Ein Stück wiederentdeckte Zeitgeschichte.

Werbung | Autor: Louise Meriwether | Titel: Eine Tochter Harlems |
Übersetzung: Andrea O’Brien |
Erscheinungsdatum: 17. Oktober 2023 | Verlag: Rowohlt |
304 Seiten | Genre: Roman |

Bewertung: 4 von 5.

Ich versuchte, wieder dieses zärtliche Gefühl für Harlem zu empfinden, das ich noch vor ein paar Wochen gehabt hatte, aber es wollte mir nicht gelingen.

(S.283)

Inhalt

Harlem, 1934. Die zwölf Jahre alte Francie wächst als drittes Kind ihrer Familie in äußerst bescheidenen Verhältnissen auf. Nachdem der Vater seine Arbeit verlor, arbeitet er nun als Einsammler für die illegale Straßenlotterie, bei der auch seine Familie eifrig mitmacht. Ihre beiden älteren Brüder besuchen zwar ebenso wie sie die Schule, werden aber immer mehr desillusioniert von ihrer zu erwartenden Zukunft, und auch für Francie wird es immer schwerer, über die herrschenden Verhältnisse in Harlem hinwegzusehen.

Rezension

Mit Eine Tochter Harlems von Louise Meriwether hat der Rowohlt Verlag eine Geschichte wiederentdeckt, die bereits 1970 veröffentlicht, doch bisher nie übersetzt wurde. Ein zeitgeschichtliches Zeugnis über das Leben eines jungen, Schwarzen Mädchens in einem Armenviertel der pulsierenden Stadt New York. Francie ist zwölf, auf der Schwelle zum Erwachsenwerden, und schon jetzt ständig damit konfrontiert, wie wenig Respekt die Welt vor ihr als Schwarze Frau hat. Sie ist nicht dumm, aber sie ist eine Träumerin, die Übergriffigkeiten in Kauf nimmt, um hier und da etwas mehr zum Überleben zu haben.

Was wir in diesem teilweise recht lapidar erzählten Roman finden, ist eine Aneinanderreihung von schrecklichen Ereignissen, die zum Alltag gehörten. Der Verlust der Arbeit, die Unruhen auf den Straßen, die ungewisse Zukunft und das Fehlen besserer Perspektiven bestimmen den Alltag von Franices Familie und ihren Nachbarn. Dazwischen immer wieder die Übergriffe auf Francie, ob sie nun vom Metzger kommen, der einen Suppenknochen mehr dafür in den Einkaufsbeutel packt, oder auch von jungen Männern aus ihrem Freundeskreis. Das Ganze klingt zusammengefasst ziemlich trostlos, und ganz ehrlich, dieses Buch ist keine besonders fröhliche Lektüre. Aber dennoch kann man das Buch schließen und ein wenig Hoffnung hegen. Hoffnung, dass Francie doch noch einen Weg findet, um aus diesem Elend zu fliehen. So, wie es auch Louise Meriwether geschafft hat.

Fazit

Keine Sonntagslektüre, aber ein wichtiges Zeitzeugnis.

Bewertung im Detail

Handlung ★★★★☆ ( 4 / 5 )

Atmosphäre ★★★★★ ( 5 / 5 )

Charaktere ★★★★☆ ( 4 / 5 )

Sprache ★★★★☆ ( 4 / 5 )

Emotionen ★★★★☆ ( 4 / 5 )

4.2 ★★★★

schnörkel

Herzlichen Dank an den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

Eine Antwort zu „[Rezension] Louise Meriwether – Eine Tochter Harlems”.

  1. Avatar von Rückblick auf den Oktober – Buchperlenblog

    […] inhaliert und liebe diese Reihe mittlerweile wirklich sehr. Und mit Louise Meriwether habe ich Eine Tochter Harlems kennengelernt, ein wirklich außergewöhnliches Buch über das Leben als Schwarze Frau in den […]

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Mein Name ist Gabriela, und seit 2017 findet ihr hier Buchtipps aus diversen Genres. Egal ob Fantasy, Horror oder Geschichten aus dem wahren Leben, übersetzt oder englisch –
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