Wenn aus Büchern Schätze werden.
Heute beginnt sie ganz offiziell, die Vorweihnachtszeit, die vierundzwanzig ewig dauernden und doch so schnell vorüber fliegenden Tage im schummrigen Licht vieler Kerzen und mit dem Duft nach gebackenen Plätzchen. Die Zeit im Jahr, in der wir unsere Herzen öffnen und ein wenig mehr Freude unter unseren Mitmenschen verbreiten möchten. Die Zeit im Jahr, die mir immer die liebste sein wird, da ich sie mit unzähligen wundervollen Stunden mit meiner Familie verbinde, Erinnerungen an eine Kindheit, die im Herzen auf ewig weiterleben wird.
Heute lernt ihr Nelli kennen, ein kleines Mädchen, das den Geschichten ihrer Großmutter folgt, hinaus in die Welt, vorüber an einem stillen Teich, durch die Hecken eines verwilderten Gartens, hin … zu einem magischen Schloss.
Schon von Weitem sah sie die bläulich schimmernde Mauer des Schlosses zwischen den blattlosen Bäumen hindurch blitzen. Zwei Türme ragten links und rechts davon auf, verspielt mit kleinen Fenstern bedeckt, wie mit einem Pinsel hingekleckst. Im Hintergrund erhob sich das Hauptgebäude, die Wände waren mit wildem Wein bewachsen und Nelli konnte sich beinahe einbilden, den Ruf einiger Schwalben zu hören, die unmöglich noch immer hier sein konnten, jetzt wo der Winter so nah war.
Eine dünne Eisschicht bedeckte den Weg, der sie durch einen wilden Garten immer näher an das geheimnisvolle Schloss bringen würde. Bei jedem Schritt hörte sie es unter ihren Füßen knacken. Ein Rascheln neben ihr ließ sie kurz innehalten. Vielleicht ein Hase? Ein Fuchs? Nelli stellte sich vor, wie sie gemeinsam mit diesem wilden Bewohner des Schlossgartens die verborgenen Windungen erkundete, die sich hier und da im Winkel ihrer Augen auftaten, wo man sie beinahe übersah. Doch schon bald fiel ihr Blick wieder auf das Schloss, ihr eigentliches Ziel. Ihre Großmutter hatte ihr bereits so viele Geschichten darüber erzählt, über rauschende Feste und märchenhafte Liebesschwüre, die sich hier zugetragen haben mochten. Über die Schlossherren, die plötzlich allesamt verschwunden waren, und keiner wusste, was aus ihnen geworden war. Und über die vielen Türen, die die Besucher des Schlosses in andere Welten bringen sollten, und die vielleicht, vielleicht des Rätsels Lösung sein mochten.
Endlich stand sie vor dem großen Holztor, welches die Geheimnisse des Schlosses sicher im Inneren bewahrte. Ein metallener Riegel, schon ziemlich verrostet doch noch immer mächtig in seinem Aussehen, hielt sie zurück. Doch als sie ihn berührte, wurde er weicher, als würde er sie bitten, einzutreten. Was sie auch tat.
Mit einem Ächzen, das von vielen Tagen ohne Gebrauch zeugte, öffnete sich die Eingangstür und Nelli betrat mit großen Augen den prächtigen Vorraum. Kerzen brannten scheinbar nur für sie und erhellten den einstigen Glanz dieses Gemäuers, rote Teppiche dämmten ihre zaghaften Schritte, und elegant aussehende Menschen beäugten das junge Mädchen aus hohen Malereien, die die Wände zierten. Das war also das Schloss mit den 24 Türen. Nelli atmete tief ein, halb in der Erwartung nur Staub und Vergangenheit zu riechen, doch nichts dergleichen fand den Weg zu ihr. Stattdessen roch sie Zimt und Nelken, reife Äpfel und Zuckerwerk. Wo sollte sie nur anfangen, welche Tür sollte sie zuerst öffnen? Diese hier mit dem wunderschön gearbeiteten Intarsien? Oder jene dort drüben, die sich halb verborgen hinter einem blauen Tuch verbarg? Oder die dort oben, die so klein wirkte, dass sie sich vermutlich bücken musste, um hindurch zu passen? Nelli drehte sich im Kreis, ihre Augen huschten hin und her und tranken das verheißungsvolle Glück der kommenden Entdeckungen. Dann wählte sie. Der Duft nach Äpfeln lockte sie, lockte sie den breiten Gang hinab, nach links und dann eine schmale Treppe hinunter, bis sie schließlich stehen blieb, eine Hand ausstreckte und die Klinke antippte. Sanft öffnete sich die Tür, und Nelli trat ein.
Na, seid ihr auch so neugierig, was sich hinter Tür Nummer 2 verbirgt? Dann solltet ihr morgen unbedingt den Adventskalender besuchen. Lasst euch überraschen, was Nelli hinter den Türen finden wird! ♥
Nelli ist mir in diesem paar Zeilen schon unheimlich ans Herz gewachsen, verrückt! 😁🙌
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Awwww genau so solls sein ❤️
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Das ist so eine schöne Idee.
Die Geschichte ist wunderschön und die Verbindung zum Adventskalender grossartig.
Auch ich bin gespannt, was sich hinter den einzelnen Türchen verbirgt.
Liebe Grüße
Katja
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Danke dir! ❤️ Vllt kann man das mit einer zusammenhängenden Geschichte im nächsten Jahr ja sogar noch ein wenig ausweiten =)
Liebe Grüße!
Gabriela
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