Wenn aus Büchern Schätze werden.
Die leichte Brise, die vom Meer heran wehte, zupfte an ihrem Rock, spielte mit ihren Haaren und hinterließ ein wohliges Gefühl auf der Haut. Die Augen mit einer Hand gegen die bereits tiefstehende Sonne abschirmend, betrachtete sie den sanften Wellengang, Seetang schwamm an der Oberfläche und bildete kleine dunkle Flecken auf der Wasseroberfläche, irgendwo schrie eine Möwe.
Kaum war sie mit dem Boot auf der kleinen Insel, die schon seit Generationen der Familie gehörte, angekommen, lief sie auch schon den sandigen Weg hinauf zu den Klippen, den Blick fest auf das tiefblaue Wasser gerichtet. „Endlich frei“, dachte sie und atmete die salzige Luft ein.
Bereits als Kind liebte sie dieses kleine Paradies, das nur für sie allein zu existieren schien. Nachdem ihre Großeltern verstarben, wurde das alte Haus am Strand hin und wieder für ein romantisches Wochenende an Touristen vermietet, da ihren Eltern die Einsamkeit der Insel nichts gab.
Doch nun lag es in ihren Händen und sie hatte sich entschieden. Kein Fremder sollte mehr über die Schwelle ihrer Erinnerung treten, sollte die Spuren ihrer Familie verwischen, die sich im Laufe der Jahre angesammelt hatten. Sie brauchte einen eigenen Platz, an dem sie ganz sich selbst überlassen war, an dem sie ein Mensch sein konnte, fernab von Konvention und Verpflichtung.
„Endlich frei“, wiederholte sie flüsternd und lächelte.
Die abc-Etüden von Irgendwas ist immer stellen wöchentlich drei Worte zur Verfügung, auf dass wir daraus eine Geschichte aus 10 Sätzen schreiben können. Diese Woche sind es Meer, Kind und Mensch. 🙂
Du nimmst mich sofort mit auf die Klippen. Wunderbare, kleine Geschichte. Danke, dass du mit dabei bist!
Liebe Grüße
Christiane
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Danke für die lieben Worte! 🙂
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