[Rezension] Ekaterine Togonidze – Einsame Schwestern

Anders, sogartig – Ein Roman in Tagebuchform, der seine volle Wucht erst nach und nach entfaltet.

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Werbung | Autor: Ekaterine Togonidze | Titel: Einsame Schwestern

Erscheinungsdatum: Februar 2018 | 180 Seiten | Verlag: Septime | Genre: Tagebuchroman

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Manchmal werde ich vor Lina wach und dann freue ich mich über die paar Minuten allein. Als würde mein Leben nur in diesen Momenten stattfinden … und in meinem Tagebuch.

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Inhalt

Lina und Diana. Zwei Schwestern, auf ewig miteinander verbunden, denn sie teilen sich nicht nur eine Mutter, sie teilen sich einen Körper. Lina und Diana, das sind siamesische Zwillinge, mit zwei Köpfen, zwei Herzen, zwei Armen und zwei Beinen. Lina und Diana, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch ein gemeinsames Schicksal teilen. In Einsame Schwestern verfolgen wir ihren demütigenden Weg.

Rezension

Zwei Seelen – ein Körper

Lina und Diana leben bei ihrer Großmutter, die ihr eigenes Leben aufgibt, um für die siamesischen Zwillinge da zu sein. Die Mutter ist verstorben, der Vater unbekannt. Um ein Ventil zu haben, über das sie ihre Gefühle und Gedanken mitteilen können, ohne dass sie die Schwester sofort mitbekommt, beginnen beide Mädchen im Alter von 16 Jahren ein Tagebuch zu führen. Zuerst zaghaft und unbeholfen, später dann mutig berichten beide von ihrem Leben bei ihrer Großmutter, bis diese stirbt. Erst hier beginnt die wahre Tortour für die Mädchen, die bis dahin versteckt vor der Welt nur ihr Haus und den dazugehörenden Garten kannten. Bei einem Hochwasser werden sie aus ihrer Heimat geschwemmt und landen … im Zirkus.

Um die Tragweite dieses Buch vollends zu verstehen, sollte man erst einmal einen Blick auf das Land werfen, in dem es spielt. Georgien. Georgien hinkt in der Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderungen eindeutig hinterher. Hier behandelt man Menschen, die anders sind, noch immer als Aussätzige, als nicht-normal, als defekt. Kinder mit Behinderungen sollten vor normalen Kindern ferngehalten und am besten isoliert und versteckt werden, damit sie jenen nicht schaden können. Menschen mit Behinderungen erhalten keine Ausbildung, keine Jobs. Nur so ist es auch erklärbar, wie Lina und Diana ohne das Eingreifen höherer Mächte in einen Zirkus abgeschoben werden können, versteckt, verkauft, verraten. Doch mit der lebensbejahenden Art der einen arrangieren sie sich mit der neuen Situation, eine mehr als die andere. Denn eine von ihnen ist verträumt, verspielt, verliebt, während die andere realistisch ihr Leben betrachtet, ihre gemeinsamen Chancen abwägt und häufig wütend über die eigene Ohnmacht ist.

Diana und Lina, siamesische Zwillinge, die beide unterschiedliche Stimmen haben, die sich beide auf nur wenigen Seiten in mein Herz geschrieben haben und deren Ende mir die Tränen in die Augen trieb. Einsame Schwestern von Ekaterine Togonidze ist der erste Roman einer georgischen Autorin überhaupt, der sich dem Thema der körperlichen Behinderung in Georgien annimmt.

Fazit

Eine Leseempfehlung und eine kleine Entdeckung aus einem Land, aus dem man bisher viel zu wenig literarisches vernommen hat. Glücklicherweise wird sich dies nun ändern, denn Georgien ist Gastland auf der Frankfurter Buchmesse 2018! Ein Buch mit einem bedrückenden Thema, das durch zwei liebenswerte Schwestern sehr lesenswert wird.

Bewertung im Detail

Idee ★★★★★ ( 5 / 5 )

Handlung ★★★★★ ( 5 / 5 )

Charaktere ★★★★☆ ( 4 / 5 )

Sprache ★★★★☆ ( 4 / 5 )

Emotionen ★★★★★ ( 5 / 5 )

= 4.6 ★★★★★

weitere Meinungen:

Binge Reading & More | Leseschatz

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One Comment on “[Rezension] Ekaterine Togonidze – Einsame Schwestern

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