[In 28|7 um die Welt] Willkommen in Nordamerika!

Liebe Bücherwürmer, liebe Weltenstürmer!

Nun waren Bella und ich schon auf vier Kontinenten mit euch unterwegs – Afrika, Europa, Asien und Australien liegen bereits hinter uns. Widmen wir uns heute also dem Kontinent, auf dem wohl, von Europa vielleicht abgesehen, die meiste uns bekannte Literatur spielt. Hallo Nordamerika, heute besuchen wir dich!

Nordamerika – von den eiskalten Landschaften Grönlands und Kanadas bis hinab in die tropischen Gefilde Kaliforniens ist hier alles vorhanden. Wie meine Westentasche kenne ich womöglich den Bundesstaat Maine, auch wenn es in meiner von Stephen King etwas verunstalteten Vorstellung hier vorangig gruselig und blutig zugeht. Ein Grund mehr, euch heute ein paar andere Stationen dieses Kontinents zu zeigen.

Die Stationen:

Gabriela: Kanada

Bella: Kuba

Gabriela: South Dakota

Bella: Illinois

Kanada: Jocelyne Saucier – Niemals ohne sie

Bereits vor 12.000 Jahren besiedelten erste Ureinwohner das Land. Interessanterweise leitet sich der Landesname vom Wort kanata ab, dass in der Sprache der Sankt-Lorenz-Irokesen so viel wie Dorf bedeutet. Nun, wer würde heute dieses große Land noch als Dorf bezeichnen wollen?

Jocelyne Sauciers Roman Niemals ohne sie spielt in einer kleinen kanadischen Stadt namens Norco.

Es war einmal ein Mann, der fand im Herzen Kanadas eine Erzader, tief verborgen im Gestein. Er verkaufte seinen Fund an eine große Firma, die Stadt Norco wuchs um diesen Fund herum. Soweit, so gut. Alles gedeiht, nur nicht das Familienerbe, denn dieser Mann lebt mit seiner Frau und seinen 21 (in Worten: EINUNDZWANZIG!) Kindern in der größten Armut. Doch das scheint die Familie nicht sehr zu stören, die Mutter verschwindet den ganzen Tag hinter ihren Kochtöpfen, der Vater träumt im Keller des großen Hauses von Erzfunden. Die Kinder bleiben sich selbst überlassen, regeln Streitigkeiten mit Rangeleien, und ziehen in den Krieg mit den anderen „Landeiern“ des Dorfes. Die Cardinals sind die Könige und Königinnen von Norco.

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„Ich möchte, dass mir niemand meinen Platz wegnimmt.“

(S.252)

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Die Geschichte wird aus der Sicht der Kinder in Rückblicken erzählt. Zuerst lernt man Matz kennen, den letzten der Sippe, der, der sich eigentlich nur noch an die Erinnerungen der anderen erinnern kann. Der, der ahnt, dass sich ein Geheimnis verbirgt, welches das Lachen überdecken soll. Doch auch Tommy kommt zu Wort, das Mädchen, dass hart nach außen erscheinen wollte, um so ihre Zwillingsschwester Angèle zu schützen. Geronimo, der Anführer der Bande, Jeanne d’Arc, die sich aufopferungsvoll um die Kleinen und Großen kümmerte. Sie alle treffen bei einer Ehrung des Vaters wieder aufeinander, nach dreißig Jahren, in denen sie sich überall auf der Welt verteilt haben, ihr Heil in der Flucht suchten und doch nie der Vergangenheit entwischen konnten. Stück für Stück kommt zu Tage, was lang verschütt geblieben, unangetastet, um den äußerlichen Familiensegen zu schützen. Denn jemand fehlt in ihren Reihen, jemand, von dem sich manche bis heute nicht sicher sind, ob sie nicht doch noch da ist, verborgen in der Weite der Welt, in den Augen der Schwester.

Niemals ohne sie ist ein Familiendrama, das sich wie das Herz einer Rosenblüte entfaltet und definitiv einen Blick wert!

Kuba: Jesús Díaz – Erzähl mir von Kuba

Der Duft von vollmundigem Rum und den besten Zigarren der Welt, die rhythmisch heißen Klänge von lateinamerikanischer Musik und Salsa-Tänze auf den Straßen lockten bereits Ernest Hemingway mit seiner Vorliebe für Alkoholisches, insbesondere Mojitos, auf die karibische Trauminsel Kuba. 

Bekannt für seine weißen Strände ist der karibische Inselstaat Kuba durch die spanische Kolonialzeit zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert geprägt, welche sich auch noch heute durch die Kolonialbauten aus dieser Zeit im Stadtbild von Havanna zeigt. Später wurde Kuba zur Vergnügungsinsel der Amerikaner, bevor die Geschichte eine kommunistische Revolution bereithielt, die dem Land zur Unabhängigkeit verhalf.

Die vielfältige Flora und Fauna der Insel mit seiner berückend schönen Landschaft konnte ich bei einer Rundreise zum Teil bereits mit eigenen Augen erleben und habe mich tatsächlich etwas in dieses wunderschöne Land verliebt.

Auf der Reise habe ich den Roman Erzähl mir von Kuba von Jesús Díaz gelesen, welchen ich sehr weiterempfehlen kann, wenn man das Lebensgefühl der Kubaner näher kennenlernen möchte.

Pepe war so etwas wie ein metallischer Bruder, der ihn tausendundeine Nacht lang die Backofenhitze von Havanna aushalten ließ, bis eben zu der Nacht, in der er stehenblieb, ihn weckte und ihn das erste Glied jener Kette erkennen ließ, die ihn hinter diesen Bretterzaun führen sollte, wo er jetzt wie ein Gefangener in der Zelle seinen Erinnerungen nachhing.

(Seite 12)

Die Geschichte handelt von dem kubanischen Zahnarzt Stalin Martínez, der aus seiner heiß geliebten Heimat nach Miami fliehen musste. Auf der Dachterrasse seines Bruders setzt er sich der sengenden Sonne aus, um sich das Aussehen eines Flüchtlings zu verpassen, damit er in Florida als Asylsuchender anerkannt wird.

In den einsamen Stunden auf der Dachterrasse verliert sich Stalin Martínez in seinen Erinnerungen an sein Leben auf Kuba, das zwar harte Bedingungen mit sich brachte, und dennoch von der großen Liebe zu seiner herrlichen Heimat und dem einzigartig kubanischen Lebensgefühl zeugt.

South Dakota: Michael Punke – Der Totgeglaubte

Der Mount Rushmore State, wie South Dakota auch gern bezeichnet wird, ist einer der Prärie-Staaten der USA. Die Geschichte dieses Bundesstaates ist besonders blutig, kamen hier Ende Dezember 1890 doch 300 Ureinwohner durch eine US-Kavallerie ums Leben, womit der letzte Widerstand gegen den Weißen Mann gebrochen wurde. Noch vor diesem Verbrechen an der Menschheit spielt die Geschichte von Michael Punke, eine Geschichte über den Pelztierhändler Hugh Glass, der vielen wohl in der wilden Gestalt Leonardo diCaprios bestens im Kopf geblieben sein dürfte. Ganz recht Freunde, hier kommt die wahre Geschichte hinter The Revenant!

South Dakota, zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Der Pelztierjäger Hugh Glass wird am Grand River von einem Grizzly angefallen und lebensgefährlich verletzt. Seine beiden Begleiter geben dem Mann keine großen Überlebenschancen. Als sie Indianer in der Nähe ihres Lagers sichten, bringen sie sich in Sicherheit und lassen Glass unbewaffnet zurück. Doch wie durch ein Wunder überlebt er – und schwört Rache. Mit einem gebrochenen Bein schleppt Glass sich durch die endlos weite Prärie auf der Suche nach denen, die ihn so schändlich im Stich gelassen haben.

Ich freue mich schon lange darauf, dieses Buch endlich entdecken zu können, und wer weiß? Vielleicht ist es demnächst ja auch schon soweit.

Illinois: Ray Bradbury – Das Böse kommt auf leisen Sohlen

Die United States of America zählen neben Kanada zu den größten Staaten von Nordamerika,  und so möchte ich einen Abstecher in den Bundesstaat Illinois machen, welcher sich im mittleren Westen von Amerika befindet und an den Michigansee grenzt. Früher eine französische Kolonie, leitet sich der Name des heutigen amerikanischen Bundesstaates von den indianischen Ureinwohnern der Illini ab. Im Gegensatz zu den großen Bundesstaaten mit ihren Metropolen, zählt Illinois ebenfalls zu den von Landwirtschaft geprägten Präriestaaten, der von den bekannten Flüssen Ohio River und Mississippi umgeben ist und die Route 66 beginnt. Illinois ist auch bekannt als „Land of Lincoln”, denn hier arbeitete sich einst Abraham Lincoln, aus ärmlichen Verhältnissen stammend, zum 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten empor.

Ray Bradbury hat in seinem Schauerroman Das Böse kommt auf leisen Sohlen die fiktive Stadt Greentown genau in diesem Herzens-Staat der USA angesiedelt und erzählt eine wahrhaft fantasievolle Geschichte von Schaustellern, die mit einem Zirkus und Jahrmarktsbuden ihre Zelte aufschlagen. Der tätowierte Mister Dark ist einer der Direktoren, des wahrlich seltsamen Jahrmarkts, der heimlich, still und leise unter dem Banner des Vergnügens das Böse mit sich bringt.

Dieser Klassiker der Weltliteratur in der prachtvollen Ausgabe aus dem Aladin Verlag kann zudem mit Illustrationen von Reinhard Kleist aufwarten, die sicherlich das Gruselpotential der Geschichte zu unterstreichen vermögen.

Wer möchte da nicht auf eine wilde Karussellfahrt einsteigen?

Bis zu diesem Sommer war es eine ganz gewöhnliche Straße gewesen, in der sie je nach Jahreszeit Pfirsiche, Pflaumen und Aprikosen stahlen. Aber dann, Ende August, als sie gerade nach den sauersten Äpfeln in die höchsten Wipfel kletterten, da ereignete sich etwas, das die Häuser verwandelte, den Geschmack der Früchte, sogar die Luft zwischen den flüsternden Bäumen.

(Seite 42)

Wir hoffen, euch hat unsere fünfte Station auf unserer Reise in 28/7 um die Welt gefallen! Welche nordamerikanischen Bücher könnt ihr empfehlen? Morgen geht die Weltreise wieder auf bellaswonderworld.de weiter – nächster Halt: Südamerika!


In 28/7 um die Welt:

Afrika
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Südamerika
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6 Comments on “[In 28|7 um die Welt] Willkommen in Nordamerika!

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  4. Liebste Gabriela,

    da hast du wieder zwei richtig interessante Bücher herausgesucht, die ich so noch gar nicht auf dem Schirm hatte 🙂

    Ich finde es richtig gut, dass wir hier auch mal ein paar Bücher vorstellen, die nicht aus dem weit bekannten Kanon stammen.

    Hab einen wundervollen Samstag und ich freue mich schon auf den letzten Stopp hier bei dir, wenn wir uns warm einpacken müssen, da es in die Antarktis geht.

    Herzlichst
    Deine Bella

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