man niederschießen konnte. Wurden nun also die dichten Schwärme der wandernden Vögel gen Norden oder Süden beobachtet, sahen die Menschen es als Sport an, diese Vögel in Scharen vom Himmel zu holen.

„Fünfundzwanzig bis dreißig Männer schossen an einem einzigen Tag zweitausend Brachvögel.“ (S. 45)

Aus den Millionenbeständen wurden zusehends weniger, bis die Gattung gegen Ende des 19. Jahrhunderts nahezu ausgerottet war.

Unser Eskimobrachvogel ist eines der letzten lebenden Exemplare, auf der verzweifelten Suche nach einem Weibchen. Das Schicksal will es, dass ihm auf seiner erneuten Reise endlich eines begegnet. Sie treten gemeinsam den Weg in den Norden an. Doch sie kommen nie zusammen an. Und die Schuld daran trifft allein uns Menschen. Dieses entsetzliche Bestreben des Menschen, alles auszurotten, ob wissentlich oder nicht, ist äußerst beispielhaft und macht mich krank. Es macht mich wütend und es beweist einmal mehr, dass der Mensch die schlimmste Krankheit ist, die die Natur jemals hervorgebracht hat.

Fazit

Leider ist dieses Buch vergriffen, kann aber noch über diverse Antiquariate zu einem sehr moderaten Preis erworben werden. Wer sich also für die Natur interessiert, der sollte sich dieses Buch unbedingt zulegen. Je mehr Menschen solches lesen, umso größer ist die Hoffnung, dass wir uns eines Tages ändern.

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„Schönheit und Geist eines Kunstwerks können nachgebildet werden, auch wenn es zerstört ist; eine verschwundene Harmonie vermag den Komponisten von neuem zu inspirieren; doch wenn eine Gattung von Lebewesen dahin ist, müssen Himmel und Erde vergehen, bevor es sie wieder geben kann.“
C. William Beebe

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7 Antworten zu „[Rezension] Fred Bodsworth – Der letzte Eskimobrachvogel”.

  1. Avatar von TheUjulala

    Ich finde es so schön, dass Du so tolle Bücher liest. Keine Bücher aus dem Mainstream, sondern wirklich kleine geheime Kostbarkeiten. Bitte mach weiter so! Ob ich selber so ein Buch lesen würde, weiß ich nicht. Aber ich liebe Deine Rezensionen! Obwohl ich von der Natur und der Ornithologie sehr begeistert bin. Na, vielleicht wäre das doch ein Buch für mich?!?

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    1. Avatar von buchperlenblog

      Danke für diese lieben Worte! Du glaubst nicht, wie viel mir das tatsächlich bedeutet. 🙂 ich fand das Buch wirklich toll, ich kann es dir nur empfehlen 🙂

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  2. Avatar von simonsegur

    Vielen Dank für den Tipp. Als Orni-Krimi-Schreiber klingt das für mich fantastisch! Werde gleich mal schauen, wo ich das bekomme … Merci!

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    1. Avatar von buchperlenblog

      Das Buch gibt es gebraucht tatsächlich für nur wenige Euro. Viel Vergnügen auf jeden Fall 🙂

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  3. Avatar von frankbrehe

    Danke für den Tipp.

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    1. Avatar von buchperlenblog

      Gern geschehen! 🙂

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  4. Avatar von [The Story Behind] Fuchs und Hund – Freunde oder Feinde? – Buchperlenblog

    […] Naturrealismus in Büchern erwünscht? Der letzte Eskimobrachvogel  von Fred Bodsworth ist ebenfalls eine mitreißende Erzählung, direkt aus der Natur, ganz ohne […]

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