[Rezension] Daniel Kraus – Whalefall

Achtung: Neue Angst freigeschaltet!

Werbung | Autor: Daniel Kraus | Titel: Whalefall – Im Wal gefangen |
Übersetzung: Claudia Rapp |
Erscheinungsdatum: 2024 | Verlag: Festa |
416 Seiten | Genre: Roman |

Bewertung: 5 von 5.

Jay versucht es noch stärker. Sein Arm blubbert aus dem schlammigen Boden hervor, umhüllt von der roten Kapuze eines Tintenfischmantels, halb aufgelöst von Säure.
Ein riesiger Augapfel starrt Jay an, während er sich verflüssigt

(S.95)

Inhalt

Eigentlich will Jay bloß nach den verlorenen Knochen seines Vaters im Ozean suchen.
Eigentlich hält er sich von der gefährlich tiefen Zone fern.
Aber wenn man zwischen die Fronten eines Pottwals und eines Riesenkalmars gerät, dann sind eigentlich alle Sicherheitsvorkehrungen egal.

Rezension

Wie viel Handlung kann man in den Bauch eines Wales packen? Genau so viel, dass man atemlos (im wahrsten Sinne des Wortes) mit dem Protagonisten Jay mithechelt, bangt und hofft. Daniel Kraus versteht es meisterhaft, uns Leser mit hinab zu nehmen in den Ozean und uns Ängste zu zeigen, von denen wir bisher nicht mal wussten, dass sie existieren.

Es kursieren immer mal wieder solche Videos, in denen Menschen im Maul eines Wales landen und nur „knapp“ entkommen können. Das „knapp“ ist dabei mehr Clickbait als echte Gefahr, denn die Kehlen der meisten Wale sind schlicht und ergreifend zu schmal, um einen Menschen zu verschlucken. Doch bei einer Walart ist es physikalisch tatsächlich möglich und das ist der Pottwal, mit seinen 18m Körperlänge und seiner Angewohnheit, auch noch in 3000m unter dem Meeresspiegel leben und jagen zu können.

Kinder der heutigen Zeit (also wir) dürften neben dem biblischen Jonas auch gleich an Pinocchio denken, dessen Vater Gepetto ebenfalls in einem Wal festsaß. Nur mit dem Unterschied, dass hier reichlich Platz vorhanden war. In der Realität sieht das ganze etwas anders aus, denn die erste Magenkammer (Pottwale besitzen vier davon) ist nur knapp einen Meter groß. Und jetzt stellt euch vor, dass ihr ausversehen in dieser kleinen, dunklen Kammer eingeschlossen seid. Und von allen Seiten bedrängt werdet, denn der erste Magen ist vorallem eines: ein Kaumuskel. Gemütlich, oder? Kommt dann noch die eigene Panik hinzu, der schwindende Sauerstoffvorrat aus der Taucherflasche, und der steigende Druck des Meeres rings um einen herum – mehr braucht ein realistisches Horrorszenario nicht, wenn ihr mich fragt.

Daniel Kraus wechselt hier gekonnt zwischen dem Hier und Jetzt und früheren Erinnerungen Jays, an seine Mutter, seine Schwestern und immer immer wieder an seinen Vater, vor dem er davon lief, weil er ihn drangsalierte und dem er nie gut genug schien, und der nun doch dank der jahrelang eingetrichterten Fakten Jay hilft, noch ein bisschen mehr zu überleben.

Fazit

Weder Jonas noch Pinocchio und glücklicherweise erst recht kein Moby Dick – sondern etwas ganz besonderes, etwas grausliches und etwas, bei dem man dankbar um jeden eigenen Atemzug ist, den man ungestört machen kann.

Bewertung im Detail

Handlung ★★★★★ ( 5 / 5 )

Atmosphäre ★★★★★ ( 5 / 5 )

Charaktere ★★★★★ ( 5 / 5 )

Sprache ★★★★★ ( 5 / 5 )

Emotionen ★★★★★ ( 5 / 5 )

5 ★★★★★

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Mein Name ist Gabriela, und seit 2017 findet ihr hier Buchtipps aus diversen Genres. Egal ob Fantasy, Horror oder Geschichten aus dem wahren Leben, übersetzt oder englisch –
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