Fantastische Neuerzählung einer antiken Mythengestalt.

Werbung | Autor: Jennifer Saint | Titel: Ich, Ariadne |
Übersetzung: Simone Jakob |
Erscheinungsdatum: 2022 | Verlag: Ullstein |
416 Seiten | Genre: Mythos

Ich bin Ariadne, Prinzessin von Kreta, obwohl meine eigene Geschichte mich weit von der felsigen Küste meiner Heimat fortführen wird.
(S.11)


Inhalt
Ariadne ist die älteste Tochter von König Minos, unter dessen Stadt ein riesiges Labyrinth verläuft, in dem der gefürchtete Minotaurus auf seine Opfer wartet. Doch als der athenische Prinz Theseus dem Ungeheuer geopfert werden soll, greift Ariadne ein und hilft ihm mit einer List dabei, den kretischen Schrecken zu beenden. Doch damit beginnt ihre Geschichte erst.
Rezension
Spielball der Götter
Den Mythos vom Labyrinth des Minotaurus kennen sicher die meisten. Das Ungeheuer, gezeugt durch die Rachsucht des Poseidon, wird zum Schrecken der Menschen auf Kreta und der Athener. Denn jedes Jahr sollen sieben athenische Jungen und sieben Mädchen dem Stier geopfert werden. In dem Jahr, in dem Ariadne, die älteste Tochter König Minos‘ verheiratet werden soll, gelangt auch Theseus nach Kreta, mit dem Vorhaben, das Ungeheuer zu besiegen und seine Stadt von dem Joch zu befreien, unter dem sie zu leiden hat.
Für Ariadne ist es ein Zeichen, als sie Theseus erblickt, eine Möglichkeit zu handeln und ihrem eigenen Schicksal zu entkommen. Sie und ihre jüngere Schwester Phädra verhelfen dem jungen Helden mit Hilfe eines Wollknäuls zu seinem Sieg, in der stillen Annahme, dass er sie danach mit nach Athen nehmen wird.
Doch alles kommt anders, Theseus entpuppt sich als manipulativer Mensch, der nicht davor zurückschreckt, über Leichen zu gehen. Er lässt Ariadne im Schlaf auf der unbewohnten Insel Naxos allein zurück, während er fern in der athenischen Heimat seinen Sieg bejubeln lässt. Doch die Insel gehört Dionysos, dem Gott des Weines, der sich nun der jungen Ariadne annimmt und sie vor dem sicheren Tod bewahrt. Jennifer Saint gibt ihr in ihrer Neuerzählung eine Stimme, die ansonsten ziemlich untergegangen wäre. Denn was mit Ariadne nach Kreta passiert, das wird oftmals vergessen. Theseus ist es, auf den viele Geschichten hinweisen, der ach so strahlende Held. So war auch ich sehr gespannt auf ihre Seite der Geschichte, auf ihre weiteren Schritte. Und auch das ihrer jüngeren Schwester Phädra, die später an Theseus‘ Seite über Athen herrscht. Jennifer Saint gelingt es spielend, die verborgenen Ebenen dieser alten Mythen hervorzuheben und weist immer wieder darauf hin, dass insbesondere immer wieder die Frauen die Fehler von Männern auszubaden hatten. Während die Männer für ihre Heldentaten bejubelt wurden, vergaß man die Frauen und was sie durchzustehen hatten.
Fazit
Nach Ich bin Circe und Das Lied des Achill von Madeleine Miller ist Ich, Ariadne eine weitere gelungene Neuerzählung einer antiken Mythengestalt, der man endlich eine eigene Stimme verliehen hat.
Bewertung im Detail
Handlung ★★★★★ ( 5 / 5 )
Atmosphäre ★★★★★ ( 5 / 5 )
Charaktere ★★★★★ ( 5 / 5 )
Sprache ★★★★★ ( 5 / 5 )
Emotionen ★★★★★ ( 5 / 5 )
= 5 ★★★★★
Mehr mythische Neuerzählungen
Madeleine Miller – Ich bin Circe
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