[Rezension] Kai Meyer – Das Fleisch der Vielen

Ein Comic, der viele Fragen offen lässt und doch zum Nachdenken anregt.

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Werbung | Autor: Kai Meyer| Zeichner: Jurek Maslotike | Titel: Das Fleisch der Vielen |
Erscheinungsdatum: November 2018 | Verlag: Splitter| 96 Seiten | Genre: Graphic Novel| Reihe: Einzelband |

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Der alte Kasten war seit über zwanzig Jahren verlassen.

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Inhalt

Das Astoria in Leipzig steht seit vielen Jahren leer, die Eingänge sind verriegelt, die Fenster blind. Bei tobenden Straßenschlachten suchen Jana und Tim Zuflucht in dem alten Gemäuer. Doch was sie nicht wissen, ja, nicht ahnen können, das ist das Grauen im Inneren.

Rezension

Das Fleisch der Vielen stillt den Hunger des Kollektivs

Willkommen in dem größten Spukhaus Deutschlands, willkommen in … Leipzig? Zugegeben, an dem alten Kasten führt mein Weg mich immer wieder vorbei, ist es doch meine Stadt von der wir hier reden. Aber dass es darin spukt, das war mir neu. Schnell war also die Neugier geweckt, Das Fleisch der Vielen von Kai Meyer musste einziehen!

Und welches Grauen mich im Inneren erwartet hat! Es ist haarig und monströs, es ist schattenhaft und gar nicht so richtig zu (be-)greifen. Fest steht jedoch für mich, die farbintensiven Zeichnungen unterstützen zwar die Geschichte, doch sind sie teilweise so abstrakt, dass ich Probleme hatte zu erkennen, was ich hätte sehen sollen. Natürlich ist das hier keine Reise durch ein beschauliches Häuschen, doch manchmal hätte ich mir wirklich mehr Detailliertheit gewünscht, etwas zum entdecken und erkennen. Alles scheint etwas zu verbergen, selbst die beiden Charaktere Jana und Tim blieben mir seltsam fern. Aber wenn ich genauer darüber nachdenke, ist auch das wieder der Geschichte zuträglich.

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Die Geschichte an sich hat es durchaus in sich und ich habe mich gefreut, dass sie nochmal in Textform dem Comic angefügt wurde. So entstand Wissen, wo woher nur difuses Dunkel herrschte.

Übrigens, so sieht das Spukhotel in der Leipziger Innenstadt – zumindest von außen – aus. Gar nicht so gruselig, oder? Aber wer weiß, was drinnen auf uns lauert. Vielleicht wirklich die lebendig gewordene Vergangenheit?

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Fazit

Eine äußerst interessante Geschichte, die in der Umsetzung durchaus Platz für mehr Details und Ausschmückung gehabt hätte. Für Freunde der abstrakten Zeichnungen, der Schatten und Gruselmomente jedoch gut geeignet!

Bewertung im Detail

Idee ★★★★☆ ( 4 / 5 )

Handlung ★★★★☆ ( 4 / 5 )

Charaktere ★★★★☆ ( 4 / 5 )

Zeichnungen ★★★☆☆ ( 3 / 5 )

Emotionen ★★★★☆ ( 4 / 5 )

= 3.8 ★★★★

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Herzlichen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

 

 

9 Comments on “[Rezension] Kai Meyer – Das Fleisch der Vielen

  1. Kia ora, Gabriela.
    Zwischen Deinen Zeilen scheint ein wenig durch, dass Dir ein Roman mehr zugesagt hätte, als die Geschichte hier in stehenden Bildern. Woran die Umsetzung der Idee(n) wohl haperte!?
    Ein Comic sollte ja seine Story per se erzählen können, jetzt ohne angefügtem „Beipackzettel“… 😉

    Zum Foto: Ein wenig abgeschabt wirkt das Ganze doch ein wenig. Was vielleicht am uninspirierten Vorplatz, wie dem Blockhochhaus dahinter liegen mag.
    Vielleicht bin ich auch nur zusehr Nostalgiker ehrwürdiger Hotels. 😎

    „Durch die Nacht mit…George R R Martin & Sibel Kekilli“ inzwischen schon beäugen können?

    bonté

    Gefällt 1 Person

    • Mir hätte ein detaillierterer Zeichenstil zumindest mehr behagt 😉 ich mag Conics mittlerweile sehr gern, aber hier waren mir die Zeichnungen einfach teilweise doch zu . Na ja.. Unausgereift noch. Nicht schlecht, aber da ginge noch mehr.

      Der unspirierte „Vorplatz“ gehört zu unserem Ring, der die Innenstadt verbindet. Daneben findet man den sehr inspirierten Hauptbahnhof, einen der schönsten in ganz Deutschland. Und natürlich wirkt es abgeschabt, es steht ja auch schon jahrzehntelang leer.

      Und nein, bisher noch nicht. Ich komme aktuell zu rein gar nichts..

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  4. Hallo 🙂

    Ich weiß, die Rezension ist schon ein Jahr alt, ich bin aber gerade erst darauf gestoßen.^^

    Deine Kritikpunkte kann ich verstehen. Was ich zum besseren Verständnis der Geschichte und vor allem der Hintergründe empfehlen kann, ist in die zwei Alben „Verfallen – Folge 1: Astoria“ und „Verfallen – Folge 2: Fassaden“ von der Band ASP reinzuhören. Das mag nicht jedermans Musikgeschmack sein (Novel gothic Rock), aber innerhalb dieser Alben thematisiert die Band sozusagen die Vorgeschichte zum Comic. Man erlebt das Hotel von 1919 bishin zu dessen Schließung im Jahre 1996. Man folgt dem Hausmeister, der sich Paul nennt und lernt das lebendige Hotel kennen. Er erzählt von seinem speziellen Verhältnis zu dem Gebäude und von dem Verschwinden von Gästen. Das Hotel tritt innerhalb des Albums als ein lebendiger Körper mit Bewusstsein und Bedürfnissen auf, die Paul versucht der „Dame“ zu erfüllen – und daran selbst zugrunde geht. Auch die Themen des Kollektivs, des schehmenhaften Buckligen und der Haare (als Souvenires) wird angesprochen.

    Vor diesem Hintergrund bekommt der Comic mMn eine weitere Tiefe, da er die Ereignisse, die in den Alben beschrieben werden und die eigentlich mit der Schließung des Hotels enden, in die Gegenwart holt und suggeriert, dass das Hotel noch immer lebt.

    Liebe Grüße,
    Tilly 🙂

    Gefällt 1 Person

    • Liebe Tilly!
      Schön, dass du die Rezension jetzt gefunden hast – ein zu spät gibt es nicht 🙂

      Oh wahnsinn! Das macht auf jeden Fall super neugierig, was du da beschreibst. Ich muss heut abend direkt mal schauen, ob ich die Musik bei Spotify oder so finden kann. Denn das gibt der Geschichte wirklich noch einen weitaus größeren Rahmen. Ich danke dir auf jeden Fall für diesen genialen Tipp!

      Liebe Grüße!
      Gabriela

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      • Liebe Gabriela,

        es freut mich sehr, dich neugierig gemacht zu haben 😊 hast du die Musik auf spotify gefunden (beide albem sind da auf jeden Fall!) und wie findest du die Geschichte hinter diesem Kontext?

        Liebe Neujahrsgrüße,
        Tilly

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