Paris_BASaving_GraceBis_dein_Tod_uns_168896

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Erscheinungsdatum Erstausgabe: 21.11.2016

Verlag: Blanvalet

ISBN: 9783734102639

Flexibler Einband 352 Seiten

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sterne5

schnörkel

Drum prüfe, wer sich ewig bindet,

ob sich das Herz zum Herzen findet,

Der Wahn ist kurz,

die Reu‘ ist lang.

Friedrich Schiller

Inhalt

Wer wünscht es sich nicht? Das perfekte Leben. Ein Leben ohne Geldsorgen, ein Leben erfüllt von Liebe mit einem perfekten Ehemann an seiner Seite.
Von außen wirkt es so, als hätte Grace genau das erreicht, von dem wir alle träumen. Doch wieso wirkt sie manchmal so abwesend? Wieso scheint sie in der Bewegung zu erstarren, wenn ihr Mann, der erfolgreiche Anwalt für misshandelte Frauen Jack Angel, eine scheinbar harmlose Bemerkung macht? Und wieso ist sie so mager, wenn sie sich doch vor aller Augen den Bauch so voll schlagen kann?
Wenn man sie nach ihrem Befinden fragt, ist alles in Ordnung.
Und ihr Mann ist immer bei ihr.

Rezension

Ich gebe zu, der Bereich Thriller gehört nicht zu meinem unbedingt bevorzugten Genre. Geht es allerdings um die menschliche Psyche, werde ich hellhörig. Wie viel schlimmer sind Angstschauder, wenn sie nicht von Blutspritzern stammen, sondern von den Abgründen, in die eine menschliche Seele fallen kann?

Die Champagnerflasche stößt leicht gegen die marmorne Arbeitsplatte, und das Geräusch lässt mich zusammenzucken. Ich sehe zu Jack hinüber und hoffe, dass er nicht gemerkt hat, wie nervös ich bin. Er ertappt mich dabei, dass ich ihn beobachte, und lächelt. 
„Perfekt“, sagt er leise. (S.5)

Die Geschichte wird in zwei Zeitsträngen erzählt. Gegenwart und Vergangenheit, die sich allmählich zu einem Ganzen vereinen. Das perfide daran ist, dass man Grace‘ Gegenwart kennt; man weiß, dass sie von ihrem Ehemann psychisch gebrochen wird, dass er sie eingesperrt hält und das er ihr tagelang das Essen verweigert. All das erlebt man in der Gegenwart mit ihr.
Und dann gibt es diese Rückblicke. Wie sie sich kennengelernt haben, wie er ein strahlendes Beispiel an Perfektion in Menschengestalt abgibt. Wie er sich rührend um Grace‘ Schwester Millie, die am Down-Syndrom leidet, kümmert und sie zu sich holen will, sobald diese aus ihrem Internat muss.

„Sieh dir alles genau an“, knurrte er. „Millie wird die Atmosphäre hoffentlich so genießen wie ich, denn dies ist der Raum, in dem sie leben wird – nicht in dem hübschen gelben Schlafzimmer im ersten Stock.“ (S.231)

Man erlebt, wie sie versucht, immer und immer wieder zu fliehen, ihn zu überlisten. Wie sie immer wieder scheitert und dafür büßen muss. Nicht rein körperlich. Dieses Buch kommt völlig ohne körperliche Verletzungen und Blutvergießen aus. Es ist viel subtiler, wie Jack seine Frau psychisch so destabilisiert, dass sie bald keinen Kampfwillen mehr zeigt. Wie er sie so unter Kontrolle hat, dass sie selbst in der Gegenwart von anderen, von Fremden wie Freunden, die liebende Ehefrau mimt, um sich und ihre Schwester vor ihrem grausamen Schicksal zu schützen.

Gibt es überhaupt ein Entrinnen?
Schließlich ist Jack perfekt. Alles ist perfekt. Er hat alles perfekt arrangiert und durchdacht, er ist ihr immer mindestens einen Schritt voraus. Und das muss Grace lernen. Und sich seinen Perfektionismus aneignen, wenn sie jemals aus dieser Hölle entfliehen will. Da die Geschichte von diesem Unwissen lebt, wäre es unfair, an dieser Stelle Weiteres zu verraten.
Ich kann nur sagen, dass ich mich extrem in Grace‘ Lage versetzen konnte. Fiel mir etwas ein, wie sie es schaffen könnte, tat sie genau das auf den nächsten Seiten – und scheiterte. Ich bekam das Gefühl, dass Jacks Hand auch schwer auf meiner Schulter lastete, dass er ständig meinen Ellenbogen festhielt, damit ich nicht entfliehen konnte.

Und immer wieder stellt man sich die Frage: Was steckt in den Menschen, die wir meinen zu kennen? Hätte man solches vorher erkennen können? Wie oft finden wir Entschuldigungen für das merkwürdige Verhalten unserer Partner, unserer Mitmenschen? Wie oft missachten wir die Warnsignale, weil wir glücklich sein wollen? Weil wir uns nicht vorstellen können, welch Bestien in Menschengestalt unter uns weilen?
Und die vielleicht entscheidendste Frage: Wie aufmerksam sind wir bei unseren Freunden? Hinterfragen wir, ob sie wirklich glücklich sind? Wollen wir das wirklich wissen? Oder reicht uns die äußere Fassade, wollen wir nicht in Dinge hineingezogen werden, die uns vermeintlich nichts angehen?

Fazit

Lest dieses Buch und dann stellt und beantwortet euch selbst diese Fragen.

Bewertung: 5 / 5 Sterne ★★★★★

schnörkel

7 Antworten zu „[Rezension] B.A. Paris – Saving Grace”.

  1. Avatar von TheUjulala

    Wow! Das nenne ich eine super Rezension zu einem wirklich spannenden Buch! Thriller habe ich früher viel gelesen, vor allem die blutrünstigen. Aber der scheint wirklich interessant zu sein! Danke für den Tipp!

    Gefällt 1 Person

  2. Avatar von buchperlenblog

    Dank dir! 🙂
    Ich komm an die blutigen irgendwie nicht mehr wirklich ran, hoffentlich bin ich nicht schon gänzlich abgestumpft in der Hinsicht…

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  3. Avatar von [3 aus 33] Die mitreißendsten Krimis und Thriller – Buchperlenblog

    […] Für mich als wenig-Thriller-Leser stellt sich in der Buchhandlung immer eine große Frage: Hinter welchem Cover versteckt sich ein toller Fall, der eben nicht 0815 daher kommt? Wo finde ich Thrill ohne die ausgeleierten Opfer-Täter-Bilder? Nun, bei Saving Grace von B.A. Paris fand ich, was ich suche. Das augenscheinliche Eheglück der beiden ist eher flüchtig, schon bald erkennt man den wahren Charakter des perfekten Ehemanns. Die beklemmende Atmosphäre, dieses vergiftete Verhältnis der beiden hat mich ziemlich mitgenommen. Ich habe mit Grace gelitten, gejammert, geschwiegen, ich habe geflucht und Rache geschworen. Und das beste: Die Spannung kommt ganz ohne Blut aus. Die gesamte Rezension findet ihr hier. […]

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Mein Name ist Gabriela, und seit 2017 findet ihr hier Buchtipps aus diversen Genres. Egal ob Fantasy, Horror oder Geschichten aus dem wahren Leben, übersetzt oder englisch –
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