[Rezension] Shaun Hamill – Das Haus der finsteren Träume

Unheimlich und auf unterschwellige Art und Weise berührende Geschichte über Monster … und Monster.

Werbung | Autor: Shaun Hamill | Titel: Das Haus der finsteren Träume |
Übersetzung: Jürgen Langowski |
Erscheinungsdatum: 1990 | Verlag: Heyne |
461 Seiten | Genre: Mystery / Coming-of-Age |

Bewertung: 5 von 5.
anführung_unten

Als Sydney die Stadt betritt, ist sie voller Angst, im Herzen hallt ein Schrei nach. Die Furcht verfliegt jedoch fast auf der Stelle, sobald sie vor dem Haus steht, in dem sie die erste Hälfte ihrer Kindheit gelebt hat.

(S.120)

anführung_oben
schnörkel

Inhalt

Die Geschichte beginnt im Jahr 1965, als Margaret noch eine junge, unverheiratete Frau ist. Die Eltern wollen sie reich verheiratet wissen, doch Margarets Weg scheint ein anderer zu sein. Statt den verwöhnten Erben einer wohlhabenden Familie zu ehelichen, gibt sie ihre Hand dem schüchternen, introvertierten Harry. Der Junge, der Bücher lieber in einer Buchhandlung liest, anstatt sie zu kaufen. Der Junge, der haufenweise Comics und Horrorromane daheim stapelt. Der Junge, bei dessen Mutter eine schwerwiegende psychische Krankheit festgestellt wurde, und der Zeit seines Lebens Angst davor hat, ebenfalls zu erkranken.

Der Junge, der unwissentlich die Monster in Margarets Leben lassen wird.

Rezension

Die Monster des Lebens

Selten kann ich den euphorischen Stimmen bekannter Autoren zustimmen, wenn sie auf Buchrücken ausdrücklich dieses eine Werk in den Himmel loben. Aber als Stephen King sagte „Ich liebe das Haus der finsteren Träume – und Sie werden es auch!“, dann kann ich nur nicken und nicken und abermals nicken. Denn ich habe dieses Buch wirklich geliebt.

Nicht nur wegen des versteckten Horrors, der in der Nacht kratzend vor dem geschlossenen Fenster wartet. Auch nicht nur wegen der Angst davor, was mit den verschwundenen Kindern passiert sein könnte, oder warum Harry Byrne sich zunehmend von einem zuvorkommenden Mann in einen Finsterling verwandelt. Es ist vor allem Noah, der uns diese Geschichte erzählt, der mich an sich binden konnte, der mich innehalten und nachdenken ließ.

Noah, der die Geschichte seiner Familie erzählt, lange bevor er selbst auf der Bildfläche erschien, und noch lange nachdem ihm Teile dieser Familie genommen wurden. Er erzählt uns, wie seine Eltern sich kennenlernten, wie sie erst Sydney und später Eunice bekamen. Eine glückliche kleine Familie. Bis auf die Monster mit den orangefarbenen Augen, die des Nachts um das Haus der Familie schleichen, die irgendwie alle bemerken, über die aber niemals geredet wird. Auch Noah wird eines dieser Wesen sehen können, aber er wird auch mit ihm reden. Ihm seine Freundschaft anbieten. Und damit die Mauern zum Einsturz bringen, die jahrelang um dieses Geheimnis aufgebaut wurden.

Neben jenen mysteriösen Kreaturen sind es aber vor allem die Monster des täglichen Lebens, die uns in diesem Buch begegnen werden. Familienstreits, Krankheiten, Verlust, Ängste. Dabei spielt das Erwachsenwerden Noahs eine wichtige Rolle, denn so wie er wächst, so wachsen auch die Probleme der Familie bis ins schier Bodenlose. Seine älteste Schwester Sydney verschwindet spurlos, Eunice findet sich in Depressionen wieder. Wie die Monster in diese Geschichte passen? Das müsst ihr selbst herausfinden, aber ich verspreche euch, der Weg lohnt sich.

Fazit

Man kann nicht viel verraten, um der Geschichte nicht den Zauber zu rauben, den sie allmählich ausbreitet. Weder sprunghafte Horroreffekte noch besonders actionreiche Szenen buhlen hier um die Aufmerksamkeit des Lesers. Vielmehr ist es diese unterschwellig bedrohliche Atmosphäre wie in einem guten Schauerroman früherer Jahre, die einen dieses Buch nicht mehr aus den Händen legen lässt. Und es sind die Figuren darin, die scheinbar unscheinbare Familie mit ihren versteckten Monstern, der realen und irrealen Welt, die diese Geschichte zu etwas ganz besonderem machen.

Bewertung im Detail

Idee ★★★★★ ( 5 / 5 )

Handlung ★★★★☆ ( 4 / 5 )

Charaktere ★★★★★ ( 5 / 5 )

Sprache ★★★★★ ( 5 / 5 )

Emotionen ★★★★★ ( 5 / 5 )

= 4.8 ★★★★★

Weitere Meinung

Pink Anemone

Erinnert an:

Shirley Jackson – Spuk in Hill House

schnörkel

Herzlichen Dank an den Heyne Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

11 Comments on “[Rezension] Shaun Hamill – Das Haus der finsteren Träume

    • Das hat es tatsächlich! Ich würde das Buch auch nicht gerade zum ausgewachsenen Horror zählen. Es ist viel mehr das Erwachsenwerden und Bewältigen realer Probleme, durchmischt mit etwas Schauerelementen der klassischen Schule. Und mal hier und da ein wenig Gewalt, die sich aber auch eher zurücknimmt. (Vllt wie beim DinoPark, das hast du ja auch wegstecken können 🙂 )

      Like

    • Huhu Grit!
      Das könnt ich mir auch vorstellen für dich. Ich fand es auf jeden Fall richtig toll, und irgendwie fehlt mir die Atmosphäre des Buches richtig.

      Liebe Grüße!
      Gabriela

      Like

  1. Hallo meine Liebe,

    ich habe tatsächlich auch schon ein Auge auf diesen Roman geworfen und nach deiner tollen Rezension ist klar, dass mir das Buch sowas von gefallen wird! Danke dafür :-*

    Schauerromane sind einfach etwas Tolles, vor allem wenn die Autoren durch die Geschichten einen subtilen Horror fließen lassen, ohne alles damit zu überfrachten.

    Hab einen feinen Abend!

    Liebe Brüße
    Bella

    Gefällt 1 Person

    • Meine liebste Bella!
      Ich denke auch, dass dir die Geschichte gefallen wird! Mich hat sie stark an die Gefühle erinnert, die ich beim Spuk in Holl House entwickelt habe, einfach dieses Wissen, dass etwas ganz und gar nicht mit rechten Dingen zugehen kann.

      Hab ganz viel Lesefreude damit! :*
      Gabriela

      Gefällt 1 Person

      • Danke meine Liebe 🙂 ich freu mich schon sehr darauf!

        Ich wünsche Dir ein wundervolles Wochenende 🙂

        Sonnige Grüße
        Bella

        Gefällt 1 Person

  2. Das war jetzt ziemlich gemein! 🙂
    Ich habe vergangenen Freitag zufällig beim Stöbern Deinen Blog entdeckt und bin beim Scrollen über die „Jack“-Tasse im Bild gestolpert. Dadurch las ich dann Deine Rezension und das hatte zur Folge, dass ich sofort zur Buchhandlung fuhr, um mir das Buch zu kaufen! *seufz* Es ist nicht mein Genre und mein Haus ungelesener Bücher ist riesig… aber ich konnte einfach nicht widerstehen.
    Liebe Grüße,
    Barbara

    Gefällt 1 Person

    • Hallo Barbara!
      Ach mensch – ich tät mich ja entschuldigen, aber eigentlich … Nö. Einfach nö. 😀 Ich freu mich, dass ich dich zu einem Kauf verführen konnte, der entgegen deiner sonstigen Lesegewohnheiten liegt – und vllt ist das Haus der finsteren Träume ja trotzdem – oder gerade deshalb – etwas für dich. 🙂

      Alles Liebe!
      Gabriela

      Like

      • Hey.
        Nun. Ich habe dem Manne angedeutet, dass ich es nur lese, wenn er zu Hause ist. Mal sehen, wann ich es anfangen werde. Im Moment lese ich „die langen Abende“ von Elizabeth Strout und habe noch einen kleinen Stapel Rezensionsexemplare vor mir. Liebe Grüße

        Gefällt 1 Person

  3. Pingback: „Das Haus der finsteren Träume“ von Shaun Hamill – Nicht noch ein Buchblog!

Du möchtest was sagen? Dann los!