Wenn aus Büchern Schätze werden.
Werbung | Autoren: Stephen King | Titel: Später |
Übersetzung: Bernhard Kleinschmidt |
Erscheinungsdatum: März 2021 | Verlag: Heyne |
304 Seiten | Genre: Fantasy |
Das Ganze hier ist wohl eine Horrorstory. Also dann mal los.
(S.10)
Jamie Conklin kann tote Menschen sehen. Nicht, wie in dem berühmten Film mit Bruce Willis, das stellt er von Anfang an selber klar, aber doch auf eine gewisse Art und Weise ähnlich. Wenn ein Mensch stirbt, verweilt er noch einige Zeit an den Orten, an denen er gelebt hat, und Jamie erkennt sie, manchmal allerdings nur an ihren unpassend wirkenden Klamotten. Und sie erkennen ihn. Die meisten von ihnen sind freundlich bis neutral gesinnt, doch hin und wieder kann es vorkommen, dass die Bösartigkeit des Verstorbenen auch noch im Tod präsent ist.
Jamie Conklin ist zweiundzwanzig, als er uns seine Geschichte erzählt. Eine wahre Horrorstory, wie er selbst sagt. Doch zunächst fängt es gar nicht so gruselig an. Klar, Jamie kann Tote sehen und mit ihnen sprechen, er weiß sogar, dass sie nicht lügen können, wenn man ihnen eine Frage stellt. Und wenn ich mich selbst frage, ob ich einen Toten, egal wie nett er auch wäre, sehen wollen würde, wäre meine Antwort ein klares Nein. Allerdings ist Jamies Erzählung so durch und durch sympathisch, dass es mich weder vor der verstorbenen Frau des Nachbarn gruselte, noch vor dem toten Schriftsteller, dessen Abschlussband einer großen Saga nun nicht mehr geschrieben werden sollte (Hey Stephen, parodierst du hier etwa deinen Kollegen George R.R. Martin ein wenig, hm?). Aber das Böse lässt nicht allzu lang auf sich warten, denn nicht jeder Geist eines Verstorbenen ist freundlich, und manchmal klopft das wahre Böse erst nach dem Tode an.
Dass Jamies Gabe größtenteils vor seinen Mitmenschen verschwiegen wird, das ist verständlich. Wer würde einem kleinen Jungen schon glauben, dass er mit Toten kommunizieren kann? Aber seine Mutter glaubt ihm, nicht sofort, aber doch mit der Zeit. Überhaupt fand ich das Mutter-Sohn-Verhältnis unglaublich schön dargestellt, inklusive aller Ups’n’Downs, die es in Familien nun einmal so gibt. Dass Jamies Vater keine Rolle in seinem Leben einnimmt, stört da gar nicht so sehr. Doch eine Person weiß ebenfalls von Jamies Talent, und wird es im Laufe der Geschichte zu seinen Gunsten ausnutzen wollen. Ob das gelingt, und wenn ja, zu welchem Preis? Das müsst ihr natürlich selbst herausfinden. Da bleibt mir nur noch eines euch mit auf den Weg zu geben: Wenn ihr einem Toten eine Frage stellen könnt, seid euch sicher, dass ihr die Antwort auch hören möchtet.
Übrigens: Einen wohligen Schauer der Erinnerung brachte mir diese Geschichte, indem sie das berühmt-berüchtigte Ritual von Chüd thematisiert. Wir erinnern uns, in ES war es dieses Ritual des geistigen auf-die-Zunge-des-Dämons-beißens, welches schlussendlich dem Club der Verlierer den Sieg über Pennywise brachte. Wie das wohl Jamie helfen könnte?
Eine durch und durch sympathische Geschichte, die mit einigen schmackhaften Gruseligkeiten aufwarten kann. Den ganz großen Horror fand ich nicht – und zugegebenermaßen hätten mir hier auch 300 Seiten Ausschmückungen wirklich gefallen, um ein wenig länger an Jamies Seite zu verweilen – aber manchmal muss man eine Geschichte wohl auch einfach erzählen, ohne zu viele Schnörkel am Wegesrand.
Idee ★★★★☆ ( 4 / 5 )
Handlung ★★★★☆ ( 4 / 5 )
Charaktere ★★★★★ ( 5 / 5 )
Sprache ★★★★★ ( 5 / 5 )
Emotionen ★★★★☆ ( 4 / 5 )
= 4.4 ★★★★
Powerschnute | Lesenmachtglücklich | Bücherbaronin
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Diese Parallelen zu anderen Büchern sind schon echt interessant gemacht. 😄
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Aber wirklich! Und man ist jedes Mal ganz stolz, wenn man sie entdeckt und zuordnen kann! =)
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Na das glaube ich gern. Ich würde diese Bezüge nichtmal wahrnehmen 😆
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Das kommt, je mehr man von ihm liest, ganz von allein 😀
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Und da liegt der Hase im King-Pfeffer begraben. 🤣🤣🤣 Ich Nicht-King-Leser.
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Ja, *der* große Wurf ist ihm nicht gelungen, dafür einfach eine gut erzählte Geschichte, was ich auch vollkommen okay finde 😉
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Muss ja auch nicht immer sein. Ich mochte die Geschichte an sich ja sehr, das geht auch bei kleineren Würfen 😀
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Ich bin gerade im letzten Drittel… (neben Herrn Obama ;)) Und mich hatte die Geschichte schon, bevor ich richtig angefangen habe zu lesen. Allein schon der kleine Text hinten drauf… ich hab lauthals gelacht.
Und ich gestehe, ein amüsiertes Schmunzeln ist mir eigentlich die ganze Zeit geblieben. Die Erzählweise ist so locker flockig… Als Kommentar zu einem Post von Martin Krist hab ich geschrieben, hätte ich Teenie-Kinder, würde ich ihnen Später als Einstieg zum King-Lesen geben 😉
Ich mags!
Liebst
Bine
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Huhu Bine! 🙂
Du beschreibst es genau richtig – so ging es mir auch die meiste Zeit! Klar, ein bisschen Gruselstimmung kommt schon auf, gerade wenn man sich die psychologischen Konsequenzen überlegt, die das Sehen für Jamie mit sich bringen kann. Aber an sich ist diese Geschichte einfach haupsächlich super sympathisch ♥
Liebste Grüße!
Gabriela
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Ach ja, das Ritual… Mir ist da ein „Ha!“ beim Lesen entfleucht. Macht ein warmes Gefühl, wenn man sowas entdeckt. So als Mitglied des erlauchten Kreises der King-Insider 😉
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😀 Ich war auch direkt ein wenig zappelig 😀
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Im Ka-Tet der Kingleser müsste es ja heißen 😉
Long days and pleasant nights.
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Hallo!
Ich mochte das Buch sehr gerne lesen. Und ich hoffe, dass wir Jamie vielleicht nicht das letzte Mal begegnet sind. Wir wissen ja, dass King öfter mal zu alten Bekannten zurückkommt oder sie woanders mitspielen lässt.
Bei dem Ritual war ich direkt Feuer und Flamme. 🙂
Liebe Grüße
Diana
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Huhu Diana! =)
Das hoffe ich tatsächlich auch, dass unser kleiner Geisterseher vllt nochmal einen anderen Auftritt bekommt, immerhin ist seine Fähigkeit bisher im Kinguniversum. Recht einzigartig, denk ich. =)
Liebste Grüße!
Gabriela
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Obwohl mich Jamie ein bisschen an Danny Torrance erinnert hat. Keine Ahnung warum. 😀
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