[Comic-Empfehlung] Dorison & Delep – Schloss der Tiere (1)

Ob Mensch oder Tier, wer Macht über andere Lebewesen besitzt, wird schnell gierig.

Werbung | Autor: Xavier Dorison | Zeichner: Félix Delep |
Titel: Schloss der Titel – Miss Bengalore | Erscheinungsdatum: Juni 2020 |
Verlag: Splitter | 72 Seiten |
Genre: Romanadaption | Reihe: Band 1 von 4 |

Bewertung: 4.5 von 5.

Inhalt

Irgendwo in Frankreich steht ein verlassenes Schloss. Doch so verlassen ist es gar nicht, denn die tierischen Bewohner des Schlosses, das schon früher zum Bauernhof umfunktioniert wurde, sind noch da. Der mächtige Stier Silvio führt die Hoftiere mit eiserner Faust – pardon, Huf! – und bringt die kleine Republik so zu Ruhm und Ehre. So zumindest stellt er sich das vor, denn seine Untergebenen sehen das Ganze ein wenig anders.

Rezension

Vier Beine guuut, zwei Beine schleeecht!

Wer bei dieser Einleitung direkt die Augenbraue hebt und sagt: Moment, das kenn ich doch irgendwoher?, der liegt genau richtig. George Orwell zeichnete bereits 1945 mit seiner „Farm der Tiere“ ein Bild der Revolution, die am Ende gar nicht so revolutionär war. Die Tiere lehnten sich gegen die Menschen auf, gewannen die Farm für sich, schnupperten kurz an dem süßen Duft der Freiheit und begannen schlussendlich damit, das ewige Rad der Unterdrückung erneut zu bedienen. Sehr eindringlich ist mir hierbei der Trickfilm noch in Erinnerung geblieben, den ich als Kind häufig gesehen habe. Düstere Bilder, die eine düstere Geschichte illustrierten.

Diese Comicadaption von Dorison und Delep hingegen glänzt mit mehr Farbenpracht. Auch wenn auch hier der Stift nicht vor den Gräueltaten zurückschreckt, die die aus Jagdhunden bestehende Garde des Präsidenten unter den Hoftieren anrichtet, so steckt in den unfassbar schönen Zeichnungen doch ein wenig mehr Hoffnung. Die Geschichte steigt ein, als das Huhn Adelaide an den sogenannten Gerichtspfahl gebunden wird. Ihr Verbrechen? Das Verstecken eines Eis. Die Strafe? Zerfleischung durch die Garde. Doch diese Ungerechtigkeit stößt einem Tier ganz besonders auf, der ältlichen Gans Margerite. Als wenig später die Essensrationen weiter verringert werden sollen, zettelt sie kurzerhand eine kurze, aber einprägsame Revolte an.

Schloss der Tiere | Innenseite

Doch Gewalt als Reaktion auf Gewalt kann nie der richtige Weg sein. Miss Bengalore, eine Katze, die allein mit zwei jungen Kätzchen zurecht kommen muss, lässt sich langsam aber sicher auf einen etwas anderen Weg ein. Gemeinsam mit einem Gigolo von einem Hasen, und einer aus der Fremde kommenden Ratte versuchen sie nun, die Hoftiere zu einer geschickteren Revolte zu vereinen.

Schloss der Tiere | Innenseite

Doch auch die Führungsriege ist nicht untätig. Unerbittlich werden die Erzeugnisse der Tiere eingetrieben, um sie den Wölfen zum Tausch zu geben. Dass hier falsches Spiel mit den tierischen Bürgern gespielt wird, die Kleinen unterdrückt werden, um die Großen zu bemächtigen, das ist von Anfang an klar. Doch wohin das Ganze noch führen soll, darauf bin ich in den folgenden Bänden gespannt.

Fazit

Ich finde diese Adaption des Klassikers von Orwell mehr als gelungen. Auch wenn man deutlich die Parallelen sieht, so findet der Comic doch seinen ganz eigenen Weg, um mit den Werten der Geschichte umzugehen. Mit Humor gegen die Ungerechtigkeit anzugehen, ist auf jeden Fall ein interessanter Part und lässt auf ein besseres Ende hoffen, als es den Tieren auf der Farm vergönnt war.

Bewertung im Detail

Idee ★★★★★ ( 5 / 5 )

Handlung ★★★★★ ( 5 / 5 )

Charaktere ★★★★★ ( 5 / 5 )

Zeichnungen ★★★★★ ( 5 / 5 )

Emotionen ★★★★☆ ( 4 / 5 )

= 4.8 ★★★★★

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Vielen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

12 Comments on “[Comic-Empfehlung] Dorison & Delep – Schloss der Tiere (1)

  1. Liebes, welch ein schöne Rezension. Ich kannte den Comic bis jetzt noch gar nicht habe aber schon viel von Farm der Tiere gehört. Ich finde es spannend, wenn solch ein Thema in einen Comic verpackt wird, dass macht das Lesen meiner Meinung nach irgendwie „einfacher“ – trotz der Thematik!

    Wünsche dir eine tolle Woche ❤

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    • Liebste Elizzy! ♥
      Japp, da kann ich dir nur zustimmen. Das Original hab ich noch nicht gelesen, weiß aber durchaus über die Grausamkeiten bescheid, die dort passieren. Der Comic beschönt die Unterdrückung nicht, aber er zeigt auch die besseren Seiten der Geschichte, das Miteinander der Kleineren zum Beispiel.

      Dasselbe wünsch ich dir! ♥

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  2. Hab jetzt deine Kritik erst gelesen, nachdem meine fertig war 😛
    Und wir haben direkt einen Ausschnitt aus dem Comic 1:1 übernommen (den oberen) XD

    Mir hat der Auftakt auch gut gefallen. Bin sehr gespannt, wie man das noch in den nächsten Bänden umsetzt!
    Hattest du mal das Buch von Orwell gelesen?

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    • Hallöchen 😄
      Dieser Ausschnitt ist aber auch ganz besonders einprägsam, fand ich =)

      Da bin ich auch sehr gespannt, 3 weitere Bände versprechen ja auf jeden Fall noch so einiges, was auf uns zukommen könnte. Animal Farm hab ich bisher nicht gelesen, ich kenn nur die Verfilmung. Kennst du denn das Buch?

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      • Nein, der Klassiker ging an mir vorbei. kenn ihn halt nur inhaltlich, aber nie gelesen. Aber eine Leseprobe hat mich jetzt auch noch nicht dazu verleitet es zu lesen XD

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      • 😀 Manche Geschichten eignen sich einfach besser, von jemand anderem zusammengefasst zu werden. (Ich empfand auch 1984 nicht als so hochgradig genial, wie es meistens angepriesen wird … aber psssst. 😀 )

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  5. Oh weh. Da werden ja düstere Erinnerungen wach. Mir hat „Die Farm der Tiere“ als Zeichentrickfilm in der Kindheit das Herz gebrochen! Das war für mich viel zu düster und grausam. Meine Schwester hingegen hat das geliebt.
    Ebenso düster fand ich die Verfilmung von „Unten am Fluss“. Da habe ich dann sogar vor zwei Jahren versucht, das Buch zu lesen, was mich aber nicht sehr packen konnte.

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    • Huhu Barbara!
      Tatsächlich hab ich den Trickfilm sehr gern geschaut als Kind, wohingegen mir Watership Down noch heute albtraumhafte Zustände beschert. Das Buch dazu habe ich ebenfalls vor 2 oder 3…. Jahren gelesen, die Rezension findest du auch hier. Mir hat das Buch wesentlich besser gefallen als der fatale Film, auch wenn ich auch da die Beklemmung nicht ganz abstellen konnte, die mich einfach immer bei dieser Geschichte beschleichen wird.

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      • Liebe Gabriela.
        Ich vermute einfach, dass mir der Trickfilm zum einen im falschen Alter begegnet sein könnte. Ich habe zu diesem Zeitpunkt sehr mit den sozialen Ungerechtigkeiten gehardert und das Schicksal Boxers hat mich fertig gemacht. Zum anderen bin ich bis heute sehr sensibel, wenn Tieren Leid geschieht. Ich konnte als Kind nicht einmal Lassie schauen, weil ich es nicht aus hielt, wenn sie in Schwierigkeiten war. Und dass, obwohl ich ja wusste, dass alles gut werden würde. Lächel.

        Ja, Watership Down hatte eine sehr trostlose und albtraumhafte Atmosphäre. Da bin ich ganz bei dir. 😕

        Ich wünsche dir einen schönen Nachmittag. Mögen Dir keine düsteren Zeilen begegnen. 🙂

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