[Abenteuerlust] David Grann – Der Untergang der Wager
Hoch geschätzte Abenteurer!

In einer Welt, in der jeder Teil bereits entdeckt wurde – oder zumindest den Anschein erweckt -, wo kein Geheimnis mehr den immerfort kreisenden Satelliten über unseren Köpfen verborgen bleibt, fehlt uns doch eines mit Sicherheit am meisten: Das Abenteuer. Aber kennen wir tatsächlich alle Mythen, alle verborgenen Landstriche, alle Expeditionen, die wir Menschen im Laufe der Jahre und Jahrhunderte unternommen haben? Ich möchte euch mitnehmen in längst vergangene Zeiten, auf die Spuren früherer Forscher oder auf die Reisen heutiger Abenteurer.

Die Faszination für maritime Geheimnisse, Schiffe – und deren Untergang – und all das, was die wagemutigen Seefahrer danach erwartet, ist bei mir ungebrochen. Begeben wir uns heute auf einem Kriegsschiff namens Wager im 18. Jahrhundert auf zu ihrer letzten Fahrt.

Werbung | Autor: David Grann | Titel: Der Untergang der Wager |
Übersetzung: Rudolf Mast |
Erscheinungsdatum: April 2024 | Verlag: C. Bertelsmann |
432 Seiten | Genre: Sachbuch |

Bewertung: 5 von 5.

Die einzige unbefangene Zeugin war die Sonne. Seit Tagen schon konnte sie beobachten, wie das eigentümliche Gefährt über den Ozean torkelte und von Wind und Wellen erbarmungslos herumgestoßen wurde.

(S.13)

Im September 1740 brach eine Kriegsflotte der britischen Marine auf, um die spanische Flotte zu dezimieren und, wenn möglich, eine mit Schätzen beladene Galeone zu überfallen.

Im Januar 1742 erreicht dann ein notdürftig zusammengeschustertes Segelboot die Küste Brasiliens, an Bord die letzten dreißig Überlebenden der Wager, eines der Kriegsschiffe unter der Leitung Kommodore Ansons.

David Grann hat es sich in diesem Buch nun zur Aufgabe gemacht, aus all den überlieferten Dokumenten, Log- und Tagebüchern eine abenteuerliche Geschichte zu erzählen, die alle Sichtweisen versucht zu ergründen, und hinter das zu blicken, was in all der Zeit durch Verschönerungen und Romantisierungen der Seefahrerei noch übrig bleibt.

Der Untergang der Wager | Innenseite

Der Untergang der Wager, ein als Kriegsschiff umgebautes Handelsschiff, ist sowohl menschlichem Versagen als auch den Kräften der Elemente geschuldet. Auf ihrem Weg von Großbritannien nach Chile müssen die Seefahrer Kap Hoorn am südlichsten Punkt des amerikanischen Kontinents umrunden, eine der gefürchtetsten Stellen der Weltmeere, an der der Pazifik mit dem Atlantik zusammentrifft und meterhohe Wellen, Stürme und peitschender Regen alltäglich sind. Die Mannschaft ist bereits von Gelbfieber, Skorbut und Hunger gezeichnet und dezimiert, so dass dieses sowieso schon waghalsige Unterfangen zur reinen Tortour für die Mannschaften wird.

Weil in diesen Breiten rund um den Globus kein Land ist, das Wind und Wellen aufhalten könnte, ist die See oft besonders rau, die Wellen nehmen 20.000 Kilometer Anlauf und entwickeln auf dem Weg von einem Ozean zum anderen eine ungeheure Kraft.

(S.94)

Es kommt, wie es kommen muss – die Wager wird durch den Sturm von der restlichen Flotte abgetrieben und läuft schlussendlich zwischen zwei aus dem Wasser ragenden Felsen auf. Und hätte man gedacht, bis hierhin war es schon schlimm, es wird noch schlimmer. Die Überlebenden retten sich auf eine unbewohnte Insel, die nichts als krumme, windgebeugte Bäume, hohe Felsen und keine nennenswerte Tierpopulationen bietet. Von den ehemals 250 Besatzungsmitgliedern sind nur rund 145 zu diesem Zeitpunkt übrig.

Seine Informationen bezieht David Grann aus verschiedensten Quellen, doch Stückmeister Bulkleys akribische Tagebucheinträge scheinen mit am ergiebstigen zu sein, wenn es um das Befinden der Überlebenden geht. Das ganze Grauen dieses Schiffbruchs und der späteren Versuche, sich zurück nach England durchzuschlagen, erzählt Grann spannend und detailliert, ohne je Partei für eine Seite zu ergreifen. Denn die Meuterei, die der Untertitel bereits preisgegeben hat, die ist nicht ohne. Wie es dazu kam, wie Bulkley und seine Anhänger ihren Standpunkt verteidigen und was Kapitän Cheap dazu tatsächlich beigetragen hat, das alles wird vor uns ausgebreitet, so dass wir uns am Ende selbst ein Bild davon machen können, wem wir mehr vertrauen würden: dem Kapitän oder dem Rest der Mannschaft.

Ein interessantes Detail noch zum Schluss: John Byron ist als zu Beginn sechzehnjähriger Fähnrich mit an Bord der Wager. Und sein Kampf ums Überleben und seine Abenteuer beeinflussten maßgeblich später die Gedichte seines Enkels, den berühmten Lord Byron.

Herzlichen Dank an den Bertelsmann Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

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Mein Name ist Gabriela, und seit 2017 findet ihr hier Buchtipps aus diversen Genres. Egal ob Fantasy, Horror oder Geschichten aus dem wahren Leben, übersetzt oder englisch –
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