Die vielleicht beeindruckendste Hexe der griechischen Mythologie.
Werbung | Autor: Kalynn Bayron | Titel: This Poison Heart | This Wicked Fate |
Übersetzung: / |
Erscheinungsdatum: 2021 | Verlag: Bloomsbury | Genre: griechische Mythologie / Adaption |

(S.1)


Inhalt
Briseis Greene hat eine Gabe. Pflanzen reagieren auf sie anders als auf andere Menschen. Sie neigen sich ihr zu, sie wachsen in ihrer Nähe. Wenn sie sich konzentriert, kann sie aus einer Wurzel oder einem Blatt eine ganz neue Pflanze entstehen lassen. Nur, dass außer ihren beiden Müttern niemand von dieser Gabe wissen darf. Außerdem entdeckt sie, dass sie scheinbar immun gegen Pflanzengift ist.
Sie und ihre Familie bekommen überraschend Besuch einer Nachlassverwalterin, die ihr mitteilt, dass sie das Haus und das Grundstück ihrer Tante Circe geerbt hat, der Schwester ihrer leiblichen und bereits verstorbenen Mutter Selene.
Als Briseis nun also in diesem alten Haus einzieht, entdeckt sie nicht nur die Freiheit, sich endlich nicht mehr gegen ihre Gabe wehren zu müssen – sie entdeckt auch die Wurzeln ihrer Vergangenheit.
Rezension
Medeas Erbe
Die griechische Mythologie ist sehr weitläufig. Manche Legenden kennt man, manche sind einem ganz neu. Aber zu so gut wie allen gibt es mehrere Versionen, die sich im Laufe der Zeit gebildet haben. Hier wurden Details dazu gepackt, dort wieder was weggenommen. Auch über die Hexe von Kolchis – nämlich Medea – gibt es so einige Geschichten, auch wenn ihr blutiger Weg bei den großen Sagengestalten der griechischen Antike immer ein wenig unter dem Radar fliegt. Kalynn Bayron hat sich nun also dieser Frauenfigur angenommen. Nur hat sie nicht die ursprüngliche Geschichte neu interpretiert – sie hat sie weitergesponnen und Medeas Erben in die heutige Zeit versetzt.
In Bayrons Version hat Medea ihre beiden Kinder, die sie mit Jason hatte, zwar ebenfalls vergiftet, doch hier haben sie überlebt und ebenfalls eine Immunität gegen Pflanzengift entwickelt. Und diese Immunität zieht sich nun durch den weit verzweigten Stammbaum, bis dieser schlussendlich bei Briseis Greene endet. Nur, dass die bis zum Teenageralter nicht einmal von ihrer mythischen Abstammung weiß. Erst, als sie das alte Anwesen der Colchi Familie erbt, entdeckt sie die lang verborgenen Geheimnisse. Unter anderem einen Garten, der einen Giftgarten abschirmt, der wiederum ein schlagendes Herz beherbergt.
Mehr möchte ich dazu gar nicht sagen, denn um dieses Herz – wer hätte das beim Titel des Buches je geahnt – geht es schlussendlich. Es muss geschützt werden, seit hunderten von Jahren, geschützt vor der Gier der Menschheit, die sich Unsterblichkeit und noch mehr von dieser höchst giftigen Pflanze erhoffen.
This Poison Heart entwickelt dabei einen unwiderstehlichen Sog aus familiärer Behaglichkeit, neuen Freundschaften und spannenden Entdeckungen bis hin zu einem fiesen Ende, bei dem mir ganz anders wurde.
Also nichts wie ran an This Wicked Fate, den zweiten Teil dieser Dilogie. Doch durch das plötzliche Auftauchen verschiedenster neuer Charaktere ändert sich die liebgewonnene Dynamik des ersten Bandes. Es wird plötzlich viel geredet und auf etwas gewartet und noch mehr geredet. So dass es, als es dann endlich soweit ist, dass wir zum finalen Abenteuer aufbrechen können, schon fast mit meiner Geduld zu Ende ging. Aber irgendwann ist es ja soweit, die Taschen sind gepackt und wir brechen auf zu einer Insel, die es so gar nicht geben dürfte. Zumindest nicht, wenn man den heutigen Kartenaufzeichnungen Glauben schenkt. Und doch ist sie da und wartet bereits auf uns. Das ist ebenfalls ein kleiner Kritikpunkt von mir, diese plötzliche Verfügbarkeit. Denn seit Medeas Zeit wurde diese Insel gesucht und nie gefunden. Selbst die Familie Colchi, also Briseis Vorfahren suchten nach Aiaia – vergeblich. Doch jetzt fällt binnen kürzester Zeit der letzte Groschen, jetzt wo man es am dringendsten braucht. Das ist praktisch, keine Frage. Aber irgendwie auch unglaubhaft.
Davon mal abgesehen war diese Dilogie jedoch trotzdem ein spannendes Abenteuer, bei dem es nicht nur antike Verflechtungen mit unserer heutigen Zeit zu bestaunen gab, sondern vor allem wunderschöne Bande, die geknüpft wurden. Seien es Freundschaften oder die erste wirkliche Liebe, oder das tief verwurzelte Verständnis für das, was eine Familie ausmacht. Das Zwischenmenschliche kam definitiv nicht zu kurz.
Fazit
Die Verknüpfungen mit dem Mythos der Medea machen diese kleine Reihe zu etwas ganz besonderem. Aber auch, wenn man sich dafür jetzt weniger begeistern kann, bekommt man mit This Poison Heart und This Wicked Fate eine wunderschöne Geschichte voller Magie, Freundschaft und (queerer) Liebe.
Bewertung im Detail
Handlung ★★★★☆ ( 4 / 5 )
Atmosphäre ★★★★★ ( 5 / 5 )
Charaktere ★★★★★ ( 5 / 5 )
Sprache ★★★★☆ ( 4 / 5 )
Emotionen ★★★★☆ ( 4 / 5 )
= 4.4 ★★★★


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