[Rezension] Jack London – Der Ruf der Wildnis

Harter Tobak, schwer verdaulich und doch in Auszügen wunderschön.

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Werbung | Autor: Jack London| Titel: Der Ruf der Wildnis|
Übersetzer:  Lutz-W. Wolff |
Erscheinungsdatum: Neuübersetzung Januar 2020 | Verlag: dtv|
150 Seiten | Genre: Klassiker |

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Buck las die Zeitungen nicht, sonst hätte er gewusst, dass sich etwas zusammenbraute an der Küste von San Diego bis Puget Sound, nicht nur für ihn, sondern auch für alle anderen Hunde mit starken Muskeln und langhaarigem, warmem Fell.

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Inhalt

Wenn das Gold am Klondike ruft, geraten die Menschen in Aufruhr. Mit Sack und Pack treffen hunderte von ihnen am Ende des 19. Jahrhunderts in Nordamerika ein. Die Nachfrage für Schlittenhunde ist groß, weshalb auch Buck, ein kräftiger Bernhardiner-Mischling aus dem Süden geraubt und zu einem solchen ausgebildet wird. Am Yukon lernt er aber nicht nur die barbarische Seite des Menschen kennen, sondern auch den Ruf der Wildnis.

Rezension

Qualen für die Freiheit

Jack Londons Ruf der Wildnis ist ein Klassiker der Weltliteratur. Da er nun Ende Februar ins Kino kommt, wollte ich endlich selbst zur Geschichte greifen, um Buck kennenzulernen. Buck ist ein gutmütiger Riese, ein sonnenverwöhnter Südländer, der den ganzen Tag nichts weiter tut, als den Herrschaften Gesellschaft zu leisten. Doch dann wird er entführt und verkauft und gerät so in den kalten Norden des Landes. Hier prügelt man ihm das frühere Leben wortwörtlich aus den Knochen – und seid versichert, an diesen Stellen musste ich das Buch öfter einmal weglegen, zu groß war der seelische Schmerz. Nachdem sich Buck also unterzuordnen gelernt hat, bricht er mit einigen anderen Hunden zu seinem ersten Trail auf. Die Kälte, das wenige Essen und die Hackordnung innerhalb des Rudels, all das bereitet Buck anfangs Probleme. Einzig mit seinen neuen Besitzern scheint er Glück zu haben.

Doch diese wechseln am Yukon ab und nicht alle sind so versiert im Umgang mit Tieren. Die Schrecken, die Buck bevorstehen, sind einfach nur widerwärtig zu nennen. Bis er endlich John Thornton kennenlernt, ist er mehr als einmal dem Tode nahe. Doch ab diesem Zeitpunkt wendet sich das Leben des Rüden zum besseren. Nicht nur erfährt er, wie es ist zu lieben, sondern auch, was es heißt ein wildes Geschöpf zu sein. Denn der Ruf der Wildnis lockt ihn, umgarnt ihn, zeigt ihm die Ursprünge seiner Rasse.

Jack London hat mich mit seiner Geschichte um den Schlittenhund Buck emotional umgehauen. Quälereien und Misshandlungen von Tieren gehen mir immer sehr nah und oftmals brauchte ich einen kurzen Moment, um Gelesenes sacken zu lassen. Doch trotzdem ist dieses Buch nicht nur furchtbar in den Gefühlen, die es weckt. Dadurch, dass Buck langsam zu sich selbst findet, eröffnet sich uns Lesern ebenfalls eine Welt voller Wildheit, Gefahren, herrlicher Ursprünglichkeit. Und genau diese Mischung tut der Geschichte gut.

Übrigens war Jack London in der Zeit vor seiner großen Schriftstellerkarriere selbst in Alaska und beteiligte sich am Goldschürfen, bevor ihn eine Krankheit beinahe umbrachte. Er kennt sich also aus, wenn er von den fünfzig Grad minus berichtet, den plötzlichen Schneewehen und der Gefahr auf dem vereisten Fluss.

Fazit

Dieser Klassiker hat in all den Jahren nichts an seiner Eindringlichkeit verloren, und ich bin froh, ihn jetzt zu meinen Schätzen gesellen zu dürfen. Nun blicke ich voller Vorfreude auf den Film und lege schonmal das ein oder andere Taschentuch bereit.

Bewertung im Detail

Idee ★★★★★ ( 5 / 5 )

Handlung ★★★★★ ( 5 / 5 )

Charaktere ★★★★☆ ( 4 / 5 )

Sprache ★★★★★ ( 5 / 5 )

Emotionen ★★★★★ ( 5 / 5 )

= 4.8 ★★★★★

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9 Comments on “[Rezension] Jack London – Der Ruf der Wildnis

  1. Oh Jack London! Da habe ich mal Wolfsblut gelesen als Jugendliche und fand das damals unglaublich toll! 😀 Auch diese Geschichte klingt sehr spannend 😀 ich wünsche dir schon mal ganz viel Spass beim Film!

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    • Wolfsblut würd ich sehr gern jetzt auch noch lesen, da es da ja andersrum zugeht. 😀 Ich hatte mir eingebildet, dass du auch den Ruf der Wildnis letztes Jahr gelesen hättest … aber das schein ich verwechselt zu haben. 😀 ♥

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  2. Hallo Gabriela,

    wie Elizzy habe auch ich Wolfsblut gelesen und wir können alle Drei wohl ein Lied davon singen wie einem das Herz blutet, wenn ein Vierbeiner leidet.
    Jack London hat einen sehr eindringlischen Schreibstil und setzte die Natur in den Mittelpunkt. Das hat mit gut gefallen.
    Buch und Film zu „Ruf der Wildnis“ sollte ich mir also noch antun 🙂

    Liebe Grüße
    Tina

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    • Huhu Tina!
      Wolfsblut möchte ich auf alle Fälle auch noch lesen von ihm, ie Umkehrung der Geschichte ist mit Sicherheit ebenfalls sehr lesenswert. Ich wünsche dir auf jeden Fall gute Unterhaltung mit dem RUf der Wildnis, der Film ist allerdings um einiges entschärft worden in seiner Brutalität. Dafür hat man hin und wieder Tränchen in den Augen.

      Liebe Grüße!
      Gabriela

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  3. Tiergeschichten sind nicht unbedingt einfach zu schreiben, aber dieser Roman gehört definitiv zu den besten und hat nicht umsonst den Ruf eines „Weltklassikers“ 🙂

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