Wenn aus Büchern Schätze werden.
Veröffentlicht am 20. März 2018 von Buchperlenblog
Werbung | Erscheinungsdatum Erstausgabe: 12.03.2018 Verlag: Books on Demand
ISBN: 9783746089584 Taschenbuch 308 Seiten Genre: Roman
„Was willst du mit dem Kater?“
„Raussetzen. Ich wollte ihn gerade in den Garten bringen.“
„Warum?“, fragte nun Marie, die zur Feier des Tages ein dunkelblaues Samtkleid und zwei ordentliche Zöpfe trug.
„Er kann sich nicht benehmen, hat mit der Nachspeise angefangen.“
„Das geht aber nicht“, sagte Marie streng, nahm ihn mir ab und trug ihn zu den Vorspeisen, wo Frau Thile gerade ihr Fasten brach.
(S.117)
Ein altes Gutshaus mitten im dörflichen Plenskow wird von der Familie Wanders gekauft. Hier sollen nun die Träume aller wahr werden, eine eigene Arztpraxis, ein kleines Café, harmonisches Leben auf dem Land. Doch das Leben ist nicht immer ein Zuckerschlecken. Streit, Missgunst, eine alte Liebe und schon kippt das Familienidyll in sich zusammen.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Nikita Wanders erzählt. Er ist der Bruder des Mannes, der das Gutshaus kaufte, er ist der alte Geliebte von dessen Frau. Und doch – so hoffen alle – funktioniert dieses tückische Geflecht aus alten Gefühlen und Familienzugehörigkeit. Die drei Kinder Selma, Laure und Jakob machen die Familie komplett, später folgen auch noch die Eltern von Konrad und Nikita.
Es sind viele Namen, auf die man achten muss. Denn auch die eigenen Eltern werden mit ihrem Vornamen angesprochen, was es mir einige Zeit schwer machte, die familiären Zusammenhänge zu ergründen. Auch blieb mir das Alter der meisten Protagonisten sehr verschwommen und ich klammerte mich an dahingestreute Zeitangaben, um das Erlebte in einen zeitlichen Rahmen packen zu können.
Nikita erzählt nun das Leben auf dem neuerworbenen Gutshof im mecklenburgischen Plenskow. Vorurteile und Missgunst der angestammten Dörfler sind an der Tagesordnung. Das trifft vor allem die Kinder der Familie, zu denen sich Nikita als liebevoller Onkel auch recht hingezogen fühlt. Trotzdem spielt er nur eine untergeordnete Rolle in diesem Konstrukt, kommt und geht wie er kann und will, hilft hier und dort und wird meistens als Geldquelle und Auftragnehmer angesehen. Die Liebe zu Marlene ist nie ganz versiegt und irgendwie hängt er die ganzen Jahre über noch immer an ihr, hegt Hoffnungen, dass sie schlussendlich doch noch zu ihm kommt.
Die Geschichte kommt relativ unaufgeregt daher, das Leben auf dem Hof geht seinen Gang. Natürlich gibt es Höhen und Tiefen, doch nichts passierte, was mich aus der leichten Monotonie herausriss. Deswegen war das Buch jedoch keineswegs langweilig! Den Erzählstil der Autorin fand ich nämlich wunderbar, ein wenig altmodisch und humorvoll. Der Ton konnte mich über die weniger spannenden Momente hinweg tragen. Die Frage, die das Buch dem Leser stellt, erklärt sich mir wie folgt: Ein Kompass zeigt immer nach Norden, und Nikita zeigt immer auf seine Familie, auch wenn er sie so manches Mal zum Teufel wünscht und sich von ihr befreien will. Norden ist also immer dort, wo die Familie ist, auch wenn sie im Süden zu finden wäre.
Ein unterhaltsames, wenn auch unaufgeregtes Buch mit einem tollen Erzählstil, bei dem man so manches Mal auflachen kann. Es portraitiert menschliche Charakterzüge – besonders wenn sie nicht nur positiv ausfallen – sehr anschaulich. Schöne Lektüre für ruhige Abende!
Idee ★★★★☆ ( 4 / 5 )
Handlung ★★★☆☆ ( 3 / 5 )
Charaktere ★★★★☆ ( 4 / 5 )
Sprache ★★★★★ ( 5 / 5 )
Emotionen ★★★☆☆ ( 3 / 5 )
= 3.8 ★★★★
Juli Zeh – Unterleuten
Vielen Dank an die Autorin für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplares!
Kategorie: Rezensionen, RomaneSchlagworte: barbara handke, dorfleben, gutshof, plesnkow, rezension, roman, wo ist norden
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Danke für die Vorstellung! Ich mag ja solche Familiengeschichten sehr gern, bin mir aber nicht sicher, ob mir da die Grundstimmung nicht zu traurig-melancholisch ist? Was würdest Du sagen? Aber Du sagst ja, man muss öfters auflachen – na gut, kommt auf die Liste!
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Hallöchen! 🙂
Nein also als grundlegend traurig hab ich die Geschichte nicht empfunden. Natürlich passieren unschöne Sachen, aber die ziehen das Gesamtgeschehen gar nicht so sehr runter 🙂 Probier es gern aus!
Liebe Grüße!
Gabriela
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